Im Rathaus dürfte man ins Grübeln kommen. Zum zweiten Mal droht das Wohnbau-Projekt in Hirschlatt im Gemeinderat zu scheitern. Zumindest in den Dimensionen, wie es die Stadtverwaltung vorschlägt.

Im Dezember vergangenen Jahres beschloss der Rat, einen Bebauungsplan für die rund drei Hektar große Fläche an der Kreuzlinger Straße in Hirschlatt aufzustellen. Bis zu 150 Wohnungen könne man da auf der grünen Wiese bauen, so die Stadtverwaltung. Die sieht sich an den Ratsbeschluss gebunden, jährlich 500 neue Wohnungen in der Stadt auf den Weg zu bringen. Doch selbst die Variante mit 120 Wohneinheiten fiel durch. Maximal 93 sollten es sein, legte die Mehrheit des Gemeinderats fest. Und das möglichst auf kleinerer Fläche.

Am Dienstag lag ein modifizierter Vorentwurf auf dem Tisch. Und siehe da: Wieder sind 120 Wohneinheiten geplant, diesmal in 26 bis 28 Doppelhaushälften, 14 Reihenhäusern und zehn Mehrgeschossern. Was auf den ersten Blick verwundert, erklärt sich leicht mit Blick in die Sitzungsunterlagen. Im Juli sei der Rat nicht-öffentlich über Grundstücks- und Eigentumsverhältnisse auf dem Areal unterrichtet worden. Worüber genau, steht nicht im Papier. Bekannt ist nur, dass die Stadt die Wiese gekauft hat. Bei dieser Sitzung habe der Rat beschlossen, nicht länger an der Forderung von maximal 93 Wohneinheiten festzuhalten, sondern mit 120 Wohnungen weiter zu planen.
Ortsvorsteher: „Für uns nicht vertretbar“
Doch in der Sitzung des Bauausschusses am Dienstagabend klang das ganz anders. Erneut hagelte es Kritik aus mehreren Fraktionen. In Hirschlatt seien derzeit lediglich 30 Wohneinheiten bewohnt, der Rest der Gebäude werde landwirtschaftlich genutzt, erklärte Achim Baumeister (Freie Wähler), der gleichzeitig Ortsvorsteher in Ettenkirch ist. Wie viele Einwohner mehr vertrage der Teilort? 120 Wohneinheiten zusätzlich in dem Weiler seien „für uns nicht vertretbar“, kündigte er einen erneut abschlägigen Beschluss des Ortschaftsrates an.
Große Bedenken bestehen vor allem deshalb, weil die Infrastruktur vor Ort nicht passe. Kitas und Schulen in Ettenkirch und Ailingen seien voll. Selbst die nötigen Flächen für neue Radwege seien noch nicht klar gemacht, kritisierte Martin Eble (CDU). „Und wo versorgen sich die Leute?“, fragte er. Man möge weitere Planungen abwarten, hieß es von der Verwaltungsbank. Auch die Anbindung an den Stadtbus soll verbessert werden. Der fährt derzeit im Ringverkehr, sodass eine Strecke von Hirschlatt nach Ettenkirch eine Stunde dauere, so Baumann. Da ist man zu Fuß deutlich schneller. Von Ettenkirch nach Hirschlatt sind es mit dem Bus nur drei Minuten.
Nur zwei Ja-Stimmen
Letztlich stimmten nur Regine Ankermann (Grüne) und Heinz Tautkus (SPD) für den Entwurf mit 120 Wohnungen. Bei sechs Gegenstimmen und drei Enthaltungen kein gutes Omen für die Sitzung des Gemeinderates am Montag. Der entscheidet schlussendlich, auf welcher Basis weiter geplant werden kann.