Das Auto sieht aus, als wäre es direkt aus der Zukunft vor das Schülerforschungszentrum gefahren: stromlinienförmig und mit Solarzellen aus der Raumfahrttechnik bedeckt. Interessiert steht eine Gruppe Schüler darum herum. „Unsere Idee ist es, mit Schülern von Häfler Schulen selbst ein Solarauto zu entwickeln, es zu bauen und damit in zwei Jahren auf die Europameisterschaft nach Belgien zu fahren“, sagt Burkhard Mau. Er ist Lehrer am Graf-Zeppelin-Gymnasium und leitet das Schülerforschungszentrum (SFZ).

Zum Auftakt hat er eine Delegation der Hochschule Bochum eingeladen, die mit zwei selbstgebauten Solarautos nach Friedrichshafen gekommen ist. 1999 gründete sich an der Hochschule ein Studententeam, um Solarcars zu entwickeln und zu bauen. Matthias Drossel berichtet von den Erfahrungen der Gruppe. „Wir waren immer ein Team von 20 bis 40 Studenten. Unser erstes Auto war 2001 fertig, das war noch ganz flach. Von 2007 bis 2017 haben wir alle zwei Jahre ein neues Solarcar gebaut“, erzählt er. Unter anderem umrundete ein Team von 2011 bis 2012 mit einem Sonnenwagen Marke Eigenbau die Welt.

Auf einem Auto sind Solarzellen aus der Raumfahrttechnik verbaut.
Auf einem Auto sind Solarzellen aus der Raumfahrttechnik verbaut. | Bild: Corinna Raupach

Das Bochumer Solar-Car-Team hat mit seinen Autos an zahlreichen internationalen Wettbewerben teilgenommen und erlangte 2013 und 2017 den zweiten Platz bei der Weltmeisterschaft. Bei den Rennen gehe es um mehr als Siege, sagt Drossel. Teams aus allen Ländern der Welt treffen sich, tauschen sich aus und lernen vor allem aus Pannen. „Diejenigen, bei denen alles glatt ging, haben sicher einen guten Job gemacht. Aber sie wissen eben nicht, was tun, wenn etwas nicht klappt“, sagt er.

Matthias Drossel vom Verein BOSolarCars gibt den Schülern Tipps.
Matthias Drossel vom Verein BOSolarCars gibt den Schülern Tipps. | Bild: Corinna Raupach

Matthias Drossel gibt den Schülern vor dem Start ihres eigenen Projekts wertvolle Tipps. Den größten Einfluss auf den Energieverbrauch habe die Aerodynamik eines Fahrzeugs, erläutert er. „Wir haben festgestellt, dass die Tests im Windkanal unsere gerechneten Simulationen weitgehend bestätigt hat, den Windkanal braucht ihr also nicht unbedingt.“ Die Entwicklung von Bremsen sei aufwendig, zudem gebe der Markt viel her. Die Antriebe dagegen fertigen sie in Bochum selbst: „Unsere selbst gewickelten Motoren sind immer noch etwas besser als die industriell hergestellten.“

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Drossel macht den Schülern Mut: „Es sind nicht immer die Wettbewerber mit dem meisten Geld, die gewinnen. Je weniger Geld ich habe, desto mehr muss ich selbst machen und desto besser kenne ich mein Auto.“ Das Wichtigste seien Spaß und Durchhaltevermögen. Sein Team wird dem Häfler Projekt beratend zur Seite stehen.

24-Stunden-Rennen auf ehemaliger Formel-1-Strecke

Burkhard Mau vom SFZ ist optimistisch. „Das ist eine große Herausforderung, wir müssen uns Partner vor Ort suchen. Aber es ist auch sehr interessant“, sagt er. Die Europameisterschaft in Belgien ist ein 24-Stunden-Rennen auf der ehemaligen Formel-1-Strecke in Zolder.

Schüler aus Friedrichshafen und eine Delegation der Hochschule Bochum beim Start des neuen Projekts am SFZ.
Schüler aus Friedrichshafen und eine Delegation der Hochschule Bochum beim Start des neuen Projekts am SFZ. | Bild: Corinna Raupach

Die Schüler, die zu dem Treffen gekommen sind, wollen auf jeden Fall mitmachen. „Ich finde es spannend, dass wir das von Grund auf komplett selbst machen“, sagt Jessica Kalla, die die Realschule Tettnang besucht. Auf dieselbe Schule geht Paul Lutz. „Mich interessiert, dass die Solarcars autark sind und bei Sonnenschein länger fahren können“, sagt er. Carlo Kübler vom Graf-Zeppelin-Gymnasium faszinieren mögliche Fortbewegungsmittel der Zukunft: „Das können Solarcars sein, aber auch Magnetschwebebahnen und Wasserstoffautos.“ Sein Schulfreund Lukas Bullmann freut sich auf neue Erfahrungen, neue Bekanntschaften und viel Spaß beim Konstruieren.