„Ich wollte schon immer ein Haus am See haben“, sagt Angelika Zanzinger. Sie schmunzelt und ergänzt: „Jetzt ist es immerhin Friedrichshafen geworden, wenn auch nicht ganz am See.“ 2018 ist sie mit ihrem Mann in die Zeppelinstadt gezogen. Zum Jahresbeginn hat die in Oberschwaben aufgewachsene 33-Jährige nun die Leitung der Bahnhofsmission an Gleis 1 übernommen. Zuvor studierte sie soziale Arbeit und Diakoniewissenschaften in Ludwigsburg und koordinierte Ehrenamtliche in den Kommunen des Kreises Biberach.

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Sie sei auf dem Dorf aufgewachsen, habe eine sehr behütete Kindheit gehabt, schildert Zanzinger. Wie behütet diese gewesen sei, sei ihr allerdings erst als junge Erwachsene bewusst geworden. „Nach dem Abitur wusste ich nicht, was ich werden wollte“, erinnert sie sich. So habe sie sich für ein Praktikum beim Dornahof in Altshausen entschieden. „Dort bin ich zum ersten Mal mit Menschen in Kontakt gekommen, denen es deutlich schlechter ging als mir. Da habe ich gemerkt, wie dankbar ich dafür sein kann, wie mein Leben bisher verlief und ich aufgewachsen bin.“

Gerade mit wohnungslosen Menschen, auch eine Zielgruppe der Bahnhofsmission, sei sie dort in Kontakt gekommen. Sie habe gelernt, welche Schicksalsschläge oft hinter Obdach- und Wohnungslosigkeit steckten, die Menschen näher kennengelernt. „Und da hat dann mein Herz für die soziale Arbeit zu schlagen begonnen“, sagt Zanzinger.

„Die Stelle hat mich sofort angesprochen“

Mit dem Studium an der evangelischen Hochschule folgte sie diesem Wunsch und trat dann ihre Stelle in Biberach an. Seit dem Umzug nach Friedrichshafen engagiert sich die 33-Jährige im Kirchengemeinderat der Bonhoeffergemeinde. „Dort habe ich dann auch von der Suche nach einer neuen Leitung für die Bahnhofsmission erfahren“, sagt sie.

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Eigentlich habe sie den Plan gehabt, erst wieder arbeiten zu gehen, wenn beide Kinder die Schule besuchen. Ihre Tochter sei drei Jahre alt, ihr Sohn gerade einmal eindreiviertel und besuche daher auch noch nicht den Kindergarten. Doch nicht zuletzt, um ihre neue Heimat besser kennenzulernen, habe sie ihre Pläne diesbezüglich geändert. „Auch die Stelle hat mich sofort angesprochen“, sagt Zanzinger. „Sie verbindet die Arbeit mit Angehörigen von Randgruppen und die Arbeit mit Ehrenamtlichen sowie Netzwerken – das sind alles meine Bereiche.“

Vor allem fürs Organisatorische zuständig

Letztlich überzeugt habe sie dann ein Besuch vor Ort. Sie habe ihre Bedenken angesprochen, ob die Arbeit mit kleinem Kind zu vereinbaren sei und eine der langjährigen Ehrenamtlichen habe gesagt: „Sie haben ja auch uns!“ Zanzinger lächelt und sagt: „Da habe ich mich direkt wohlgefühlt. Das hat sich sofort familiär angefühlt.“

Im ersten Jahr werde sie nun mit einer 30-Prozent-Stelle starten und danach auf die eigentlichen 50 Prozent erhöhen. Dienstags, donnerstags und freitags sei sie jeweils halbtags im Haus. Dort sei aber auch klar, dass sie vor allem für das Organisatorische, das Netzwerk, die Arbeit im Hintergrund, die alles am Laufen halte, zuständig sein werde: „Ich werde eher weniger Zeit am Gleis und bei den Menschen verbringen können. Das ist mir bewusst.“

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Was sie von der Arbeit erwartet? „Eigentlich vor allem schöne Begegnungen und Friedrichshafen nochmal von einer anderen Seite kennenzulernen.“ Sie wolle wieder aus ihrer „Bubble“ als Mutter herauskommen, denn da sei man schon sehr „unter sich“. Generell sei die Frage allerdings schwer zu beantworten. Sie würde auch noch nicht sagen, dass sie die Bahnhofsmission bereits kenne: „Ich war erst ein paarmal kurz vor Ort.“

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