„Über uns ist hier ein Becken mit 300.000 Litern Fassungsvermögen“, sagt Markus Rehm. Der Techniker ist mit 20 Besuchern dort, wo Badegäste sich sonst nicht hin verirren: hinter den Kulissen des Frei- und Seebads Fischbach – beziehungsweise im Untergrund.

In den Katakomben befindet sich alles für die Attraktionen im Bad, also die Bodensprudler und dergleichen. Über Sichtfenster kann von hier aus außerdem das Thermalbecken kontrolliert werden. Dabei geht es nicht um das Geschehen im Bad, sondern um das, was im Wasser selbst passiert: Die Wasserwerte werden hier dreimal täglich abgelesen; dafür hängen Sensoren in einer Probe.

Hier wird die Qualität des Wassers im Thermalbecken gemessen.
Hier wird die Qualität des Wassers im Thermalbecken gemessen. | Bild: Lena Reiner

Wasser wird vor und nach Verwendung gereinigt

Etwas weiter im Untergeschoss stehen fast deckenhohe, riesige, blaue Behälter. Auch hier gibt es Sichtfenster: „Hier können wir sehen, wie weit sich die Aktivkohle schon abgebaut hat“, erläutert Rehm. Die Aktivkohle dient zur Reinigung des Wassers, welches danach noch durch eine Schicht Sand fließt. Es muss nicht nur für die Badegäste sauber sein. Auch bevor es in die Kanalisation geht, wird das Wasser gründlich gereinigt. „Das liegt auch am Chlor, das dem Badewasser beigesetzt wird; so darf das nicht ins Abwasser“, sagt Rehm.

Markus Rehm zeigt den Aktivkohlefilter; das Sichtfenster ist zur Kontrolle da.
Markus Rehm zeigt den Aktivkohlefilter; das Sichtfenster ist zur Kontrolle da. | Bild: Lena Reiner

Besonders Sturm sei dabei eine Herausforderung, schildert der Techniker, der mit zwei Kollegen 24 Stunden Bereitschaftsdienst für die Häfler Bäderbetriebe hat. „In einer Nacht haben wir drei Stunden lang Filter gewechselt, weil hineingewehte Blätter ständig die Haarfilter blockiert haben. Da hatten wir einen Berg Laub hier im Keller.“ Irgendwann hätten sie in jener Nacht „aufgegeben“. Als Techniker ist Rehm überhaupt öfter im Bad, wenn oben kein Badegast anzutreffen ist.

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Im Winter suchen Enten Unterschlupf

Im Winter etwa, wenn die Becken leer sind, werden sie mit sogenannten Eispolstern gefüllt – Behältern mit Styropor. Dennoch muss wöchentlich ein Techniker vorbeischauen, alle Pumpen einmal drehen und alles kontrollieren. Vor Beginn der Saison stehen dann zunächst drei bis vier Tage Beckenreinigung an; sie werden erst alkalisch und dann sauer gespült. „Im Winter finden hier oft Enten Unterschlupf“, erklärt Rehm. Allein deshalb sei es dann bitter nötig, die Becken ordentlich zu spülen.

Markus Rehm nimmt 20 Teilnehmer mit zu einer Führung hinter die Kulissen des Fischbacher Bads.
Markus Rehm nimmt 20 Teilnehmer mit zu einer Führung hinter die Kulissen des Fischbacher Bads. | Bild: Lena Reiner

Das Wasser, das hier im Betrieb gereinigt wird, wird vor dem Zurückpumpen ins Becken erneut mit Chlor versetzt. Das sei wichtig, damit es nicht zu Kalkablagerungen kommt. Außerdem wird dem Badewasser sogenanntes Flockungsmittel zugesetzt. Betriebsleiterin Christine Kirchner erklärt, dass dieses dazu notwendig ist, damit sich die kleinsten Partikel im Wasser binden lassen und so von den Filtern auch erfasst werden können.

Betriebsleiterin Christine Kirchner verteilt Schlüsselbänder, damit niemand verloren geht.
Betriebsleiterin Christine Kirchner verteilt Schlüsselbänder, damit niemand verloren geht. | Bild: Lena Reiner

Hier kommt auch Speisesalz zum Einsatz

Und auch darüber hinaus wird hier mit Chemie gearbeitet. Was aufregend und ein bisschen gefährlich klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ganz schön harmlos. Um den pH-Wert des Wassers zu regulieren, nutzt das Bad etwa Marmorkies. „Der löst sich im Wasser irgendwann auf“, erläutert Rehm. Kirchner deutet auf den zweiten Stapel von weißen Säcken: „Wir nutzen auch Salz, um den pH-Wert zu beeinflussen.“ Ein besonders genauer Beobachter aus der Runde der Besucher stellt fest: „Das könnte man ja sogar essen!“ Tatsächlich ist hier Speisesalz in Verwendung.

Der Rohrdschungel im Keller ist akribisch beschrfitet.
Der Rohrdschungel im Keller ist akribisch beschrfitet. | Bild: Lena Reiner

Und noch ein Geheimnis wird in den Tiefen des Kellers gelüftet. Hier unten werden die Attraktionen aus- und eingeschaltet. „Wenn ich jetzt hier einen Knopf drücke, dann geht oben das Geschrei los, weil etwas nicht mehr funktioniert“, scherzt Rehm und führt die digitale Steuerung vor. Klar sei aber auch: Die Attraktionen könnten nicht alle gleichzeitig laufen.

Düsen werden im Untergrund gesteuert

Kirchner zufolge gehen Badegäste immer wieder davon aus, dass die Steuerung oberirdisch passiert. „Da gibt‘s immer Diskussion: ‚Jetzt macht ihr die Düse aus, wenn wir dort sind‘“, schildert die Betriebsleiterin. „Aber das passiert hier unten. Wir oben machen gar nichts, das glaubt uns nur keiner.“

Hier können die Attraktionen ein- und augeschaltet werden.
Hier können die Attraktionen ein- und augeschaltet werden. | Bild: Lena Reiner
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Die Führung endet an zwei oberirdischen Orten, die normalerweise hinter verschlossenen Türen liegen. Zuerst zeigt Markus Rehm den gefährlichsten Raum des Bades: Dort werden hinter zwei verriegelten Türen die Chlorgasflaschen gelagert, die nur mit Maske und Handschuhen an- und abgekoppelt werden dürfen. Der Ort wird täglich kontrolliert. Würde hier Gas austreten, dann müsste das Bad gesperrt werden. „Das habe ich in all meiner Zeit als Techniker aber noch nie erlebt“, betont Rehm.

Im Chemiebereich werden der pH-Wert des Wassers und dergleichen mehr geregelt.
Im Chemiebereich werden der pH-Wert des Wassers und dergleichen mehr geregelt. | Bild: Lena Reiner

Und schließlich geht es noch dorthin, wo das besondere Wasser herkommt; zu den Thermalquellen, die eines der Becken im Bad zusammen mit einer ebenso lokalen Mineralquelle speisen. Aus zwei unterschiedlichen Schichten dringt hier das Wasser nach oben: aus 710 und 434 Metern Tiefe.