Wer im März an Teilen des Friedrichshafener Bodensee-Ufers spazierte, sah kaum Wasser. Fast wie eine Wüstenlandschaft wirkte das Areal rund um die Rotach-Mündung. Von Wind, Wellen und Wetter geschliffenes Holz ragte aus dem Sand in den Himmel. Ein weiterer Trocken-Sommer wie im Vorjahr schien fast greifbar.

Nun allerdings hat sich die Lage deutlich gebessert. Stand Dienstag, 9. Mai, weist der Konstanzer Pegel satte 375 Zentimeter Wassertiefe aus. Zum Vergleich: Im März waren es noch 280 Zentimeter, sprich fast ein Meter weniger. Und auch an der Rotach-Mündung ist das Wasser zurück: Schwäne und andere Vögel waten zufrieden im kühlen Nass.
Die Segler sind wieder da
Einige hundert Meter entfernt liegen wieder Yachten in den Häfen der Stadt. Bereits im Spätsommer des vergangenen Jahres hatten viele Wassersportler ihre Boote aus dem See geholt. Der Grund: der niedrige Pegel. Nun aber freuen sie sich darüber, dass die Saison gut startet. Yannick Hafner, Sprecher des Württembergischen Yachtclubs: „Das Ansegeln war schon vergangenes Wochenende. Der Pegel war dabei kein Problem.“ Hafner hofft auf noch mehr Niederschlag. So seicht wie im vergangenen Sommer solle es bitte nicht wieder werden.

Und was sagt jemand, dessen Existenz vom Wetter anhängt? Obstbauer Dieter Mainberger ist Kreisvorsitzender des Bauernverbands Tettnang. Er erläutert dem SÜDKURIER: „Momentan sind die Niederschläge für den Obstbau in Ordnung.“ Tatsächlich sei das Jahr recht gut gestartet. „Wir bewegen uns in einem ganz normalen Frühjahr.“ Die Pflanzen könnten wachsen, es sei ausreichend warm und es regne. Auch Mainberger resümiert daher: „Wir haben einen guten Start hingelegt.“

Zu viel Regen sollte es aber auch nicht geben, räumt der Landwirt ein. Die Erdbeeren, die nun reif seien, vertragen nicht allzu viel Feuchtigkeit. Apfel- und Birnenbäume könnten bei allzu viel Nässe vom Schorfpilz befallen werden. „Da müssen wir nun schauen, dass wir das in den Griff bekommen, etwa durch entsprechende Pflanzenschutzmittel.“ Auch die Felder zu befahren sei bisweilen schwierig – zu viel Schlamm. Aber noch sei alles gut, so Mainberger. „Auch dem Grundwasser und den Wäldern wird der Regen guttun.“
Wie sich der Bodensee-Pegel weiter entwickelt, ist mit Blick auf den Sommer noch schwer zu prognostizieren. Doch der Vergleich mit dem Mittelwert vergangener Jahre zeigt: Momentan liegt er 27 Zentimeter darüber. Geht es so weiter, dürfte dieses Jahr also deutlich mehr Wasser im See sein als noch 2022.