Maike Stork

„Ist das Kunst oder kann das weg?“ Diese Frage ist in einer Facebook-Gruppe unter dem Foto eines gigantischen Bierkrugs aus Bronze zu finden, der seit einigen Tagen im Uferpark steht. Eine weitere Nutzerin schreibt: „Schön ist der aber nicht! Eigentlich potthässlich! Sorry!“ Der nächste nimmt es mit Humor: „Einmal voll machen bitte und dann Freibier für alle.“ Eins wird klar: Auf viel Begeisterung stößt das Kunstwerk bei den Häflern nicht – zumindest auf Facebook.

Auf einer Wiese im Uferpark steht er, der Koloss aus Peoria. Dort zog er in den vergangenen Tagen die Aufmerksamkeit der Fußgänger auf sich.
Auf einer Wiese im Uferpark steht er, der Koloss aus Peoria. Dort zog er in den vergangenen Tagen die Aufmerksamkeit der Fußgänger auf sich. | Bild: Maike Stork

Der drei Meter hohe und 1,8 Tonnen schwere Krug kommt aus den USA. Er ist ein Geschenk der Häfler Partnerstadt Peoria/Illinois. Geschaffen hat ihn der Künstler Lonnie Eugene Stewart anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Partnerschaft im Jahr 2016. Damals war der Krug allerdings noch ein Prototyp und verbrachte nach seiner Fertigstellung weitere zwei Jahre in einem Museum in Peoria – bis er schließlich auf dem Seeweg nach Friedrichshafen gelangte.

Auf ihm zu sehen sind unter anderem die Skylines beider Städte sowie ihre Wahrzeichen. Darunter zum Beispiel ein Porträt von Graf Zeppelin. Den Transport und den Aufbau hat die Zeppelin GmbH bezahlt. Laut Pressesprecherin Sandra Scherzer beliefen sich die Kosten auf 15.000 Euro.

Auf einem der Embleme ist Graf Ferdinand von Zeppelin abgebildet.
Auf einem der Embleme ist Graf Ferdinand von Zeppelin abgebildet. | Bild: Maike Stork

Auch Stadtrat Phillip Fuhrmann vom Netzwerk für Friedrichshafen äußerte kritisch über den Bronze-Krug. Dass er im Uferpark aufgestellt wird, habe das Rathaus ohne Einbezug des Ausschusses für Planen, Bauen, Umwelt entschieden. „Er hat nicht die künstlerische Qualität, die man für so einen prominenten Platz braucht“, sagt Fuhrmann. Die extreme Nähe zum Kriegerdenkmal findet der Stadtrat zudem unangebracht. Das Denkmal erinnert an die Soldaten und Zivilisten, die während der beiden Weltkriege in Friedrichshafen gefallen sind. Wegen der Bedeutungsschwere des Monuments hält er es für sinnvoller, den Krug am Hinteren Hafen aufzustellen.

Philipp Fuhrmann, Stadtrat beim Netzwerk für Friedrichshafen, im Januar 2023.
Philipp Fuhrmann, Stadtrat beim Netzwerk für Friedrichshafen, im Januar 2023. | Bild: Cuko, Katy

Alles ist Geschmackssache

Doch es gibt auch positive Stimmen. „Ich finde ihn nicht hässlich“, sagt Maria Schley. Die Passantin betrachtet den Koloss bei einem Spaziergang genauer. „Solche Kunstwerke sollen die Menschen ja gerade zum Diskutieren anregen. „Ihr Mann Friedrich Schley ergänzt: „Alles ist Geschmackssache.“ Der Künstler habe sich viele Gedanken über die beiden Städte gemacht, sagt der Ehemann. Das erkenne man zum Beispiel an dem Emblem, dass das Wappen der Stadt Friedrichshafen abbildet.

Das Wappen der Stadt Friedrichshafen: Links eine Buche, rechts ein sogenanntes Hifthorn, das seit dem Mittelalter zur Jagd oder zu ...
Das Wappen der Stadt Friedrichshafen: Links eine Buche, rechts ein sogenanntes Hifthorn, das seit dem Mittelalter zur Jagd oder zu Signalzwecken verwendet wurde. Das Wappen wurde von der ehemaligen Reichsstadt Buchhorn übernommen, die 1811 ein Teil von Friedrichshafen wurde. | Bild: Maike Stork

„Über die Nähe zum Kriegsdenkmal kann man natürlich streiten“, räumt Friedrich Schley ein. Ein anderer Fußgänger wundert sich nicht über die hitzigen Diskussionen: „Das ist doch immer so, wenn es etwas Neues gibt“, findet er. Er erinnere sich an den Bau des Graf-Zeppelin-Hauses in den 80er-Jahren. „Viele Menschen waren damals dagegen. Und jetzt finden sie es doch toll.“ Er persönlich finde den Krug passend und mühevoll gefertigt, sagt der Mann.

Das sagt die Stadt

Den umstrittenen Standort des Kunstwerks kommentiert Stadtsprecherin Monika Blank auf Nachfrage des SÜDKURIER. So habe der Finanz- und Verwaltungsausschuss im Herbst 2022 entschieden, das Geschenk im Uferpark – in unmittelbarer Nähe des Städtepartnerschaftsgartens – zu platzieren. Dieser liegt über einer Tiefgarage, welche den Krug mit 1,8 Tonnen nicht tragen könnte. Daher habe man ihn auf einer nahegelegenen Grünfläche aufgestellt, wo er dauerhaft verbleiben soll, betont Blank.

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Was hat die Stadt Friedrichshafen eigentlich Peoria geschenkt? Monika Blank: „Oberbürgermeister Andreas Brand hat beim Jubiläumsbesuch der Häfler Delegation zum 40-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft 2016 einen Scheck über einen vierstelligen Betrag überreicht.“ Darüber dürfte es aber in Übersee weit weniger Diskussionen gegeben haben.