Einen Abend mit unterschiedlichsten kulturellen Impulsen bot der Samstag beim FAB-Festival im Friedrichshafener Fallenbrunnen. Zwischen Rockkonzert, englischsprachigem Theater und Action Performance konnten die Besucher in die besondere Atmosphäre des kreativen Zentrums der Stadt eintauchen.
Mit "Babysitting Calvin" von John H. Newmeir zeigten die Bodensee-Players unter der Regie von Steff Kretschmer ein englischsprachiges Short Play voller Witz und schrägem Humor. Ein überdimensionaler Laufstall dominierte eine Ecke der Bühne im Theater Atrium – bot er doch Platz für ein wahres Riesenbaby (Mathias von Alberti). Mit seinen zehn Monaten hat er sich fest vorgenommen, bis zu seinem ersten Geburtstag kein Wort zu sprechen. Verliert er sonst doch die Erinnerung an sein früheres Leben als Tommy und damit auch an seine "lovely wife" Laura. Im lila Riesenstrampler hält Calvin seine Mommy (Maren Mathes) auf Trab. Mit Freundin Donna (Franci Weber) will sich die gestresste Single-Mama einen Mädelsabend gönnen. Natürlich ist sie im Stress und wimmelt am Telefon, nur ihn ein Badetuch gehüllt, ihre Mutter auf köstliche Weise ab ("I'm going to hang up").
Dann kommt auch schon die Babysitterin. Zu den Klängen von "Tell Laura, I love her" betritt niemand anderes als Calvins frühere Frau (Penny von Alberti) die Bühne. Mit dabei ist Bob (Allen Hainer), dessen ganzes Sinnen und Trachten darauf ausgerichtet ist, Laura oder im Zweifelsfall auch Donna an diesem Abend flachzulegen. Mit Mundspray und Aftershave wappnet er sich für den lauschigen Abend ("smell nice, taste nice, be nice"). "He ist sex mad", erkennt Calvin, der alle Register zieht, die einem Baby zur Verfügung stehen, um dem "Womanizer" in die Suppe zu spucken. Die Bodensee-Players haben im Vorfeld nicht zu viel versprochen. Auch mit fast verschüttetem Schulenglisch aus früheren Zeiten ließ sich dem Stück gut folgen. Wenn am Ende der entnervte Bob voller Zorn ein Stofftier in Stücke reißt, während Calvin schon mal kräftig eine Bierdose schüttelt, sind sowieso nicht viele Worte nötig. Während Laura das unschuldige Baby verteidigt, das so putzig die Ärmchen nach ihr ausstreckt, meint Bob, dass das kleine Monster genau weiß, was es tut. Nach einer knappen Stunde fiel bereits der Vorhang. Lust auf mehr Komödie von den Bodensee-Players – sie treten regelmäßig im Theater Atrium auf – nahmen die Zuschauer mit.
Im Innenhof des Kulturhauses Caserne erwartete die Besucher des FAB-Festivals aber gleich der nächste Höhepunkt: eine Action Performance von Metall- und Aktionskünstler Mirko Siakkou-Flodin. Zusammen mit Improvisationspianist Andreas Apitz, ein Feuershow-Spezialist und den Ausdruckstänzerinnen Barbara Glazar und Michaela Möller schuf er ein gemeinsames Kunstwerk und eine ganz besondere Atmosphäre aus Klang, Stahl und Feuer.
Den Kopf leicht geneigt in der Beuge des erhobenen Armes stand Tänzerin Barbara Glazar vor der Metallwand während Mirko Siakkou-Flodin mit weißer Kreide ihren Umriss nachzeichnete. Vom jonglierenden Feuerkünstler übernahm er die Flamme, um mit Schweiß- und Schneidbrenner die Form der Frau ins Metall zu schneiden. Dabei sprühten die Funken in die nächtliche Dunkelheit des nur schwach beleuchteten Innenhofs. Parallel dazu schwang das an einem Metallgerüst aufgehängte Klavier wie ein Pendel hin und her. Immer wieder versetzten es die beiden Tänzerinnen in neuen Schwung. Von seiner ungewöhnlichen Position scheinbar völlig unberührt spielte Andreas Apitz – auf dem Kopf einen gelben Bauhelm – eine jazzig angehauchte Melodie in Variationen. Von Siakkou-Flodin als Ozeanpianist angekündigt, dürfte er sich am schwingenden Klavier zumindest wie in einer Schiffschaukel gefühlt haben. Mit ihren Bewegungen schafften die beiden Tänzerinnen eine stille Verbindung zwischen Metallkunst und Musik. Hier die klingenden Töne, dort die kreischende Flex, gefolgt vom Metallgeruch, wie er sonst nur in einer Schlosserei hängt. Nochmals posierte die Tänzerin und Siakkou-Flodin nahm mit der Flamme Maß.
Währenddessen schwang der Feuerkünstler mit verbundenen Augen seine Feuerkugeln. Der gemeinsame Schaffensprozess hätte so noch lange weitergehen können, aber nach mehr als einer halben Stunde gab es einen Schnitt. Siakkou-Flodin näherte sich dem Klavier mit der Flamme und entzündete eine Schnur, die im offenen Klavier ein kleines Feuerwerk entfachte, das den Schlusspunkt der Performance setzte. Für alle Beteiligten gab es viel Applaus von den Zuschauern, die den Prozess gespannt verfolgten. Vorbei war die Festivalnacht noch lange nicht, denn im Casino spielten die Musiker beim Rockkonzert Klangkultur von Bob's Blues Boyz und später von "About Time" den Blues.