Alle Unterstützung der Hauptgesellschafter des Flughafens Friedrichshafen hat wohl nicht gereicht: Nun musste Flughafen-Geschäftsführer Claus-Dieter Wehr beim Amtsgericht Ravensburg ein Schutzschirmverfahren einleiten. „Diesem wurde am Donnerstag um 10.45 Uhr stattgegeben“, erklärt der Flughafen-Chef bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz am Freitag.
„Das Schutzschirmverfahren hat das Ziel, eine Weiterführung des Airports möglich zu machen. Zudem sollen die laufenden Umstrukturierungen damit unterstützt werden“, erläutert Wehr. In den letzten Wochen sei klar geworden, dass der Bodensee-Airport vor der Überschuldung stehe. Ein Hauptgrund dafür ist nach Angaben der Flughafen-Geschäftsführung die anhaltende Corona-Pandemie und der dadurch wegfallenden Flugverkehr.

Verbindlichkeiten in Höhe von rund 34,5 Millionen Euro
Dem Flughafen Friedrichshafen droht die Überschuldung vor allem wegen hoher Verbindlichkeiten gegenüber Dritten. Insgesamt geht es um rund 34,5 Millionen Euro, mit denen der Bodensee-Airport gegenüber der Sparkasse Bodensee (8,5 Millionen Euro), den Gesellschaftern (20 Millionen Euro), sonstigen und stillen Beteiligten in der Kreide steht. Hauptgesellschafter des Flughafens sind die Stadt Friedrichshafen und der Bodenseekreis. Weitere Anteile halten Unternehmen und das Land Baden-Württemberg.
Coronahilfen von Bund und Land sind nicht zu erwarten
Was bedeutet das nun für die Gesellschafter? Wahrscheinlich sind wieder neue Finanzhilfen nötig, um den Bodensee-Airport über Wasser zu halten. Erst im Herbst hatten die beiden Hauptgesellschafter weitere Finanzhilfen in Höhe von rund 30 Millionen Euro zugesagt. 4 Millionen Euro für das operative Geschäft, 25,1 Millionen Euro für dringende Investitionen und rund 6,6 Millionen Euro für die Finanzierung und Tilgung von Krediten. Doch auch die Mittel für das operative Geschäft sind bald aufgebraucht: „Die Finanzierung hält noch bis Ende des Jahres“, erläutert Flughafen-Chef Wehr vor Journalisten.
Weil das Unternehmen schon vor der Corona-Pandemie als Unternehmen in der Krise galt, sind Coronahilfen von Bund oder dem Land nicht zu erwarten.

Betrieb am Flughafen soll weiter laufen
„Der Betrieb des Flughafens ist auch während des Verfahrens sichergestellt“, betont Flughafen-Geschäftsführer Claus-Dieter Wehr. Auch die Arbeitsplätze der 123 Beschäftigten sollen erhalten bleiben, „die Gehälter sind bis zum Jahresende gesichert“, so Wehr. Die Mitarbeiter wurden am Freitagmorgen von der Geschäftsführung über die Neuigkeiten informiert.
Amtsgericht setzt Sachwalter und weiteren Geschäftsführer ein
Als weiterer Geschäftsführer wurde Rechtsanwalt Alexander Reus eingesetzt, der seit vielen Jahren in der Sanierung und Umstrukturierung von Unternehmen erfahren ist. „Wir schauen zuversichtlich in die Zukunft, auch wenn die Umstrukturierung des Airports die größte Arbeit sein wird, die vor uns liegt“, sagt Reus. Das Amtsgericht hat als Sachwalter Rechtsanwalt Alexander Hubl beigestellt. Er soll die Sanierung für das Gericht überwachen und begleiten.

Nun gibt es Gespräche mit den Gläubigern
Bis Anfang Mai will die Geschäftsführung nun einen Insolvenzplan erarbeiten, damit danach das Insolvenzverfahren eröffnet werden kann. „Unser Ziel ist ganz klar der Erhalt und die Sanierung des Unternehmens“, betont Reus. Ein Gutachten der Berliner Unternehmensberatung Roland Berger GmbH war im vergangenen Jahr zu dem Schluss gekommen, dass der Bodensee-Airport eine Zukunft habe, wenn der Flughafen weitere Finanzhilfen bekomme und wie bisher auf einen Mix an Geschäfts- und touristischen Flügen setze.
Wie Flughafen-Chef Claus-Dieter Wehr mitteilt, wurde bereits ein Gläubiger-Ausschuss gebildet. Abzusehen ist wohl, dass die Gläubiger nicht all das Geld wieder bekommen werden, das sie bisher in den Flughafen gesteckt haben. Für die Zukunft aber bleibt Wehr optimistisch: „Wenn die Corona-Pandemie vorbei ist, werden die Menschen wieder fliegen, auch wenn das länger dauern könnte, als wir es gerne hätten.“