Bereits Ende Oktober 2011 hatte sich der Friedrichshafener Motorenbauer von dem Manager getrennt. Die Staatsanwaltschaft sieht es als erweisen an, dass damals südkoreanische Militärs bestochen wurden, um Panzergeschäft einzufädeln. Dies sagte Jan Holzner, Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart, am Montag in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER.

In Stuttgart ist die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität angesiedelt. Zunächst hatte ab Oktober 2011 die Ravensburger Staatsanwaltschaft ermittelt, dann das Verfahren nach Stuttgart abgeben.

Ende Oktober 2011 hatte die damals ermittelnde Staatsanwaltschaft Ravensburg die Vorwürfe gegen den Friedrichshafener Motorenbauer so konkretisiert: Ermittelt wurde wegen des Verdachts der Bestechung im geschäftlichen Verkehr sowie der Untreue. Die Ravensburger Staatsanwaltschaft prüfte damals, ob die rund 26,7 Millionen Euro, die im Rahmen von Vergütungsregelungen aus sogenannten Nebenverträgen an Vertriebspartner in Südkorea gezahlt wurden, rechtmäßig waren.

Diese Zahlungen erfolgten ab dem Jahre 2000 bis zum März 2011. Rund 14,5 Millionen Euro davon wurden auf Offshore-Konten überwiesen. Solche Konten sind in Steueroasen eingerichtet, die sich rund um den Globus finden.

In den Jahren 2000 bis 2004 wurden nach den damaligen Angaben der Ravensburger Staatsanwaltschaft außerdem insgesamt rund 1,1 Millionen Euro per Schecks ausbezahlt. In den Jahren 2000 bis März 2011 gab es von der damaligen Tognum-Tochter MTU Asia insgesamt rund 40 Millionen Euro an Provisionszahlungen für Vertriebsvermittler in Südkorea. Diese Summe entspreche einem „durchaus üblichen Prozentsatz“.

Überprüft wurden auch Zuwendungen an Angehörige der südkoreanischen Streitkräfte. Die Ravensburger Staatsanwaltschaft nahm sieben Veranstaltungen, so genannte „On the Job-Trainings“ aus den Jahren 2000 bis 2007 unter die Lupe. Neben einem offiziellen gab es dabei jeweils auch einen „inoffiziellen“ Programmteil. Reisen nach Thailand, Bewirtung, Golfspiele und Besuche in „Etablissements“ listeten die Ravensburger Ermittler auf. Für diese Art der Kontaktpflege gaben die südkoreanischen Vertriebsvermittler und zu einem kleineren Teil die MTU Asia nach bisherigen Erkenntnissen 160 000 Euro aus.

Die damalige Tognum AG hat den Ermittlungsbehörden nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen den Konzern uneingeschränkte Unterstützung bei der Ermittlungen zugesichert.

 

Weitere Ermittlungen

Mit dem nun erfolgten Strafbefehl sind die Ermittlungen gegen Manager des Motorenbauers MTU noch nicht beendet:

Abgeschlossen wurden die Ermittlungen gegen einen Manager sowie gegen die MTU als Unternehmen. Doch daneben ermittelt die Stuttgarter Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität gegen fünf weitere Manager des Unternehmens. Er könne noch nicht sagen, wann diese Ermittlungen abgeschlossen werden können, sagte Jan Holzner, Sprecher der Staatsanwaltschaft. In diesen fünf Fällen sei es entscheidend, den Nachweis führen zu können, dass diese Manager von den Bestechungen wussten. Holzner wies in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER darauf hin, dass es für die Arbeit der Strafverfolger von entscheidender Bedeutung gewesen sei, dass sich das Unternehmen von Anfang an als sehr kooperationsbereit gezeigt habe.

Die damalige Tognum AG hatte den Ermittlungsbehörden nach Bekanntwerden der Vorwürfe uneingeschränkte Unterstützung bei den Ermittlungen zugesichert. In einer Stellungnahme wies das Nachfolge-Unternehmen Rolls-Royce Power Systems gestern darauf hin, dass das Verfahren aufgrund einer Selbstanzeige von MTU eingeleitet worden sei und das Unternehmen die Ermittlungen „freiwillig sowie vollumfänglich unterstützt“ habe.