Es brodelt in Efrizweiler: Seit man die Anschlussstelle der B 31 direkt vor dem Ortsschild hat, wird der Durchgangsverkehr für die Anlieger der engen Ortsdurchfahrt immer unerträglicher. Über 80 von ihnen kamen am Donnerstag zum Infoabend ins Bürgerhaus Kluftern: Die „Initiative für Efrizweiler“ hatte die Verantwortlichen der Stadtverwaltung eingeladen, um Rede und Antwort zu stehen. Ergebnis: Die Stadt tut, was sie kann, muss sich aber an Vorgaben des Regierungspräsidiums und der Straßenverkehrsordnung halten.
Für Tempo 30 fehlen derzeit die Kriterien in Sachen Sicherheit, doch der Lärmaktionsplan könnte die Erlösung bringen: Wenn die derzeit laufenden Messungen belegen, dass der Lärmpegel in der Ortsdurchfahrt bei Tempo 50 über dem zumutbaren Wert liegt.

„15 Sekunden für die Sicherheit“
„Für die 700 Meter durch Efrizweiler braucht man mit Tempo 50 eine Minute, mit Tempo 30 eine Minute 15 Sekunden“, führte Carsten Maier in die Thematik ein: „Das sind 15 Sekunden für die Sicherheit.“ Das müsse doch bitteschön zumutbar sein, meinte der Ingenieur und Mit-Initiator der Initiative.

Seit der B-31-Anschluss Friedrichshafen-Nordwest im August 2021 in Betrieb genommen wurde, habe der Verkehr durch Efrizweiler in Richtung Markdorf massiv zugenommen. Zudem habe die Wohnbebauung hier in den letzten Jahren massiv zugenommen: Wohnten auf der südlichen Straßenseite vor zehn Jahren noch 30 Menschen mit etwa acht Kindern, seien es 2022 bereits 181 Anwohner mit 44 Kindern.
Durch die derzeit laufenden Neubauprojekte dürfte diese Zahl bis in zwei Jahren auf 328 Anwohner mit 756 Kindern anwachsen. „Als Erwachsener traut man sich noch über die Straße“, so Maier: „Aber ich kenne hier kaum noch Eltern, die ihre Kinder nicht zur Bushaltestelle und zurück begleiten, vom Kindergarten ganz zu schweigen.“ Und mit den neuen Baugebieten in Kluftern dürfte der Pendlerverkehr in Zukunft noch zunehmen.

Die Forderungen hat die Initiative klar formuliert: Tempo 30 sofort und sicherer Zugang zum ÖPNV, weitere Zebrastreifen und Querungshilfen, auch am Ortseingang von Spaltenstein her, und schließlich breitere Gehwege mit abgesenkten Bordsteinen.
Vertreter der Stadtverwaltung bremsen
Mit der Tempo-30-Zone sei das leider nicht so einfach, erklärte der Häfler Amtsleiter Hans-Jörg Schraitle: Die Stadt Friedrichshafen müsse sich an Vorgaben halten und nach der Straßenverkehrsordnung seien die hier nicht gegeben: Keine Schule, kein Kindergarten mit Ausgang direkt zur Straße, keine Klinik, kein Seniorenheim. Und auch nicht genügend Übernachtungsbetriebe in Efrizweiler, was es als „Erholungsort“ ausweisen könnte und Tempo 30 auf der Ortsdurchfahrt ermöglichen würde.

Allerdings habe sich die Stadt einer Städteinitiative angeschlossen, die erreichen will, dass die Kommunen selbst entscheiden, wo sie Tempo 30 einrichten wollen. „Wir haben da in Friedrichshafen jetzt schon keine Hemmungen, jede Möglichkeit auszunutzen“, versicherte Bürgermeister Dieter Stauber: „Wir waren nach Freiburg die erste Kommune im Land, die es gewagt hat, Tempo 30 auf einer Bundesstraße umzusetzen.“


Bringt der neue Lärmaktionsplan Tempo 30?
Die Lösung für Efrizweiler könnte im Lärmaktionsplan der Stadt liegen: Derzeit werden Langzeitmessungen ausgewertet, die unter anderem im Mai 2022 an den Ortsdurchfahrten im Bereich der neuen B 31 gemacht wurden, berichtete Gabriele Schulze, zuständig für den Lärmaktionsplan der Stadt.
Erst wenn dieser Lärmaktionsplan in seiner Stufe 4 beschlossen sei, könne es weitergehen. Dieser umfasse nun auch Kreis- und Gemeindestraßen ab 7500 Fahrzeugen pro Tag. Die Grenzwerte seien 65 Dezibel pro Fahrzeug bei Tag und 55 Dezibel bei Nacht. Tempo 30 wäre dann eine naheliegende Maßnahme zur Reduzierung.

„Wir gehen davon aus, dass Kluftern und Efrizweiler da drin sind“, sagte Ortsvorsteher Michael Nachbaur. Und er mahnte zur Geduld: Verkehrsangelegenheiten seien „dicke Bretter“. Seit Jahren kämpfe er schon um eine Radfahrer-Lösung für die enge Bahnunterführung am Klufterner Ortseingang.

Wie sehr die Lösung des Problems den Anliegern auf den Nägeln brennt, machten die vielen Wortmeldungen deutlich. Machbar müsse das doch sein, fand ein Teilnehmer: „Wir verlangen ja nicht, dass man wegen uns einen Tunnel baut.“ Thomas Arbogast überreichte Schraitle einen fünfseitigen Antrag mit 93 Unterschriften. Man habe „jetzt doch etwas politischen Druck aufgebaut“, zeigte sich ein Anwohner zufrieden.