Mona Lippisch

Seit Januar 2007 zahlt der Bund Elterngeld an Mütter und Väter, die sich nach der Geburt eines Kindes Hause um den Nachwuchs kümmern. Es wurde geschaffen, um den Verdienstausfall berufstätiger Eltern teilweise zu ersetzen, damit diese Zeit mit dem Kind verbringen und danach schnell in den Beruf zurückkehren können. Das Geld wird im ersten Lebensjahr des Kindes gezahlt – für maximal 14 Monate.

Viel Erfahrung rund ums Thema Elternzeit gibt es im Häfler Industrieunternehmen ZF. "An den Standorten im Großraum Friedrichshafen haben insgesamt 403 Beschäftigte Elternzeit in Anspruch genommen – 269 Männer und 134 Frauen", sagt ZF-Sprecher Torsten Fiddelke gegenüber dem SÜDKURIER. Dies seien allerdings ausschließlich Kennzahlen bis Ende 2014. "Wir haben sehr positive Erfahrungen damit gemacht. Frauen kehren definitiv früher ins Berufsleben zurück", berichtet Fiddelke. In erster Linie würden Mütter die Elternzeit nutzen, um während dieser Zeit in Teilzeit zu arbeiten. Zusätzlich zu den staatlichen Leistungen biete die ZF einen monatlichen Kinderbetreuungskostenzuschuss – abhängig vom Brutto-Familieneinkommen. Dazu gebe es eine Betriebsvereinbarung. "Über eine weitere Betriebsvereinbarung ist die ZF-Elternzeit geregelt. Das heißt: Zusätzlich zur gesetzlichen Elternzeit von bis zu drei Jahren können ZF-Beschäftigte ein weiteres Jahr Elternzeit nehmen", erklärt Fiddelke. Daneben gibt es bei der ZF ein Kontakthalteprogramm für Mitarbeiter in Elternzeit. Ferner gibt es zwei Mal im Jahr Netzwerktreffen, eine Notfall-/Kurzzeitbetreuung über das Kindernest des Häfler Kinderschutzbundes, Ferienbetreuungsangebote, flexible Arbeitszeiten (Teilzeit/Jobsharing) und die Möglichkeit eines Sabbatjahrs.

Von rund 1200 Beschäftigten der Stadt Friedrichshafen sind derzeit 25 Mitarbeiterinnen in Elternzeit. Das teilt die städtische Pressesprecherin Monika Blank auf Anfrage des SÜDKURIER mit. "Im Jahr 2016 haben insgesamt 40 Personen Elternzeit in Anspruch genommen, drei davon waren Männer", sagt Blank. Aktuell sei kein Mann in Elternzeit. Unabhängig vom Elterngeld, dass vom Staat finanziert wird, biete die Stadt keine finanziellen Zuschüsse an. "Allerdings können Eltern eine Bezuschussung zur Kurzzeitbetreuung ihres Kindes beziehungsweise ihrer Kinder beantragen. Außerdem gibt es Belegplätze für Mitarbeiter der Stadt, die nicht in Friedrichshafen wohnen, in Kindertageseinrichtungen. Ferner gibt es Belegplätze für Ferienbetreuungsmaßnahmen, flexible Arbeitszeiten, Teilzeitarbeit sowie Telearbeit", zählt Blank weiter auf. Statistiken zum Wiedereinstieg nach der Elternzeit führt die Stadt nicht. "Allerdings können wir feststellen, dass die Mitarbeiter nach der Elternzeit wieder früher einsteigen. Der Trend geht zu etwa einem Jahr – dann oft in Teilzeit, mit geringer Stundenzahl", sagt Blank.

Zehn Männer und 15 Frauen haben bis Ende 2016 im Unternehmen Airbus in Immenstaad Elternzeit in Anspruch genommen. Das teilt Pressesprecher Mathias Pikelj auf Anfrage mit. "Über die Belegschaftskasse wird ein einmaliger Zuschuss zur Geburt bezahlt", nennt Pikelj eine weitere Leistung, die das Unternehmen seinen Mitarbeitern anbietet. Mit der Mole-KiTa besitzt Airbus außerdem einen hauseigenen Kindergarten. "Zu den familienfreundlichen Angeboten gehört zum Beispiel seit vielen Jahren eine Ferienbetreuung", fügt Pikelj hinzu.

Für den Competence Park Friedrichshafen liegen zwar keine Zahlen vor, dennoch gibt es im Unternehmen Prisma Erkenntnisse zur Elternzeit. "Als Arbeitgeber selbst machen wir die Erfahrungen, dass die Elternzeit gerne in Anspruch genommen wird und die Mitarbeiter in der Regel dann auch wieder in das angestammte Tätigkeitsfeld zurückkehren", sagt Stefan Nachbaur. Neben Elternzeit und -geld gibt es das Kinderhaus WiKi, in dem Eltern für Kinder ab einem halben Jahr ein umfangreiches Betreuungsangebot vorfinden. "Das Angebot wird von zahlreichen Mitarbeitern genutzt. Diese schätzen das Betreuungsangebot sowie die räumliche Nähe des Kinderhauses zum Arbeitsplatz."

Informationen zum Elterngeld

Allgemeines: Das Elterngeld gibt es seit 2007. Es hat seine Grundlage im Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz. Dieses wird von den Ländern im Auftrag des Bundes verwaltet. Der Bund trägt die Ausgaben. In Baden-Württemberg hat das Land die L-Bank mit der Ausführung beauftragt. Damit ist Baden-Württemberg das einzige Flächenland, das eine zentrale Eltern- und Betreuungsgeldbearbeitung eingeführt hat.

Wer bekommt Elterngeld? Bezugsberechtigt sind Eltern, die in Deutschland wohnen, mit ihrem Kind in einem Haushalt leben, dieses Kind nach der Geburt selbst betreuen und erziehen und in dieser Zeit nicht (voll)erwerbstätig sind.

Geburt eines zweiten Kindes: Kommt während des Bezugs von Elterngeld ein weiteres Kind auf die Welt, wird das Elterngeld für das weitere Kind neu berechnet.

Wie viele Menschen in Friedrichshafen nehmen Elterngeld in Anspruch/haben Elterngeld in Anspruch genommen? Die L-Bank hat seit Einführung für 6380 Antragsteller aus Friedrichshafen Elterngeld bewilligt.

Wie viele Männer nehmen in Baden-Württemberg Elterngeld in Anspruch oder haben es seit Einführung 2007 in Anspruch genommen? Wie viele Frauen? Die L-Bank hat bisher für 1 161 898 Antragsteller Elterngeld bewilligt. Darunter waren 886 324 Frauen und 275 574 Männer.

Gibt es zusätzliche Angebote, die Eltern in Anspruch nehmen können? In Baden-Württemberg existiert eine Vielzahl von weiteren Angeboten für Eltern, unter anderem:

- massiver Ausbau der Kleinkindbetreuung und bundesweit beste Qualität in Kitas- Landesfamilienpass: Mit diesem Pass können Familien mit vielen Kindern, Alleinerziehende und einkommensschwächere Familien die vielen abwechslungsreichen Kultur- und Freizeitangebote in Baden-Württemberg nutzen- Landesprogramm Stärke: Hat das Ziel, Eltern in ihrer Erziehungs­kompetenz zu stärken und die Entwicklungs­möglichkeiten ihrer Kinder zu verbessern. Dies soll durch eine bessere Information der Eltern über die Angebote, finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten für die Teilnahme sowie die Zusammenarbeit der Anbieter und Dienste vor Ort gelingen. - Förderungsmöglichkeit „Wohnen mit Kind“ von der L-Bank.

Weitere Informtionen unter: www.bmfsfj.de