„Es braucht einen Masterplan“, findet Klimaschutzaktivistin Miriam Montano. Den vermisse sie jedoch bislang in Friedrichshafen. Michael Wlaka pflichtet bei: „In den Gesprächen, die wir geführt haben, haben uns alle viele Einzelschritte geschildert, die sie schon gemacht haben. Dabei hatten sie aber kein konkretes Ziel vor Augen. Stattdessen sagten sie: Wir machen so schnell wir können.“ Marian Riederle meint, dass allgemein ein Bewusstseinswandel stattfinden müsste. „Man merkt es an den Debatten, die geführt werden. Da wird etwa diskutiert, ob nun eine Kehrmaschine mit Diesel- oder Elektroantrieb angeschafft werden soll“, schildert er. Dabei solle der Antrieb gar nicht mehr zur Debatte stehen

Miriam Montano, Michael Wlaka, und Marian Riederle Teil des Kernteams von Friedrichshafen Zero. Die junge Ortsgruppe der Klimaschutzorganisation German Zero hat sich in den vergangenen Wochen nach eigenen Angaben vor allem darauf konzentriert, mit Gemeinderatsfraktionen ins Gespräch zu kommen. Gespräche mit vier Fraktionen hätten bereits stattgefunden, eine weitere wolle noch einen Termin anbieten und eine habe bislang nicht reagiert. Und schließlich gebe es auch eine Fraktion, die das Gespräch abgelehnt habe. „Wir möchten hier niemanden namentlich nennen“, betont Lea Müller-Schanz, ebenfalls Mitglied im Kernteam. Sie wollten mit den Fraktionen und auch der Stadtverwaltung einen Austausch pflegen und niemanden öffentlich bloßstellen.

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Gleichzeitig sieht die Gruppe die Akteure Kritikpunkte am bisherigen Vorgehen. Die Stadt habe ihre bisher gesteckten Ziele in Sachen Klimaschutz nicht wirklich erreicht. „Eigentlich sollte das der Gemeinderat prüfen, aber es gibt keine Konsequenzen, wenn etwas nicht erreicht wird“, meint Miriam Montano und ergänzt, es gebe nicht einmal einen Klimaschutzmanager in der Stadt. Das Beispiel Singen hätten sie angeschaut; da gebe es sowohl eine Klimaschutzmanagerin als auch ein klares Konzept: „So einen Masterplan brauchen wir auch für Friedrichshafen.“

Darüber hinaus sei es ihnen ein Anliegen, generell die Bevölkerung zu erreichen, zu sensibilisieren und für den Klimaschutz zu mobilisieren, denn eines sei klar: „Ohne dass alle mitmachen, lässt sich Klimaneutralität nicht erreichen.“ Wlaka wird deutlicher: „Ohne irgendwelche Einschnitte geht‘s nicht.“ Hier kritisiert er auch die Stadt. Auf der Webseite der Stadt sei nach wie vor davon die Rede, dass Friedrichshafen bis 2050 klimaneutral werden wolle. Dabei sei das Ziel landesweit 2040 und umliegende Gemeinden legten mit 2035 vor. Wlaka hofft, dass dieses Jahr ein aktuelles Klimaschutzkonzept und -management auf den Tisch komme und ernsthaft diskutiert werde. Müller-Schanz will mehr: „Ich möchte, dass für Friedrichshafen das Ziel gesetzt und ausgesprochen wird, bis 2035 klimaneutral zu werden.“

Monika Blank, Pressesprecherin der Stadt, erklärt, dass die Zahl 2050 der aktuell gültigen Beschlusslage des Gemeinderats entspreche, die auf den Pariser Klimaschutzzielen basiere. Allerdings sei schon bei der Gemeinderatsklausur 2022 entschieden worden, das Thema im neuen Jahr erneut zu diskutieren. Blank verweist auf eine Pressemitteilung zu besagter Klausurtagung: „Diesen Beschluss werden Gemeinderat und Verwaltung nochmals aufgreifen und diskutieren, ob die Ziele noch stimmen oder doch noch früher erreicht werden sollten“, wird Erster Bürgermeister Fabian Müller darin zitiert.

„Umsetzung konkreter Maßnahmen deutlich zielführender“

Ergänzend dazu führt die Sprecherin aus: „Die Stadtverwaltung hält auf kommunaler Ebene die Umsetzung konkreter Maßnahmen von Klimaschutz und Klimafolgenanpassung für deutlich zielführender als die abstrakte Diskussion und Messung über beziehungsweise von Zieljahren.“ Insbesondere die Messung scheitere bereits vielfach daran, dass das Statistische Landesamt keine Daten zur Verfügung stelle.

Es sei insofern aus Sicht der Stadtverwaltung müßig, Zieljahre auszurufen: „Wichtig ist für uns vielmehr: Es braucht konkrete Maßnahmen und gemeinsame Anstrengungen aller – auch privater – Akteurinnen und Akteure in Klimaschutz und Klimafolgenanpassung.“ Die Stadt könne hier letztlich einen begrenzten normativen Rahmen setzen, mit finanziellen Anreizen positiv wirken und eigene Liegenschaften und Einrichtungen immer dann optimieren, wenn sie neu- oder umgebaut werden.