Die Camping-Saison in Fischbach ist eröffnet. Und obwohl das Wetter über das Osterwochenende mit Höchsttemperaturen um die elf Grad Celsius und Nieselregen mehr als unbeständig war, ist Pächter Franz Schlichte mit diesem Auftakt zufrieden. "Wir waren über Ostern schon gut belegt. Das Wetter war zwar nicht perfekt, aber immer noch deutlich besser als im vergangenen Jahr. Der Start ist also geglückt", sagt der 49-Jährige im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Seit 2005 betreibt Schlichte das recht übersichtliche Areal im Häfler Stadtteil Fischbach. Auf rund 150 Parzellen genießen die Gäste die Natur, den Bodensee und das familiäre Miteinander. "Das macht das Campen doch aus", sagt Schlichte, "bei uns packt die ganze Familie mit an und ist quasi Tag und Nacht hier vor Ort."

Zum Saisonbeginn am vergangenen Mittwoch war der Platz zu gut zwei Drittel gefüllt. Die meisten Camper in Fischbach kommen aus dem Süden Deutschlands, allen voran aus Baden-Württemberg. Jean, Erik und Karsten – wie alle anderen Camper wollen auch diese drei nur ihre Vornamen verraten – hatten eine deutlich weitere Anreise. Die drei Jungs aus dem thüringischen Gera sind mit zwei Bullys an den Bodensee gekommen, um dem Alltag etwas zu entfliehen. "Zum Entschleunigen. Es ist herrlich, in der Natur zu sein. Ich genieße es, dass ausnahmsweise mal kein Fernseher läuft und wir uns einfach bei einem gemütlichen Bierchen unterhalten", sagt Erik. Mit seinem neuen VW-Bus California hat sich der Hobby-Camper im vergangenen Jahr einen Traum erfüllt. "37 Jahre habe ich auf dieses halb Auto, halb Wohnmobil hingearbeitet."

Mit einem Wohnwagen sind Claudia und Philipp aus Stuttgart angereist. Die beiden waren zum zweiten Mal am Campingplatz Fischbach: "Es ist vor allem diese unverwechselbare Aussicht", sagt Claudia, in eine warme Decke gehüllt, "wenn ich den See vor mir liegen sehe und dahinter die Alpen, wie sie in den Himmel ragen, entspannt mich das". Am Karfreitag hatten sie noch Glück und konnten etwas Sonne tanken. Ab dann war man mit Decke und Regenschirm besser beraten.
Ganz altmodisch und "nur" mit einem Zelt ausgestattet haben Ilke und Uli aus Mannheim das Wochenende in Fischbach verbracht. "Auch wenn mich manche für verrückt erklären, finde ich ein Zelt viel komfortabler als einen Camper", sagt Uli, der vor allem den Platz in seinem Zelt schätzt. Auch die nächtlichen fünf Grad konnten den beiden die Laune nicht verderben: "Und wenn es doch einmal etwas zu kalt wird, dann halten wir uns gegenseitig warm. Das ist das geringste Problem", sagt Ilke und lacht. Das junge Paar war zum ersten Mal in Fischbach, hat aber sofort Anschluss bei den Nachbarn gefunden. "Also ich denke, wir kommen wieder. Hier am Bodensee lässt es sich schön campen", sagt Uli.

Auf Pächter Franz Schlichte und seine Familie warten nun bis zu 200 arbeitsreiche Tage in der Camping-Saison 2017. Das heißt: kein Wochenende, kein Feiertag, keine acht Stunden am Tag – meistens eher deutlich mehr. "Es muss eine Herzensangelegenheit sein, man muss sich mit dem Camping identifizieren und diesen Job lieben. Sonst braucht man es nicht zu machen", ist sich der gelernte Koch sicher, "wir ziehen mit unserem kleinen Familienbetrieb an einem Strang und versuchen, den Gästen ein paar erholsame Tage zu ermöglichen."
Aber Schlichte weiß auch: Das Wetter ist das Maß der Dinge. "Du kannst deinen Job noch so gut machen, den Platz hegen und pflegen. Haben wir wieder solch einen Katastrophen-Sommer wie 2006, sind die Zahlen schlecht", sagt Schlichte. Deshalb hofft er natürlich auf Unterstützung von Wettergott Petrus und somit eine erfolgreiche Saison. 20 000 Übernachtungen sind in Fischbach das Ziel. Der Saisonstart ist schonmal geglückt.


