Ende März ist Schluss. Nazli Yucad gibt ihr Ladenprojekt „mut“ auf. Eröffnet hatte sie das Geschäft 2017 in der Möttelistraße 5. Zwar steht „mut“ für den Wortstamm des türkischen Wortes für „glücklich“. Doch von Glück verfolgt war das Ladenprojekt der jungen Frau weniger. „Ich hatte damals große Pläne“, erinnert sich die 36-Jährige, die seit zehn Jahren in Friedrichshafen lebt, an die Zeit der Eröffnung. Unter anderem hatte sie die Vorstellung, Veranstaltungen in ihrem Laden zu organisieren. Das sei ihr allerdings nie gelungen. „Ich habe mich da wohl etwas überschätzt“, sagt sie im Rückblick. Denn das Ladengeschäft an sich habe sie bereits viel Zeit und Energie gekostet.

Erst Umzug, dann Wasserschaden

Im Mai 2020 zog sie mit ihrem Sortiment von der eher versteckten Lage in der Möttelistraße in die zentrale Wilhelmstraße. Wenige Monate später dann der Schock: „Ich kam morgens in den Laden und es sah aus wie im Dampfbad“, erinnert sie sich. Ein Wasserschaden sei das gewesen – ausgerechnet mit heißem Wasser. Einen Monat habe es gedauert, alles wieder herzurichten.

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Und dann gab es da noch Corona. Die Folgen der Pandemie wirken bis heute nach, wie Nazli Yucad beobachtet: „Die Menschen haben ihre Gewohnheiten geändert.“ Die Stadt liege häufiger wie leer gefegt da, viele Menschen kämen nicht mehr einfach so zum Bummeln in die Stadt – besonders im Winter. „Man muss im Sommer so immens viel verdienen, dass man den Winter überbrücken kann“, erklärt sie.

Auf Corona folgt Energiekrise

Als auf Corona die Energiekrise folgte, sei für sie klar gewesen, dass sie den stationären Handel nicht fortführen würde. „Ehrlich gesagt wollte ich auch nicht mehr“, sagt sie, „schon der Teil, den man kontrollieren kann, ist anstrengend, aber dazu kamen dann einfach so riesige Ereignisse, die man gar nicht kontrollieren kann.“ So habe sich die Entscheidung zur Ladenschließung eigentlich von ganz allein getroffen.

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Letztlich blicke sie positiv auf die gemachten Erfahrungen zurück: „Das liegt vor allem an den Kunden, die mir über die gesamte Zeit treu waren, freundlich, höflich und auch mal in Kauf genommen haben, dass sie bei mir etwas länger warten müssen als bei einer Onlinebestellung“, erklärt Nazli Yucad. Dafür wolle sie ein großes Dankeschön aussprechen. In Zukunft möchte sie als Marktbeschickerin ähnliche Produkte wie bisher verkaufen und sich das übrige Jahr einem anderen Beruf widmen.

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Das sagt Thomas Goldschmidt vom Stadtmarketing

Wer nach ihr das Ladengeschäft übernehmen wird, weiß Nazli Yucad nicht. Auch Thomas Goldschmidt vom Stadtmarketing hält sich auf Nachfrage bedeckt. Angaben dürfe er dazu keine machen. Nur zum Standort selbst kann er etwas sagen: „Natürlich ist die Wilhelmstraße – und auch dieser Teil davon – für die Innenstadt wichtig, er ist ja mittendrin in unserer Fußgängerzone. Zuletzt haben sich in der Wilhelmstraße Tchibo und Jeans Fritz angesiedelt und Fielmann und die Telekom haben hohe Summen in die Renovierung und Runderneuerung ihrer Geschäfte investiert.“