Da steht sie wieder, auf ihrem Platz in der Michelsen-Werft in Friedrichshafen. Im August durfte die Altenrhein zum ersten Mal beweisen, dass sie schwimmen kann. Für die Messe Interboot wurde ihre Außenhaut weiß lackiert, ihr Name in hochglanzpolierten Messinglettern am Bug montiert. Mit ihren stolzen 15 Metern Länge und ihrem hoch aufragenden, senkrechten Bug sorgte sie in Halle A3 der Messe Friedrichshafen für ordentlich Aufmerksamkeit. Dann wurde es wieder still um das legendäre Do-X-Arbeitsboot.

Für den Laien ist auf den ersten Blick kein Fortschritt zu sehen. Im Gegenteil. Die Bullaugen, für den Messeauftritt auf Hochglanz gebracht und eingebaut, sind wieder verschwunden. Verantwortlich dafür ist der Europäische Standard der technischen Vorschriften für Binnenschiffe, kurz ES-TRIN genannt, erklärt Karsten Timmerherm, Inhaber der Werft.
Altes Glas raus und Sicherheitsglas rein in die Bullaugen
Das alte Glas musste raus aus den Rahmen und wird durch Sicherheitsglas ersetzt. Schließlich wird aus dem einstigen Arbeitsboot ein Fahrgastboot und die Vorschriften für die Zulassung sind streng. So müssen zum Beispiel eine Löschanlage eingebaut und der Motorraum isoliert werden.

Die ganze Dimension der Baustelle wird offensichtlich, wenn man die Leiter nach oben klettert und einen Blick in den gewaltigen Rumpf des ausgeweideten Wals werfen kann. Philipp Govaers hantiert mit einem dicken schwarzen Schlauch, der sich wie ein schlafender Python zwischen Holz und Werkzeug zusammengerollt hat. 76 Millimeter Durchmesser, zehn Bar. Wofür braucht man denn so etwas? Doch sicher nicht für die Toilettenspülung.
Hochmoderne Technik erleichtert das Manövrieren
Nein, sagt der Bootsbaugeselle, die Wasserversorgung für den Waschraum müsse zwar auch noch verlegt werden, aber dieser Schlauch gehöre zum Bugstrahlruder. Das hochmoderne Jet-Thruster-System saugt Wasser durch ein dickes Rohr an und pumpt es durch zwei relativ enge Düsen auf beiden Seiten des Bugs mit hohem Druck wieder nach draußen, erklärt er. So soll später der Kapitän das schwerfällige Arbeitstier als elegantes Ausflugsboot leicht an- und ablegen können.
Sind die Rohre verlegt, beginnt der Innenausbau
Und erst wenn all das verlegt ist, wird das Niveau des Bodens bestimmt und das Lager dafür eingebaut. Bis die Böden fertig sind, werden noch Wochen vergehen. Hat Philipp Govaers die Bugstrahlruder eingebaut, kann er mit der ersten Trennwand beginnen. Nach dem Waschraum folgt die nächste Wand. Später sind die Türen und Bänke dran.

Antriebssystem wird in Lübeck überholt
Auch das Antriebssystem hat noch Verbesserungspotenzial. Die gesamte Wellenanlage, die die Kraft vom Motor auf den Propeller überträgt, muss in Lübeck überholt und alte Reparaturstellen müssen nachgelötet werden.
Neue Schablonen, weil alte Zeichnungen fehlen
Derweilen arbeitet Lina Lang an den fünf Trennwänden, die im Fachjargon Schottwände heißen. Waren diese früher aus Nut- und Federbrettern zusammengesetzt, wird heute mit Bootsbausperrholz und Mahagonifurnier gearbeitet. Dafür hat die Auszubildende im dritten Lehrjahr Schablonen angefertigt, denn die alten Zeichnungen sind nicht mehr auffindbar.

Bis die Altenrhein wieder schwimmt, dauert es noch
Damit die typische Nut-und-Feder-Optik stimmt, hat sie das Furnier auf das Sperrholz geleimt, die Nuten in regelmäßigen Abständen hineingefräst, danach Türen oder Ausschnitte für Stauraumfächer ausgesägt. Ist alles sauber geschliffen, wird grundiert. Wann die Altenrhein endgültig schwimmt? Im Frühjahr noch nicht.