
Dass der „Kluftinger“ Florian Jehle, das Elternhaus steht in Markdorf-Leimbach, nach dem Tod des Onkels Willi Müller dessen Heidelbeer-Plantage bei Friedrichshafen-Kluftern übernommen hat und inzwischen im sechsten Jahr weiterführt, hat mit Heimatverbundenheit und Heimatliebe zu tun.

Jehles Credo: „Es braucht wieder viel mehr regionale Produkte. Importierte Heidelbeeren haben zumeist kaum Geschmack, weil sie nicht reif geerntet werden.“ Und er erklärt, woran man gute Qualität erkennen kann.
So sehen Heidelbeeren der Handelsklasse 1 aus. Die Früchte sind prall, die Haut ebenmäßig glatt, die Färbung gleichmäßig.
Für das Ernten von Blaubeeren braucht es Gefühl und Ruhe. Hektisches Abrupfen ist fehl am Platz. Florian Jehle erzählt, worauf beim Pflücken und Vorsortieren der Früchte zu achten ist.
Mutter Erika Jehle hilft täglich bei der Ernte mit. Das Käppi schützt während der stundenlangen Arbeit vor Sonneneinstrahlung. Wer Übung und Erfahrung hat, kann in einer Stunde bis zu 3 Kilogramm Blaubeeren ernten. Erika Jehle lobt die polnischen Erntehelfer: „Sie sind wirklich sehr zuverlässig!“
Florian Jehle ist regelmäßig in der Anlage. Gerade schneidet er trockene Zweige aus. Das gehört ebenso zur Pflege der Sträucher wie regelmäßiges Wässern, Versorgen mit Nährstoffen und das Kultivieren des Bodens. Blaubeeren brauchen ein eher saures Milieu, der PH-Wert muss unter 5 sein. Also werden Hackschnitzel oder Sägemehl von Tannen, Fichten und Kiefern in die Erde gemischt.
Wie ein Himmel voller Heidelbeeren. Dieses Motiv zeigt die späte Sorte Elisabeth, die ab August reift. Die großen Früchte sind für den Frischverzehr gedacht und schmecken beispielsweise natürlich auch in Gebäck, Pfannkuchen oder im Müsli.
Florian Jehle hat Schälchen befüllt und wiegt diese ab – jeweils 250 Gramm kommen hinein. Dann werden einige Schälchen für den Hofverkauf in einen Kühlschrank gestellt, der vor dem Haus steht. „Meine Frau Tamara und die Kinder Valerie und Dominik helfen abends beim Sortieren und Abwiegen mit. Dann gibt‘s immer wieder mal ein paar Runden Tischkicker – auch mit den Erntehelfern. Wir pflegen familiären Umgang.“
Zum Bestäuben der Heidelbeerblüten setzt Florian Jehle voll und ganz auf Hummeln. Die seien sehr fleißig: „Eine Hummel schafft am Tag bis zu 50 000 Blüten.“
Auch Wespen mögen Heidelbeeren. Die Insekten versorgen sich so mit Wasser und fressen das zuckerhaltige Fruchtfleisch.
Zwei Erstversuche – zwei Volltreffer. Florian Jehle hat mit Vater Paul Jehle 2019 Heidelbeergeist (links) gebrannt. Das Tröpfchen ist vom Verband der Klein- und Obstbrenner Südwürttemberg-Hohenzollern mit Gold prämiert worden.
Weil Freunde und Bekannte reihum begeistert waren, kam deren Anregung, er solle doch auch Heidelbeer-Gin machen – heraus kam „Skorpion“. Das ist Florian Jehles Sternzeichen. „Von 100 Flaschen dieser Edition sind noch zwei übrig. Weil die Nachfrage so groß ist, werden wir im Oktober nachlegen.“
Nebenerwerbslandwirt Florian Jehle verkauft seine Heidelbeeren und weitere Beerenprodukte auch ab Hof, Bahnhofstraße 8, Friedrichshafen-Kluftern. Am Kühlschrank ist ein Spender mit Desinfektionsmittel befestigt. Die Aufschrift auf dem Plakat „Flori‘s Heidelbeeren.... willi„ ist bewusst gewählt. Vor acht Jahren hat sein Onkel Willi Müller die Plantage angelegt – „willi„ ist spielerisch der Mundart entlehnt – „will ich“.
Getrocknete Heidelbeeren gelten auch als Heilmittel. Sie sollen gegen Magenprobleme und gegen Durchfall helfen. Zu viele frisch verzehrte Heidelbeeren fördern die Verdauung recht flott.
Das Projekt
Florian Jehle lebt seit rund drei Jahren in Friedrichshafen-Kluftern, das Elternhaus steht in Markdorf-Leimbach. Der Schreinermeister ist als Projektleiter beim Markdorfer Unternehmen Knoblauch tätig. Er bewirtschaftet mit Unterstützung der Eltern Erika und Paul Jehle und seiner Familie – Frau Tamara, Tochter Valerie und Sohn Dominik – rund 0,75 Hektar Heidelbeeren. „Für mich ist das Ausgleich zum Büroalltag“, sagt Jehle. Onkel Willi Müller hat die Plantage vor acht Jahren angelegt. Als Müller verstarb, hat Jehle die Anlage vor sechs Jahren übernommen und einen Sachkundenachweis im Obstbau absolviert, der regelmäßig aufgefrischt werden muss. Das muss Jehle regelmäßig belegen.
Die 1100 bis 1200 Sträucher bestehen aus vier Sorten: Duke – Reifezeit von Juni bis Mitte Juli; Cipria und Bluecrop – Reifezeit jeweils von Mitte Juli bis etwa Mitte August; Elisabeth – Reifezeit ab Anfang August.
Beeren der Handelsklasse 1 verkauft Jehle ab Hof, Bahnhofstraße 8, Friedrichshafen-Kluftern; die Früchte sind auch in Markdorf auf dem Wochenmarkt bei Pia Brugger sowie im Unverpackt-Laden „Heimatliebe“ an der Hauptstraße und im Laden auf dem Campingplatz Wirthshof zu bekommen. Ein Automat steht im Markdorfer Teilort Leimbach, Unterleimbach 18. (gan)