Peter Sikora ist kein Mann der lauten Töne. Der 27-Jährige wählt seine Worte sorgsam. Er ist keiner, der ständig im Mittelpunkt stehen will. Und dennoch hat er sich für einen Job beworben, bei dem sich alles um ihn dreht. Zumindest an drei Tagen im Jahr. Vom 16. bis 18. Juli tauscht er Jeans und Hemd gegen ein kuschelig weiß-schwarzes Fell und winkt als Seehas der jubelnden Menge zu.

"Für mich ist das etwas ganz Besonderes", sagt Sikora, der im März vom Seehasenfestausschuss gewählt wurde und damit Franz Lißner nach sieben Jahren ablöst. Vor rund 20 Jahren zog der gebürtige Häfler an einem Samstag im Juli selbst als Erstklässler der Bodenseeschule vor das Rathaus und freute sich über den Hasenklee. "Ich weiß noch, wie aufgeregt ich dabei war", erinnert er sich, "es gab Süßigkeiten, ein Malbuch und einen Karusselgutschein." Ein Moment, den Sikora nicht vergessen hat – und den er auch als Seehas sehnsüchtig erwartet. "Wenn der Has mit dem Schiff im Hafen ankommt und vom Festzug abgeholt wird, kriegt man auch als älterer Häfler ein Kribbeln", sagt er. Worauf er sich am allermeisten freut? "Ich werde die Kinder in der Tannenhag-Schule besuchen und auch in die Kinderklinik gehen", sagt er in seiner ruhigen, unaufgeregten Art, "ich will, dass möglichst viele Kinder – aber auch Erwachsene – den Seehas zu Gesicht bekommen."

Doch wie wird man eigentlich Seehas? "Ich hatte als Kind schon den Wunsch, aber der geriet dann irgendwie in Vergessenheit", erzählt der Fachinformatiker, der in Tettnang arbeitet und in Friedrichshafen lebt. Doch im vergangenen Jahr, da sei der Wunsch wieder entfacht als Lißner bekannt gab, dass er aufhören will. "Ich habe mich beworben, ganz förmlich mit einem Anschreiben", erklärt Sikora, "darin habe ich dargelegt, warum ich dieses besondere Ehrenamt machen will." Die Begründung fiel dem Häfler nicht schwer, schließlich engagiert er sich seit 15 Jahren im Seehasenspielmannszug. Diese Begeisterung überzeugte auch das Seehasenpräsidium. Sikora wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen – und schließlich einstimmig gewählt. "Wir hatten sechs sehr gute Bewerber", erklärt Präsident Herrmann Dollak, "aber letztlich hat Peter Sikora uns überzeugt."

Bis Mitte Juli gibt es für den neuen Seehas noch viel zu tun. Er organisiert sich Helfer, feilt an seiner Rede. Was sich der Seehas für sein erstes Fest wünscht? "Auf jeden Fall gutes Wetter." Ob er aufgeregt ist? "Ein bisschen", sagt Sikora. Und hat ihm der alte Seehas Franz Lißner Tipps auf den Weg gegeben? Sikora nickt: "Ja, er meinte, ich sollte mir auf jeden Fall danach ein paar Tage frei nehmen, um mich zu erholen." Das Kostüm, bestehend aus echten Hasenfellen, hat der 27-Jährige vom Vorgänger vererbt bekommen und bereits anprobiert. Es passt. Eine Frage noch. Was trägt der Seehas eigentlich unter dem warmen Fell? Sikora lacht: "Also das bleibt Seehasengeheimnis."


 

 

Seehasenfest für Anfänger

Sie waren noch nie beim Seehasenfest? Tipps vom Seehas für das Fest, das von 14. bis 18. Juli, dauert.

  1. Das Programm studieren. Das traditionelle Programm, das es seit dem ersten Fest 1949 gibt, steht im Internet unter www.seehasenfest.de zum Download bereit.
  2. Höhepunkte heraussuchen. „Die Einholung des Seehasen am Samstagmittag am Hafen (13.15 Uhr) darf man nicht verpassen – und den Festzug am Sonntag (13.30 Uhr) in der Innenstadt auch nicht“, sagt Sikora.
  3. Ein Festabzeichen kaufen. „Eintritt ist Ehrensache“, meint der Seehas. Das Abzeichen verkaufen Schüler der Friedrichshafener Schulen in den Wochen vor dem Seehasenfest an verschiedenen Verkaufsstellen für vier Euro.
  4. Das Häfler Heimatlied lernen. Eine besonders schöne Version des Lieds, gesungen 2002 vom Chor des Graf-Zeppelin-Gymnasiums, gibt es im Netz (www.seehasenfest.de). Dort gibt es auch den kompletten Text zum Herunterladen.