Dem Strafantrag war das Gericht mit Richter Manuel Pflug gefolgt. Der Verteidiger Sinan Akay (Freiburg) hatte darum gebeten, seinem vorbestraften Mandanten letztmalig eine Chance zur Bewährung zu geben.
Zuvor hatte der Staatsanwalt in einem geradezu leidenschaftlichen Plädoyer an jenen 28. Juni dieses Jahres erinnert, als der Angeklagte morgens gegen halb fünf Uhr eine Fahrzeugkontrolle am Rande der Ravensburger Altstadt durch zwei junge Streifenbeamte zu verhindern suchte, indem er den 23-jährigen Beamten mit einem brutalen Kniestoß schwer verletzte.
Polizist war wochenlang dienstunfähig
Der Polizist erlitt eine Absplitterung am sechsten Halswirbel, war wochenlang von Schmerzen geplagt und dienstunfähig. Wohl unter Schock war er damals dennoch hinter seinem Angreifer hergerannt und hatte den Angeklagten mit Zurufen „bleib stehen, sonst schlag ich dir den Schädel ein“ und Einsatz des Schlagstocks zur Aufgabe gebracht.
Am Donnerstag kam es im Gerichtssaal zu einem Wiedersehen zwischen dem Polizeibeamten und dem Angeklagten, der eine „aufrichtige Entschuldigung“ aussprach, die unbeantwortet blieb.
Stimmung bei einer Geburtstagsfeier kippte
Ausgangspunkt der Geschichte, die später eskalierte, war in der Juni-Nacht eine Geburtstagsfeier durch ein halbes Dutzend Kneipen in Weingarten und Ravensburg, mit viel Alkohol und angeblich ausgelassener Stimmung, die umkippte, als einer der Männer nach einem Hupkonzert mit seinem Auto von den Beamten im Streifenwagen gestoppt und kontrolliert wurde. Richter Pflug: „Da baute sich die Gruppe junger Männer vor den Polizisten auf, pöbelten die Beamten an.“
Polizist berichtet von „Gefühl der Hilflosigkeit“
Laut sei sogar gefordert worden, den sichtlich betrunkenen Fahrzeuglenker weiterfahren zu lassen. Ein Polizist beschrieb, dass „ein Gefühl der Hilflosigkeit“ aufkam, „denn wir waren doch in der Unterzahl und so etwas habe ich noch nie erlebt“. Doch gerade dies dürfe nicht zugelassen werden, erklärte Staatsanwalt Diehl, „denn die Situation in einem Gemeinwesen wie Ravensburg funktioniert nur, wenn Regeln eingehalten werde und dazu gehört der Respekt gegenüber den Streifenpolizisten, die immer als Erste vor Ort sind“.
Aber warum überhaupt der brutale Angriff auf den Polizisten? Der Angeklagte erzählte, er habe einige Videos über Polizeigewalt gesehen und vielleicht habe es „Klick“ gemacht, als er seinen Freund von dem Polizisten verfolgt gesehen habe. Später sei der Vorfall in seiner Chatgruppe so kommentiert worden: „Dieser dreckige Hurensohn hat bekommen, was er verdient hat. Hoffentlich stirbt er...“