Wenn gerade besonders viele Grundschüler zur Schule radeln, so könnte das einen einfachen Grund haben: Die Aktion „SpoSpiTo“-Bewegungspass hat begonnen und damit winken Preise für alle Erst- bis Viertklässler, die an 20 Tagen aufs Elterntaxi verzichten und stattdessen selbstständig zur Schule gehen – oder eben radeln.

Bodensee-Schule: Gut ein Viertel der Schüler bei Premiere dabei

Die Bodensee-Schule St. Martin in Friedrichshafen ist bereits zum zweiten Mal dabei; bei der Premiere hätten von den rund 400 Schülern 114 einen komplett ausgefüllten Bewegungspass abgegeben. Sportfachschaftsleiter Patrick Hanselmann ist verantwortlich für die Aktion. „Da wir ein recht großes Einzugsgebiet haben, gab es viele Kinder, die sich gemeldet haben, dass sie nicht mitmachen könnten: Die Strecke sei zu lang zum Fahrradfahren.“ So hätten sie mit dem Aktionsteam eine Lösung gefunden. „Der Fußweg zum Bus hat dann auch gezählt.“ In diesem Jahr müssten sie noch deutlicher kommunizieren, dass diese Option möglich sei. Er hofft auf viele Teilnehmer.

Sportfachschaftsleiter Patrick Hanselmann ist für die Aktion an der Bodensee-Schule verantwortlich.
Sportfachschaftsleiter Patrick Hanselmann ist für die Aktion an der Bodensee-Schule verantwortlich. | Bild: Lena Reiner

Hanselmann setzt auf den sportlichen Anreiz

„Ich muss zugeben, dass es mir weniger um die Elterntaxis geht. Ich finde es gut, einen Anreiz für mehr Bewegung zu schaffen. Das ist mir aus sportlicher Sicht ein Anliegen“, führt er aus. Es sei auch wichtig, das früh zu fördern. Eigentlich wird der „SpoSpiTo“-Bewegungspass als Aktion gegen Elterntaxis beworben. Die gebe es auch an der Bodensee-Schule; der Parkplatz sei manchmal so voll, dass man gar nicht mehr ausfahren könne, schildert Hanselmann.

Auentalschule: Elterntaxis deutlich reduziert

In der Auentalschule in Owingen gehört Bewegung fest zum Konzept, die Schule ist ebenfalls zum zweiten Mal bei der Aktion dabei. So erklärt Schulleiterin Kerstin Pegels: „Da wir den Schwerpunkt sowieso haben, standen bei uns tatsächlich die Elterntaxis im Fokus.“ Und die hätten sie deutlich reduzieren können. Kerstin Pegels erinnert sich an das Gespräch mit einer Schülerin: „Sie sagte mir, ihre Mutter habe sie zur Schule fahren wollen, weil es regnete. Sie aber habe gesagt: ‚Nein, Mama, ich gehe allein.‘ Das fand ich toll.“

So sieht der Bewegungspass aus: Hier können die Kinder ihre Unterschriften sammeln.
So sieht der Bewegungspass aus: Hier können die Kinder ihre Unterschriften sammeln. | Bild: Lena Reiner

20 Unterschriften reichen zum Erfolg

Toll an der Bewegungspass-Aktion sei die kindgerechte Gestaltung. 20 Unterschriften müssten die Teilnehmer sammeln, das sei eine überschaubare Zahl. So seien die Kinder sehr motiviert dabei gewesen. Rund 70 Prozent der Schüler hätten teilgenommen „und das auch durchgezogen“. Auch hier konnten die „Buskinder“ den Fußweg zur Bushaltestelle einbeziehen.

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Auf zusätzliche Preise, etwa für die beste Klasse, verzichteten sie bewusst. „Es muss nicht jede Aktion auch ein Wettbewerb sein, ein: ‚ich bin besser‘!“ Dass die Schule erneut teilnehme, sei im Lehrerzimmer schnell entschieden worden: „Es ist für die Schule ein geringer Aufwand, für die Kinder toll – und sinnvoll allemal.“

Die Sommertalschule hat eigene Wegweiser für Eltern- beziehungsweise Kindertaxis.
Die Sommertalschule hat eigene Wegweiser für Eltern- beziehungsweise Kindertaxis. | Bild: Lena Reiner

Sommertalschule: Verkehrsprobleme schon ohne Elterntaxis groß

An der Meersburger Sommertalschule ist die Situation derzeit besonders chaotisch: Die Straßen und Wege direkt am Gebäude erhalten einen neuen Belag, große Baufahrzeuge blockieren Fläche auf dem Parkplatz. „Aber auch ohne Baustelle haben wir da eine ganz diffizile Lage mit der Ein- und Ausfahrt“, sagt Konrektorin Carolin Haltebourg. Der Elternbeirat habe zwischenzeitlich gemeinsam mit dem Ordnungsamt erwirkt, dass es hier eine Einbahnstraßenregelung für den Parkplatz gebe. Seitdem sei die Situation etwas besser.

Carolin Haltebourg zwischen der Absperrung für die Pause (links) und einem der Plakate (rechts), welche die Durchfahrt für Kindertaxis ...
Carolin Haltebourg zwischen der Absperrung für die Pause (links) und einem der Plakate (rechts), welche die Durchfahrt für Kindertaxis verbieten. | Bild: Lena Reiner


Leider werde aber das Schild, das die Durchfahrt an der Schule vorbei nur für Anlieger erlaube, regelmäßig ignoriert. Während der Pause stellten sie Absperrungen auf, damit die Schüler nicht aus Versehen auf die Straße und in den Verkehr gerieten.

„Wirkung hat den ganzen Sommer über angehalten“

Der Bewegungspass sei eine tolle Aktion, um zumindest den Verkehr von Elterntaxis einzugrenzen: „Die Wirkung hat auch wirklich den gesamten Sommer angehalten.“ Die Schüler seien schon im Vorjahr begeistert dabei gewesen: 97 der 181 Grundschüler hätten ihren Pass ausgefüllt abgegeben. Die Pässe habe sie nummeriert und die Anzahl dem Organisationsteam mitgeteilt. „Dann werden Preise unter den Teilnehmern verlost. Leider hatten wir im letzten Jahr kein Glück, aber jetzt gibt es ja eine neue Chance.“ Obendrein hätten sie für die beste Klasse eine Überraschung geplant.

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Albert-Merglen-Schule: Eigene Aktion mit Stempelkarten

Die Albert-Merglen-Schule in Friedrichshafen nimmt zwar aktuell nicht teil, hatte aber bereits ein ähnliches Konzept entwickelt, erklärt Anke Beck. „Wir hatten passend zu unserem Schuljahresmotto ‚Wir für unsere Umwelt‘ eine ganz einfache Stempelkarte mit leeren Feldern erstellt. Diese Karte hat jedes Kind bekommen. Jeden Tag, an dem ein Kind zu Fuß oder mit dem Rad oder Roller kam, durfte es sich ein Feld abstempeln lassen.“ Waren die Felder im Pass voll, habe es einen kleinen Preis gegeben. Diese Stempelkarte werde derzeit zwar nicht genutzt, die Idee werde aber zu gegebener Zeit sicherlich erneut aufgegriffen.