Haie und Schildkröten verenden als Beifang in Schleppnetzen, Speisefische wie der rote Thunfisch sind vom Aussterben bedroht, riesige Netze schwimmender Fischfabriken verwüsten den Meeresboden. Ein Drittel der globalen Fischbestände ist laut Welternährungsorganisation FAO überfischt oder zusammengebrochen. Nachrichten wie diese haben vielen den Appetit auf Fisch verdorben. Aber es geht auch anders: "Wenn wir nur das rausfischen, was nachwächst und die Substanz unangetastet lassen, ist Fisch ein Teil einer der nachhaltigsten und ewig funktionierenden Nahrungsquellen", sagt Jürg Knoll, Geschäftsführer von Followfood aus Friedrichshafen. Followfood bietet Tiefkühl-Fisch und -Pizza sowie Fischkonserven an, in Bio-Qualität oder aus nachhaltigem Fischfang.

Angefangen haben Knoll und sein Partner Harri Butsch 1999 als Studenten in Konstanz mit der Firma "Fish and More". "Wir hatten Kontakte nach Russland und haben dort gefangenen Fisch importiert", sagt Knoll. Mit Zanderfilets aus dem Iriklinskoye-Stausee wurden sie zum Marktführer in Deutschland, außerdem vertrieben sie Barsche aus Seen in Russland und Kasachstan. "Wir hatten schon immer das Thema, Meere und Umwelt schützen zu wollen. Mit Gründung unserer Marke Followfish haben wir 2007 bewusst auf nachhaltige Fischerei umgestellt." Followfish-Produkte tragen das Siegel des MSC (Marine Stewardship Council), der das weltweit führende ökologische Zertifizierungsprogramm für Fisch aus Wildfang verwaltet. Bedrohte Fischarten kommen gar nicht ins Sortiment oder werden aus biologischer Aquakultur bezogen.

Das Zanderfilet stammt heute noch aus dem Iriklinskoye-Stausee. Knoll und Butsch haben den Weg der dort fischenden Kleinbetriebe zur MSC-Zertifizierung begleitet. Mittlerweile vertreiben über 20 Mitarbeiter in Friedrichshafen Produkte aus aller Welt: Vor den Malediven angeln Fischer mit traditionellen Ruten nach Thunfisch, vietnamesische Kleinbauern bewirtschaften Mangrovenwälder mit Black-Tiger-Garnelen, in der irischen Kennmare-Bay ziehen Partner Miesmuscheln in Hängekulturen. Seit drei Jahren ist auch ein norditalienischer Familienbetrieb dabei, der Pizza bäckt. "Wir haben sehr kritische Kunden, da muss man alle Infos liefern", sagt Knoll. "Die fragen nach dem Fischfutter in der Aquakultur oder schauen sich im Urlaub eine Produktionsstätte an." Neben Transparenz ist ihm wichtig, dass die Produkte gut schmecken. Der gefangene Fisch wird innerhalb von vier Stunden verarbeitet und gefrostet.

Der Erfolg gibt ihnen Recht: Um über zehn Prozent sind sie pro Jahr gewachsen und arbeiten als Partner mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis zusammen. Die Produkte gewannen Preise und sind sowohl in Bioläden, als auch in Supermärkten gelistet. "Wir haben Lachs, Thunfisch, Scholle, Kabeljau und Garnelen, das läuft gut", sagt Christoph Barbknecht, dessen Familie den Nahkauf in Kluftern betreibt. "Der Fisch ist saftiger als solcher, der zweimal gefrostet ist, weil er etwa in China verarbeitet wurde." Viele Kunden legten Wert auf Nachhaltigkeit, sagt Frank Burhenne, Centerleiter des Edeka-Markts am Romanshorner Platz. "Der Verbraucher verbindet diese Marke mit den Fangmethoden", sagt er. "Bei der Pizza ist die Bio-Qualität wichtig, auch unter dem Gesichtspunkt der gesunden Ernährung."

Die Followfood-Geschäftsführer Knoll und Butsch denken schon über weitere Produktlinien nach. "Wir glauben, dass das ein interessanter Markt ist, wo bislang noch zu wenig über die Herkunft der Produkte erzählt wird. Über die Menschen, die das Produkt wirklich herstellen", sagt Knoll. Gerade haben sie Räucherlachs auf den Markt gebracht – aus Bio-Aquakultur oder zertifiziertem Wildfang, mit Meersalz und über Buchenholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft kalt geräuchert.
Hier gibt es die Produkte
Regionale Supermärkte: Ein breites Followfish- und Followfood-Sortiment bietet in Friedrichshafen der Bio-Supermarkt "Bio am See" – von Tiefkühlfisch und -pizza bis zu Konserven. Der kleinere Bioladen "Lebensquelle" in Fischbach hat die Fischstäbchen auf Lager. In den großen Supermärkten Kaufland, Marktkauf und Edeka Baur findet sich Followfish in der Tiefkühltruhe. Die größeren Rewe-Filialen in der Albrechtsraße, am Bahnhofplatz und in der Markdorfer Straße haben ebenfalls followfood-Produkte im Sortiment.
Preisbeispiele: Tiefkühlprodukte: 160 Gramm Lachsfilet aus biologischer Aquakultur kosten 6,99 Euro, bei 500 Gramm Miesmuscheln sind es 6,99 Euro. Für eine vegetarische oder vegane Pizza zahlt der Kunde um 4 Euro. Konserven: 185 Gramm Thunfischfilets in eigenem Saft kosten 3,29 Euro, 200 Gramm Heringsfilet in Bio-Senfsoße 3,69 Euro, 200 Gramm Muscheln in Bio-Tomatensoße 4,99 Euro.
Tracking-Code: Der Preis entsteht durch die besonderen Fang- und Verarbeitungsmethoden. Ein Tracking-Code auf jeder Packung macht sie nachvollziehbar: Damit erfährt der Kunde über die Website, wo, wann und von wem sein Fisch gefangen wurde. Steht etwa auf dem Schollenfilet der Code 1 70 05 15, erscheint "Nordsee" mit den Koordinaten 54 19' 56.6508" N, 4 44' 3.8508" E, gefangen zwischen dem 8. und 12. August 2016 von einer Fischerkooperative mit "Twin Rigs". Das wird per Klick erklärt als "zwei Netze, die leichter sind als ein herkömmliches Grundschleppnetz". (cor)