Weiße Friedenstauben auf blauem Grund, bunte Pace-Flaggen und Banner gegen die Rüstungsindustrie: So machen die Teilnehmer des Friedensspaziergangs vom Antoniusplatz zur Musikmuschel auf sich aufmerksam. Andy Armbrust und Tobias Kröll stimmen passende Musik dazu an, lenken die Blicke von Passanten auf sich.
„Solange kein Krieg in unserer Nachbarschaft war, war das immer so: ‚Ja, okay, Antikriegstag‘. Jetzt haben wir den Krieg ganz nah, wir spüren ihn zum ersten Mal richtig selber mit der Ukraine. Die Menschen dort den Krieg, aber auch die Auswirkungen hier, die wirtschaftlichen Auswirkungen“, schildert Anita Vooren, die sich als Ehrenamtliche der DGB vorstellt und die Veranstaltung mitorganisiert hat.

Sie habe nie gedacht, dass sie das einmal so nah erleben werde, sagt Anita Vooren. In der Vergangenheit – auch der Jugoslawienkrieg – das sei doch immer deutlich weiter weg gewesen. „Man merkt jetzt auch, dass die Ängste da sind.“ Eben deshalb sei es nun umso wichtiger, den Antikriegstag am 1. September zu begehen.
Knapp 50 Personen sind am Donnerstagabend zusammengekommen. Während der Redebeiträge am Antoniusplatz und an der Musikmuschel bleiben ab und an Passanten stehen und lauschen. Frank Kappenberger, DGB-Regionssekretär, betont: „Die Waffen müssen endlich schweigen; in der Ukraine und überall auf der Welt.“ Ihnen als Gewerkschaften sei wichtig, den russischen Angriffskrieg zu verurteilen. Gleichzeitig mahnt er: „Jeder Euro, der für Aufrüstung ausgegeben wird, fehlt an anderer Stelle.“ Das Geld solle daher in soziale Belange investiert werden. Waffenlieferungen könnten Kriege nicht lösen.

Auch Albrecht Knoch vom kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt nimmt Bezug auf den Ukrainekrieg und betont: „Wenn alle aufrüsten, darf nicht in Vergessenheit geraten, dass es auch andere Wege gibt, zum Frieden zu kommen.“ Die Alternativen würden gebraucht und müssten parat gehalten werden für die Zeit, in der der Krieg hoffentlich bald vorbei sei.
Werner Langenbacher von der katholischen Betriebsseelsorge greift dann für den ersten Vortrag zum Mikrofon. „Haben wir nicht einen Verstand bekommen, um uns zu weigern?“, fragt er und erinnert daran, dass wieder Männer und Väter auf Männer, Väter, Frauen und Kinder schießen würden. Schließlich appelliert er für eine andere Strategie: „Europa braucht eine Kommunikationshoheit, um andere Wege zu gehen, als Waffen zu produzieren und zu liefern.“ Unerwartet optimistisch beendet er seinen kurzen Vortrag; er persönlich lasse sich die Hoffnung nicht nehmen.

Umso trostloser sind dann die Worte, die Regina Hagen von der Initiative Atomwaffenfrei ins Mikrofon spricht. Sie zitiert Szenarien, die wissenschaftlich zu unterschiedlichen Atomwaffeneinsätzen durchgespielt wurden. Während die meiste Zeit alle gebannt lauschen, erhält sie dann zustimmenden Beifall, als sie ihre Lösung präsentiert. „Ausstieg“ laute diese, und zwar aus der nuklearen Teilhabe der Nato, Deutschland könne die USA auffordern, die Atomwaffen von deutschem Boden zu entfernen.

Leicht verwundert betrachtet sie ihr Dankesgeschenk: einen Schokoladenzeppelin. Dieser habe doch auch eine kriegerische Vergangenheit? In Hinblick auf seine „Konversion“ nimmt sie ihn dann allerdings als positives Symbol entgegen.