So ganz gereicht hat es mit dem Wetter dann doch nicht am Montag: Man hatte nämlich durchaus überlegt, die Matinee des New Jazzport Orchestra am Fallenbrunnen im Innenhof vor dem Casino stattfinden zu lassen. Wenige Grad Celsius trennten Musiker und Zuhörer am Ende von diesem Ereignis. Doch auch in den Innenräumen wurde das Konzert, das gemeinsam mit dem Sänger und Gitarristen Gianni Dato aufgeführt wurde, zu einem akustischen Vormittags-Erlebnis.
Noch vor dem ersten Ton nutzte Jürgen Deeg vom Häfler Kulturbüro die Gelegenheit, sich für den Besuch der zahlreichen Gäste des diesjährigen "Jazz & More"-Festivals zu bedanken. "Nach diesem Konzert haben sie den Nachmittag zur freien Verfügung", lachte er und wies damit zum einen auf die Abschlussveranstaltungen am Abend des Tags der Deutschen Einheit hin. Zum anderen deutete er aber auch an, wie treu die Jazz-Fans dem mehrere Tage dauernden Festival sind. Viele von ihnen – das wurde auch bei Gesprächen im Publikum klar – bemühten sich, möglichst viele Auftritte mitzunehmen.
"Wir haben viel Spaß!"
Gianni Dato mit dem New Jazzport Orchestra zusammenzuführen, und die Musiker quasi als wohlklingenden Wecker an diesem leicht verschlafenen Feiertag zu nutzen, erwies sich als goldrichtig. Denn das 16-köpfige Orchester und der Solomusiker strotzten nur so vor Energie. Ungeniert nutzte Dato seinen ganzen Körper, um dem Auftritt noch mehr Kraft zu verleihen. Immer wieder stellte er Textzeilen seiner Stücke quasi pantomimisch nach. Wenn er nicht sang, betonte er, was ohnehin alle im Saal spürten: "Wir haben viel Spaß!" Und damit meinte er nicht nur sich und die anderen Akteure, sondern schloss die Zuhörer mit ein.
Damit das gelang, war das Konzert gespickt mit Stücken von Dean Martin, Frank Sinatra und der Swingphase von Robbie Williams. So durfte natürlich Sinatras Ode an New York nicht fehlen. Nicht zuletzt auf Grund der Auswahl der Stücke fühlte man sich, als befände man sich in einem schummrigen Jazz-Schuppen irgendwo in einer der großen amerikanischen Metropolen. Die Atmosphäre im fensterlosen Casino trug dazu ebenfalls einiges bei.
Gianni Datos Stimme ist wie gemacht für zahlreiche Interpretenwechsel und so schaffte er es, den Stücken, die teilweise tief im musikalischen Gedächtnis des Publikums verankert sein dürften, eine eigene Note zu geben. Spannend wurde es bei der von Paul Anka bearbeiteten Version von "Wonderwall", dem wohl größten Hit der Band Oasis und stilprägend für den Britpop der 90er-Jahre. Damit bewiesen das Orchester und Sänger Dato, dass vor dem Jazz "nichts sicher ist", beziehungsweise andersherum quasi jedes musikalische Genre sich im Jazz wieder finden und mit den Mitteln des Jazz verändert werden kann.
Noch weiter vergrößert wurde die musikalische Bandbreite durch soulige Einschläge, die etwa mit dem Song "Diggin' on James Brown" der kalifornischen Band Tower of Power in den Vormittag eingebracht wurden. Und so wurde die Matinee endgültig zu einer Veranstaltung, die Liebhaber verschiedenster musikalischer Richtungen für sich begeistern konnte. Der Start in den Feiertag war somit auch eine Art Rundumschlag des diesjährigen "Jazz & More"-Festivals rund um den Fallenbrunnen.