In den vergangenen Tagen sah man sie wieder: Sternsinger, die in Friedrichshafen und Immenstaad als „Heilige Drei Könige“ von Haus zu Haus gingen und Spenden für einen guten Zweck sammelten. Doch mancherorts fehlt zunehmend der Nachwuchs, wie eine Umfrage bei Sternsinger-Teams von Kirchgemeinden in unserer Region zeigt.
Kirchgemeinde St. Magnus Fischbach
In Fischbach und Umgebung waren die Sternsinger dieses Jahr bereits vor dem Jahreswechsel anzutreffen. „Wir haben die Aktion erweitert und sind jetzt bereits zwischen dem 26. und 30. Dezember unterwegs. Ab dem 1. Januar laufen wir dann durchgehend bis zum 5. Januar“, sagt Dorothea Reischmann, die seit 13 Jahren das Sternsinger-Team der St. Magnus-Pfarrei leitet.
Der Grund: Einige Kinder seien nach Silvester im Urlaub und generell würden weniger Kinder mitmachen. „Als ich angefangen habe, hatten wir noch 48 Kinder, dieses Jahr waren es 33“, so Reischmann. Zu wenige, um die rund 500 Hausbesuche an nur ein oder zwei Tagen zu absolvieren. „Wir gehen noch von Haus zu Haus und decken alle Haushalte in Fischbach ab“, betont Reischmann.

Dass immer weniger Kinder bei den Sternsingern mitmachen, liege vor allem an den Eltern: „Viele denken, dass es zu anstrengend sei“, so Reischmann. Auch hätten viele Eltern keinen Bezug mehr zur Kirche oder Traditionen wie dem Brauch am Dreikönigstag. „Doch wenn die Kinder gut und warm angezogen sind, macht es ihnen nichts aus, drei Stunden lang draußen zu sein, und sie bewegen sich ja auch. Wenn man Skifahren geht, ist das nicht groß anders.“
Und man müsse auch keinen Bezug zur Kirche haben, um mitzumachen. „Die Hilfsaktion von Kindern für Kinder steht im Vordergrund. Und es laufen sowohl katholische als auch evangelische Kinder bei uns mit.“ Dorothea Reischmann hofft, dass irgendwann wieder mehr Kinder Könige sein wollen: „So würde sich das mehr verteilen und einzelne Kinder müssten nicht an jedem Tag laufen.“ Dafür gehen Reischmann und ihr Team auch in die Schulen und den Kommunionunterricht der Gemeinde, um für die Sternsinger-Aktion zu werben.
Katholische Kirchgemeinde „Zum Guten Hirten“ und evangelische Erlöserkirche
Auch die Sternsingergruppe der katholischen Kirchgemeinde „Zum Guten Hirten“ und der evangelischen Erlöserkirche leidet unter Mitgliedermangel. „Das ist bereits seit Jahren ein Problem“, sagt Sabine Fiesel, die die Sternsinger-Aktion seit zwölf Jahren gemeinsam mit ihrem Mann organisiert. Dieses Jahr seien nur 14 Kinder zwischen dem 2. und 5. Januar im Gemeindegebiet der beiden Kirchen unterwegs gewesen. Wie in Fischbach würden wenn möglich alle Haushalte angelaufen, so Fiesel.

Im Vorfeld veranstalte sie jeweils einen Informationsmittag, an dem sie einen Film zur Sternsinger-Aktion zeige. Und für die Kinder sei das auch wirklich eine tolle Sache: „Sie sind an der frischen Luft, haben Bewegung, Spaß mit Freunden und bereiten jenen eine Freude, die sie besuchen. Und sie unterstützen einen guten Zweck“, so Fiesel. Doch die Eltern müssten hinter der Aktion stehen: „Einige wollen sich aber während ihres Urlaubs nicht als Begleitperson engagieren“, bedauert Fiesel.
Kirchgemeinden St. Nikolaus und St. Petrus Canisius
Weniger Probleme hat die Sternsingergruppe der beiden Kirchgemeinden St. Nikolaus und St. Petrus Canisius in Friedrichshafen. „Wir hatten früher auch schon mehr Kinder. Aber seit ich vor vier Jahren zum Organisationsteam gestoßen bin, sind die Zahlen recht konstant“, sagt Judith Messerschmid-Späth, die das Sternsinger-Team leitet. Diesmal seien mit 56 Kindern sogar ein paar mehr Sternsinger unterwegs gewesen als im vergangenen Jahr.

Um für die Sternsinger-Aktion zu werben, hätten sie in den Schulen Flyer verteilt und mit den Religionslehrern Kontakt aufgenommen. „Erstmals haben wir auch mit der evangelischen Schlosskirchgemeinde zusammengearbeitet“, betont Messerschmid-Späth. Um die Gemeinschaft zu stärken, gebe es während der viertägigen Sternsinger-Aktion jeweils ab 18 Uhr ein Abendessen für die Kinder. „Und im Sommer organisiere ich immer ein Treffen für die Sternsinger, einen Ausflug oder einen Grillabend beispielsweise.“ Das sei ihr wichtig, um den Kindern „Danke“ zu sagen und um sie „an der Stange zu halten“, betont Messerschmid-Späth.
Katholische Pfarrgemeinde St. Jodokus Immenstaad
Nachwuchsmangel? Ein Fremdwort für Markus Bergmann vom Organisationsteam der Immenstaader Sternsinger: „Wir hatten diesmal 29 Kinder am Start, circa so viele wie letztes Jahr.“ Im Gegensatz zu den Fischbacher Sternsingern hätten sie den Zeitraum, während dem sie Hausbesuche machten, sogar eingeschränkt, so Bergmann.

„Früher waren wir an drei Tagen unterwegs, jetzt nur noch am 4. und 5. Januar. Zum einen wollen wir den kleinen Kindern nicht zu viel zumuten und zum anderen wären weniger Eltern als Begleitpersonen verfügbar, wenn die Aktion zu lange dauerte.“

Im Engagement der Eltern sieht Bergmann auch den Hauptgrund, dass Immenstaad kein Problem beim Königs-Nachwuchs hat. Zudem hätten sie sich mit der evangelischen Kirchgemeinde zusammengetan: „Wir machen gelebte Ökumene. Rund die Hälfte der Kinder ist evangelisch.“ Ohne diese überkonfessionelle Zusammenarbeit würden sie es nicht schaffen, jeden Haushalt in Immenstaad zu besuchen, betont Bergmann.