Anette Bengelsdorf

Kriminalhauptkommissar Peter Korn pinselt eine Flasche mit schwarzem Magnetpulver ein, um Fingerabdrücke sichtbar zu machen. Kein Einbrecher hat sie darauf hinterlassen, sondern einer von 13 Lesern des SÜDKURIER, die am Dienstag die einmalige Gelegenheit nutzten, sich über die Spurensuche bei der Kriminalpolizei in Friedrichshafen zu informieren. "Bei einem Einbruch müssen zehn bis 20 Fingerabdrücke genommen werden", sagt Peter Korn, Leiter der zentralen Kriminaltechnik im Polizeipräsidium Konstanz. Durchschnittlich seien die Mitarbeiter ein bis zwei Stunden am Tatort beschäftigt.

Das Magnetpulver verteilt sich über den ganzen Tisch und macht eine rechte Schmiererei, über die im Ernstfall keine Hausfrau glücklich sein dürfte. Doch der Spurensicherer fegt die Reste zusammen und sperrt sie wieder in sein Glas. Auf diesen Abdruck, der für jeden Menschen einmalig und unveränderlich ist, trägt er jetzt vorsichtig eine Kunststoffpaste auf. Nachdem sie ausgehärtet ist, kann er den Kunststoff von der Flasche abziehen. Die darauf übertragenen schwarzen Linien werden in eine computerlesbare Formel übersetzt und mit der Datenbank abgeglichen. "Es gibt Menschen, die spontan zuschlagen, und gerade keine Handschuhe dabei haben", sagt er. Doch häufig seien keine fremden Fingerabdrücke zu finden.

Dann liefern DNA-Spuren, Fußabdrücke oder hinterlassenes Einbruchswerkzeug wichtige Spuren, die die Kriminaltechniker sichern. "Wir sind die, die vor Ort den Schraubenzieher einsammeln und diesen mit den Beschädigungen am Fensterrahmen vergleichen", sagt er. Wichtig sei im Fall eines Einbruchs, die verwüstete Wohnung nicht zu betreten, um nach dem Einbrecher oder nach seinen Wertsachen zu suchen, da wertvolle Spuren verwischt werden könnten. Besser sofort die Polizei rufen. Diese riegelt den Tatort ab, Spuren bleiben erhalten. "Fingerabdrücke halten sich je nach Umweltbedingungen ganz unterschiedlich lang", sagt Korn. Blut, selbst Fasern von Kleidung, Speicheltröpfchen vom Sprechen, Haare und Hautschuppen könnten wertvolle Hinweise liefern, sagt er. "Wenn ich Krimis anschaue, nervt es mich manchmal", gibt er zu. "Alle sind im Overall, nur der Kommissar läuft mit den Straßenschuhen durch."

Doch habe man einen fremden Fingerabdruck gesichert, eine daktyloskopische Spur, wie ihn die Experten nennen, sei der Täter noch nicht überführt. Die Spur könne auch vom Handwerker stammen, der vor zwei Wochen vor Ort war, erklärt er. Eine solche Spur sei nur ein Ermittlungshinweis. Mit einem Schraubenzieher macht er jetzt Kratzspuren in einen Türbeschlag und zeigt, wie ein bestimmtes Werkzeug eine charakteristische Spur hinterlässt. Im Idealfall findet sich das Einbruchswerkzeug vor der Terrassentür, die Einbruchsspuren passen zum Werkzeug und auf diesem befinden sich Fingerabdrücke oder eine DNA-Spur, die zum Täter führt.

Geduldig beantwortet Kriminalhauptkommissar Peter Korn, der schon seit 1974 bei der Polizei arbeitet, die Fragen seiner Gäste. Viel zu schnell ist die Stunde vorbei. Mit ein wenig Vorkenntnis würde es jetzt noch spannender werden.

 

Ausbildungsweg

Die Zentrale Kriminaltechnik (ZKT) beschäftigt an allen Standorten – Konstanz, Singen, Friedrichshafen, Ravensburg und Sigmaringen – etwa 25 Mitarbeiter. Diese helfen im Bedarfsfall an allen Standorten ihres großen Zuständigkeitsbereichs aus. Der Ausbildungsweg führt im Regelfall über die reguläre Ausbildung zum Polizeivollzugsbeamten. Danach finden berufsbegleitend mehrere ein- bis vierwöchige Fortbildungskurse zum Kriminaltechniker statt. Quereinsteiger wie Biologen oder Chemiker sind die Ausnahme und in erster Linie in der Spurenauswertung beim Landeskriminalamt tätig. Kann die ZKT eine Spur eindeutig zuordnen, ist noch nicht sicher, ob es sich dabei um den Täter handelt. Da im Zuständigkeitsbereich der ZKT nur die Sicherung der Spuren und nicht die Ermittlung des Täters liegt, geht der Ausgang einer Ermittlung meist in der Masse der Fälle unter und wird nur in spektakulären Einzelfällen bekannt.