Dieter Stauber gegen Ole Kruse. Hier der Kriminalhauptkommissar, der in seiner Heimatstadt seit zwei Jahrzehnten kommunalpolitisch und ehrenamtlich überaus engagiert ist. Da der gelernte Beamte aus Würzburg mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der Kommunalverwaltung. Noch vier andere Kandidaten standen letztlich zur Wahl. Doch alle 39 Ratsstimmen an diesem Abend gingen an Stauber (25) und Kruse (14), die sich als einzige Bewerber um das Amt persönlich im Gemeinderat präsentieren durften.
Verfahren bot allen Bewerbern die gleichen Chancen
Eigentlich sollte die Wahl des neuen Bürgermeisters im Häfler Rathaus im Turboverfahren binnen sieben Wochen ab der Stellenausschreibung über die Bühne gehen. Den zu ehrgeizigen Zeitplan, der es auswärtigen Kandidaten nahezu unmöglich gemacht hätte, sich gut in Stellung zu bringen, kassierte das Regierungspräsidium. Oberbürgermeister Andreas Brand entschuldigte später diesen "Verfahrensfehler". Das letztlich vom Gemeinderat beschlossene Verfahren bot allen Bewerbern die gleichen Chancen.

Eine Bewerbung war frühzeitig durchgesickert. Die SPD-Fraktion im Gemeinderat hatte nach der Besetzungs-Arithmetik das Vorschlagsrecht für diesen Posten, den zuvor Holger Krezer innehatte. Als der SÜDKURIER Fraktionschef Dieter Stauber Ende Mai fragte, ob er mit dem Gedanken spiele, sich selbst für diesen Posten vorzuschlagen, wollte er sich nicht dazu äußern. Seine Fraktion stellte sich da in Person von Fraktions-Vize Wolfgang Sigg bereits hinter ihn. Erst Ende Juli gab Stauber bekannt, als Bürgermeister zu kandidieren.
Bewerbung stieß nicht nur auf Zustimmung
Das fand nicht nur Zustimmung. SPD-Ratskollegin Christine Heimpel gab im September bekannt, aus ihrer Partei auszutreten, auch weil sie Staubers ambitionierten Wechsel vom Ratstisch in die Verwaltungsspitze für falsch hält. Seither gehört sie zur Grünen-Fraktion. Vergangene Woche ließ jemand dieser Zeitung anonym die vertraulichen Ratsunterlagen zur Bürgermeisterwahl zukommen – mit den Namen aller anderen Kandidaten, die bis zum Schluss nicht öffentlich werden. Eine stumme Kritik?
Ole Kruse, seit zwei Jahren aus privaten Gründen Ravensburger, gefiel mit seiner Präsentation im Rat. Zehn Jahre Pressesprecher in Würzburg (129 000 Einwohner), Vizechef des Kulturamts, seit zweieinhalb Jahren Chef des Personalamts, dazu das Diplom als Verwaltungs- und Betriebswirt und die Qualifikation für die höchste Beamtenlaufbahn: Fachlich punktete der gebürtige Schleswig-Holsteiner. Wohl nicht nur für Gerlinde Ames (FDP) was es deshalb "eine schwere Wahl", wie sie danach sagte. Beide Bewerber seien gleichwertig gewesen. Letztlich wisse man aber, wie "der Dieter" schafft. Das gab zumindest für sie den Ausschlag.

14 Stimmen für Ole Kruse
Und was sagt der Unterlegene? "Ich habe meine Bewerbung ausschließlich auf meine persönlichen und fachlichen Kompetenzen abgestellt, ohne politischen, lokalen oder sonstigen Lobbyhintergrund", sagt Ole Kruse. 14 Ratsmitglieder haben ihm das Vertrauen gegeben, dafür bedanke er sich. Mindestens fünf von ihnen sitzen nicht in den Reihen von SPD, CDU und Freien Wählern, die jeweils "ihren" Bürgermeister stellen.
Neuer Bürgermeister
Dieter Stauber wird dritter Bürgermeister im Rathaus und ist als Beigeordneter im Dezernat II künftig zuständig für das Amt für Bürgerservice, Sicherheit und Umwelt, für das Haupt- und Personalamt, das Rechtsamt sowie für die Ortsverwaltungen in Ailingen, Kluftern, Ettenkirch und Raderach. Wann er sein Amt antritt, ist noch nicht terminiert. Dafür kündigte der 50-Jährige noch in der Ratssitzung an, sein Mandat im Gemeinderat ab sofort ruhen zu lassen. Der neue Bürgermeister ist Diplom-Verwaltungswirt-Polizei (FH) und seit 1999 bei der Kriminalpolizei Friedrichshafen. Hier war er bis 2014 Leiter der Datenstation und ist seither stellvertretender Leiter der Datenstation des Polizeipräsidiums Konstanz. Seit 2004 ist Stauber für die SPD im Gemeinderat, seit 2014 als Fraktionschef. (kck)