Das Torture-Schiff oder SM-Schiff, ist nicht nur seit vielen Jahren bei Fetisch-Freunden Kult, sondern auch bei vielen Menschen am Bodensee. Wenn es am Samstag, 24. Juni, gegen 19.45 Uhr in Friedrichshafen zu seiner Fahrt nach Konstanz ablegt, werden vermutlich wieder tausende Schaulustige dabei sein, um die bizarr gekleideten Fetisch-Fans zu bestaunen und zu beklatschen. Wann sieht man auf den eher beschaulichen Uferpromenaden in Friedrichshafen und Konstanz schon mal Menschen in Ganzkörperanzügen aus Latex mit Pferdemasken und Lederpeitschen herumspazieren?
Los geht es am Pier in Friedrichshafen, wo rund 400 Gäste an Bord gehen. Das Konzept hat sich seit der Jungfernfahrt 1997 kaum verändert: Freunde der Fetisch- und BDSM (Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism)-Szene treffen sich am Bodensee, um mit einem gecharterten Schiff der Bodensee-Schiffsbetriebe in den See zu stechen und dort die Nacht durchzufeiern.
Veranstaltet wird die große Fetisch-Party von Thomas Siegmund von der Augsburger Agentur Zip Zone. Deshalb fahren auch Shuttles aus Bayern an den Bodensee. Kostenfaktor für die Party: 70 Euro plus Shuttle. Mittlerweile ist das Schiff aber ausverkauft.
Fester Bestandteil des Abends ist das Schaulaufen auf dem Häfler Pier. „Am Anfang war nur eine Handvoll Menschen da, heute sind es oft 2000 bis 3000 Leute, die unsere Gäste beklatschen“, berichtet Siegmund. So ein kleines bisschen Christopher-Street-Day-Laune herrsche da. „Aber nicht alle mögen das Angeschautwerden“, so Siegmund, der selbst in Leder unterwegs ist, „manche wollen ja auch anonym bleiben, weil sie sich für ihre Vorlieben schämen.“
Insgesamt sei die Szene und die Gesellschaft in den vergangenen Jahren aber deutlich offener geworden. Das wird auch bei der großen Feuershow am Konstanzer Hafen bemerkbar sein, wenn Feuerkünstler den Gästen des Schiffs und Promenadenbesuchern ihre spektakulären Darbietungen zeigen. 2022 gab es keine Feuershow, dieses Mal ist sie laut Siegmund wieder fest eingeplant.
Und was passiert auf dem Schiff? Siegmund lacht: „Das ist viel weniger spektakulär, als es sich alle vorstellen!“ Eine Fetisch-Party eben mit zwei Tanzflächen. Sex? „Es gibt keine Darkrooms oder so“, antwortet Siegmund. Und wer fährt so mit? „Querbeet durch die Gesellschaft“, sagt der Veranstalter, „unser ältester Gast ist schon 85 Jahre alt.“