Mit Müllsack und Greifer ist Sharib Ahmad an der Häfler Uferpromenade unterwegs. „Für uns Ahmadiyya-Muslime ist der Neujahrsputz Tradition“, erklärt der Imam und Theologe. „Wir machen das schon 40, 50 Jahre in Deutschland.“ Die Mitglieder der Reform-Gemeinde hätten mehrheitlich Wurzeln in Pakistan. Es sei ihnen besonders wichtig, sich auch hier vor Ort zu engagieren.

Sharib Ahmad ist der Imam der Ahmadiyya-Gemeinde Weingarten und packt selbst bei der Neujahrsputzaktion an. Nach dem Stopp in ...
Sharib Ahmad ist der Imam der Ahmadiyya-Gemeinde Weingarten und packt selbst bei der Neujahrsputzaktion an. Nach dem Stopp in Friedrichshafen will die Gruppe noch weiter nach Ravensburg. | Bild: Lena Reiner

„Das ist, um der Gesellschaft zu zeigen, dass wir unseren Beitrag leisten, auch wenn wir Neujahr nicht mit Knallen und Feuerwerk feiern“, erklärt Ahmad. „Das hier ist unsere Art, Neujahr zu feiern und zu zeigen, dass wir ein profitabler Teil der Gesellschaft sind.“ Ansar Ahmed, Leiter der Jugendorganisation der Gemeinde mit Sitz in Weingarten, sagt: „Es ist für uns ein Zeichen von Integration.“

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Nicht ganz so einig sind sie sich bei der Entwicklung der Abfallmenge auf den Straßen. Ahmad ist überzeugt, dass es vor zehn, fünfzehn Jahren eher schlimmer gewesen sei. Ahmed sieht doch eine gewisse Zunahme vor Ort: „Aber aus Weingarten und Ravensburg wissen wir, dass es dort weniger ist als hier in Friedrichshafen.“

Ansar Ahmed ist der Vorsitzende der Jugendorganisation und freut sich, dass ein Großteil der Mitglieder beim Neujahrsputz dabei ist.
Ansar Ahmed ist der Vorsitzende der Jugendorganisation und freut sich, dass ein Großteil der Mitglieder beim Neujahrsputz dabei ist. | Bild: Lena Reiner

Günther Strasser von der Stadt, seit 25 Jahren für die Reinigung und Sauberkeit in den Grünanlagen und im Uferbereich verantwortlich, freut sich über den Einsatz der jungen Männer: „Ohne sie wären wir nicht so schnell vorangekommen.“ Und auch zur Müllentwicklung am Ufer hat er etwas zu sagen: „Das hat eigentlich mit dem Milleniumsjahr begonnen. Damals haben ein paar Leute das hier entdeckt und danach wurde das Ufer als Feuerwerkslocation immer beliebter.“

Das sind die Reste des Silvesterfests am Vorabend an der Promenade.
Das sind die Reste des Silvesterfests am Vorabend an der Promenade. | Bild: Lena Reiner

Auch Anwohnerin Margrit Philipp, die mit ihrem Hund spazieren geht, hat Raketenüberreste aufgelesen. „Das war ja Wahnsinn dieses Jahr, wirklich krass“, kommentiert sie. Sie wünsche sich stattdessen ein städtisches Feuerwerk oder einen begrenzten Bereich für das private. Den Einsatz der jungen Männer lobt sie: „Das ist toll, was Sie da machen.“

Die Gemeinde sitzt zwar in Weingarten; zu ihr zählt aber auch eine ganze Gruppe Mitglieder aus Friedrichshafen; sie waren auch bei der ...
Die Gemeinde sitzt zwar in Weingarten; zu ihr zählt aber auch eine ganze Gruppe Mitglieder aus Friedrichshafen; sie waren auch bei der Putzaktion vertreten. | Bild: Lena Reiner

Arslan Tahir, der die Aktion in Friedrichshafen nach 2019 zum zweiten Mal koordiniert, erklärt sich die diesjährige Begeisterung fürs Feuerwerk mit der Pause zuvor: „Die Menschen konnten ja zwei Jahre nicht feiern.“ Schlimm finde er es nicht, nun aufzuräumen, auch wenn sie selbst nicht auf diese Weise gefeiert hätten. Als Altenpfleger habe er an diesem Tag frei bekommen, da er an Weihnachten gearbeitet habe und nutze die Zeit nun gerne so.

Arslan Tahir leitet die Putzaktion in Friedrichshafen.
Arslan Tahir leitet die Putzaktion in Friedrichshafen. | Bild: Lena Reiner

Er selbst und ein paar weitere Mitglieder seien vor sieben Jahren dazugestoßen; seien hierher geflüchtet vor der Verfolgung im Heimatland: „Wir fühlen uns wohl hier und möchten uns hier gut einleben“, betont auch Tahir. So versuchten sie, etwa einmal im Monat eine Aktion zu veranstalten. Zuletzt haben sie gemeinsam das Pflegeheim besucht, in dem er arbeitet. Rund 20 Mitglieder lebten inzwischen hier, auch wenn der Hauptsitz der Gemeinde in Weingarten sei.

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