In zwei Jahren läuft der Betriebsvertrag für die „Silberpfeile“ mit der DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH aus. Die RAB stellt heute 24 Busse und deren Fahrer ist somit im Auftrag des Häfler Stadtverkehrs (SV) auf den Buslinien in der Stadt unterwegs.
2,15 Millionen Bus-Kilometer jährlich geplant
Auch ab 2024 soll sich die Stadtverkehrs-Gesellschaft eines Subunternehmens – wie heute die RAB – bedienen. Wer dann die Busse durch die Stadt fährt, wird nächstes Jahr öffentlich ausgeschrieben. Bis dahin müssen Stadt und Stadtverkehr aber wissen, was sie für die nächsten zehn Jahre an Verkehrsleistungen bestellen. Das betrifft beispielsweise die jährlich Fahrleistung. 2,15 Millionen Kilometer und damit ein Drittel mehr als im Jahr 2019 sind geplant – also ein deutlicher Ausbau des Takts und Liniennetzes. Festgelegt wird aber auch, welche Busse zum Einsatz kommen sollen.
Inzwischen haben sich aber in vielerlei Hinsicht die rechtlichen Rahmenbedingungen geändert. Das beginnt damit, dass die Stadt ihre Stadtverkehrs-Gesellschaft nur noch dann damit betrauen darf, den Busverkehr zu organisieren, wenn sie einen großen Teil der Verkehrsleistung selbst erbringt, erklärte Geschäftsführer Norbert Schültke bei der letzten Ratssitzung. Um die Quote von 25 Prozent mindestens zu erfüllen, soll der Stadtverkehr künftig den Bus-Betriebshof stellen und auch einen Teil der Busflotte. Der Busbetrieb selbst soll wieder an ein Subunternehmen vergeben werden, das beides dann nutzen muss.

Das heißt: Der Stadtverkehr muss einen eigenen Bus-Betriebshof bauen. Bis dato steht die Flotte auf dem RAB-Gelände am Stadtbahnhof. Das würde dann für städtische Zwecke frei – wenn die RAB mitspielt. Für den neuen Standort, der ins Liniennetz der „Silberpfeile“ passen muss, komme eigentlich nur ein Gelände in Frage, so Schültke: der Messeparkplatz P7.
Doch ganz so einfach ist die „Umwidmung“ nicht. Die Fläche ist Teil des Hochwasserschutzkonzepts und kollidiert unter Umständen mit den Trassenplänen für die B 30. Trotzdem beschloss der Gemeinderat am Montag, dass die Stadt die Planung für den Bus-Betriebshof auf dem P7 angeht. Denn zum Jahreswechsel 2023/2024 muss der seinen Betrieb aufnehmen.

Darüber hinaus muss der Stadtverkehr künftig aber auch einen Teil der Busflotte stellen, um auf die 25-Prozent-Quote an Eigenleistungen zu kommen. Dafür soll die Gesellschaft „eine bestimmte Anzahl“ an Elektro- oder Wasserstoffbussen anschaffen – und die dafür nötigen Tankstellen. Die restliche Flotte an „emmissionarmen“ Bussen stellt dann wie bisher das Subunternehmen.
Emmissionsarm können auch Dieselbusse sein
Als solche gelten beispielsweise auch Dieselbusse, wie sie heute schon in Friedrichshafen auf der Strecke sind, wenn sie mit synthetischem Kraftstoff getankt werden. Spätestens bis Mitte der 2030er-Jahre soll der Häfler Stadtverkehr komplett emissionsfrei fahren. Auf welche Technologie die Stadt bis dahin setzt, soll erst in den nächsten Jahren entschieden werden, wobei die „Tendenz eher in Richtung Wasserstoff geht“, sagte OB Andreas Brand.

Das ganze Konzept geht aber nur auf, wenn es kein Unternehmen gibt, das den Busverkehr ab 2024 auf eigene Rechnung und ohne Zuschüsse der Stadt übernehmen will – also dem Stadtverkehr quasi den Auftrag streitig macht. Um das zu überprüfen, muss die Stadt vorab und EU-weit öffentlich ankündigen, zu welchen Konditionen sie die Busverkehrsleistungen 2022 ausschreibt. Diese „Vorab-Bekanntmachung“ hat der Gemeinderat am Montag ebenfalls beschlossen. Damit sind die Weichen für den Stadtverkehr der Zukunft gestellt.