Enrico Heß geht. Der Geschäftsführer der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH (DBT) orientiere sich beruflich neu und übernehme neue Aufgaben in seiner Heimat Thüringen, teilte die DBT gestern mit. Seine Nachfolgerin soll die langjährige Leiterin der Tourist-Information Immenstaad, Ute Stegmann, werden. Sowohl Landrat Lothar Wölfle als auch seine Amtskollegin im Landkreis Sigmaringen, Stefanie Bürkle, sprechen sich laut Pressemitteilung für die 49-Jährige aus. Beide Politiker halten Ute Stegmann für eine „fachlich hervorragende Nachfolgerin“, so Wölfe, und wollen sie in der Gesellschafterversammlung der DBT Ende November zur Wahl vorschlagen.

2017 fast 500 000 Euro Defizit

Enrico Heß trat im September 2015 als neuer Chef der DBT an mit dem klaren Auftrag, die neue Gästekarte Echt-Bodensee-Card (EBC) zu starten. Im Frühjahr 2017 wurde die elektronische Chipkarte in nur vier Gemeinden eingeführt, zum Saisonende wegen rechtlicher Probleme zugunsten einer Papierkarte wieder aus dem Verkehr gezogen. 2018 kamen nur zwei bayrische Gemeinden dazu. Tourismus-Hochburgen wie Friedrichshafen oder Überlingen zeigen der DBT die kalte Schulter. Für 2019 haben bis dato nur Heiligenberg und Frickingen erklärt, in den Kreis der EBC-Gemeinden zu treten. Rund 3 Millionen Euro hat das Projekt Gästekarte die DBT bisher gekostet. 2017 wurden fast 500 000 Euro Defizit erwirtschaftet.

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Die Immenstaaderin Ute Stegmann ist seit Jahren Mitglied im Fachbeirat der DBT und eine Verfechterin der Gästekarte, die Immenstaad schon im Sommer 2017 einführen wollte. Allerdings zog der Gemeinderat nach den juristischen Problemen um die EBC dann doch die Notbremse. Seit Jahresbeginn wirbt die Tourist-Information verstärkt darum, die EBC in Immenstaad 2019 einzuführen, so beim ersten Tourismusforum der Gemeinde im Mai. Allerdings kam es hier auch zu einem Eklat, weil sie Gegner der Gästekarte aus Uhldingen-Mühlhofen und Langenargen hinauskomplimentiert hatte. Begründung: Man wolle ein Meinungsbild der Immenstaader Gastgeber einholen.

Kritik am Preisleistungsverhältnis der EBC

Das Meinungsbild soll überwiegend positiv sein, heißt es aus Ratskreisen. Die Tourist-Information würde auf ein Stimmungsbild bei zwei Veranstaltungen zur EBC im September verweisen. Hier waren nach SÜDKURIER-Informationen aber nur etwa 30 Gastgeber anwesend. Neben rund 250 Vermietern von Ferienunterkünften im Ort repräsentiert allein der Ferienwohnpark Immenstaad als größter Beherbergungsbetrieb in Immenstaad 192 Vermieter, sagt Geschäftsführer Jochen Kirchhoff. „Darauf ein positives Votum der Vermieter im Ort zu stützen, halte ich für gewagt“, so Kirchhoff, der klar gegen die Einführung der Gästekarte ist – solange sie nicht ein besseres Preisleistungsverhältnis biete. Denn mit 1 Euro pro Übernachtung und Gast (ab 16 Jahren) sei die EBC doppelt so teuer wie die VHB-Gästekarte im benachbarten Landkreis Konstanz.

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Bisher wurde die geplante Einführung der EBC in Immenstaad für 2019 im Gemeinderat zwei Mal nicht-öffentlich vorberaten. Im November soll das Thema öffentlich auf den Tisch, sagt Bürgermeister Johannes Henne. Der Chef des Ferienwohnparks hat sich vorab direkt an die Gemeinderäte gewandt und dafür geworben, die EBC im nächsten Jahr nicht einzuführen. „Wer dem jetzt zustimmt, verhindert eine kreisübergreifende Lösung ab 2020“, sagt er.

Gespräche im Hintergrund

Dass Gespräche für eine gemeinsame Gästekarte im Hintergrund laufen, wurde in der vergangenen Woche in Bodman-Ludwigshafen laut. Nur hier erhalten Urlauber sowohl die Gästekarte des Verkehrsverbundes Hegau-Bodensee (VHB) als auch die EBC des Bodo-Verkehrsverbunds. In der Sitzung des Touristikausschusses der Gemeinde erklärte Bürgermeister Matthias Weckbach, dass im Jahr 2020 die Einführung einer gemeinsamen Gästekarte für das gesamte deutsche Bodenseeufer geplant sei. Hier müssten aber noch „Entwicklungen abgewartet“ werden. „Eine gemeinsame Karte, wenigstens am deutschen Bodenseeufer, wäre mehr als wünschenswert“, erklärt er auf Nachfrage. Entgegen dem Anschein stecke das Projekt aber noch in den Kinderschuhen“, so Weckbach. Aber er bestätigt, dass beide Verkehrsverbünde – Bodo und VHB – miteinander sprechen würden, um eine (tarifliche) Lösung anzubieten.

Voraussetzung dafür wäre eine politische Einigung zwischen dem Bodenseekreis und dem Landkreis Konstanz. Beharren beide auf ihrem Gästekarten-Tarif – hier 50 Cent pro Nacht und Nase, dort 1 Euro – bleibt eine gemeinsame Lösung vermutlich auf der Strecke.

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