Tut die Flughafen Friedrichshafen GmbH (FFG) nicht genug, um neue Anbieter für die innerdeutschen Strecken zu finden, die so wichtig sind, um die Zukunft des Bodensee-Airports zu sichern? Heute stellt FFG-Geschäftsführer Claus-Dieter Wehr dem Häfler Gemeinderat seinen Jahresbericht vor. Und die Zahlen sind ernüchternd. 1,5 Millionen Euro Miese sind die Bilanz für das Jahr 2016. Wenn nicht bald eine Airline gefunden wird, die die innerdeutschen Strecken nach Hamburg, Berlin und Düsseldorf aufnimmt, wird es für den Airport schwierig, jemals auf die schwarze Null zu kommen. Schon jetzt wird Wehr von den Gesellschaftern frisches Geld verlangen müssen. Sowohl die Stadt Friedrichshafen wie der Bodenseekreis halten je rund 40 Prozent der Anteile an der FFG. Weitere Gesellschafter sind das Land Baden-Württemberg, die ZF Friedrichshafen AG, die Technische Werke Friedrichshafen GmbH, die Luftschiffbau Zeppelin GmbH, die IHK Bodensee-Oberschwaben, die DADC Luft- und Raumfahrt Beteiligungs GmbH (Airbus/Dornier) sowie die MTU Friedrichshafen GmbH.

Martin Michael, Geschäftsführer der Rheinjet GmbH aus Meerbusch bei Düsseldorf, stand mit dem Flughafen im Sommer 2016 in Kontakt und wollte ein Angebot für die innerdeutschen Flüge machen. Doch daraus wurde nichts. Mittlerweile spricht er von einer "Seifenoper", die sich hinter den Kulissen abspiele. Er erhebt massive Vorwürfe gegen Geschäftsleitung und Marketing der FFG, aber auch gegen die Unternehmen in der Region, die nicht bereit wären, verbindliche Aussagen über benötigte Kontingente zu treffen. "Die Verantwortlichen versuchen, mit möglichst wenig Aufwand eine bequeme Lösung zu finden", sagt Martin Michael.

Wenn der Flughafen sich aktiv einbringe, könne es gelingen, einen Markt zu etablieren, auf dem auch kleine Fluggesellschaften dauerhaft eine Chance hätten. "Dazu müsste aber der Flughafen mit einem groß angelegten Marketing dabei sein, die Reisebüros müssten eng einbezogen werden und auch die Unternehmen müssten feste Abnahmequoten zusichern. "Der Markt ist schwierig. Es war kein Wunder, dass VLM, Intersky oder People's Viennaline es nicht geschafft haben", so Michael. Er selbst bot erst nach der Intersky-Pleite, dann erneut im Juni 2016 dem Flughafen sein Konzept für eine "dauerhafte und solide FDH-Anbindung" an. Sein Plan sah vor, dass Rheinjet gemeinsam mit dem Flughafen eine Werbetour bei den Handelskammern, den Unternehmen, den Reisebüros und den Medien machen sollten, um den Erfolg einer unbekannten Airline überhaupt erst möglich zu machen. "Wenn eine Airline, die keiner kennt, den Flugbetrieb aufnimmt, dauert es erst einmal drei Monate, bis sie sich etabliert hat. Bis dahin verbrennen Sie viel Geld – und deswegen findet sich auch niemand, der die Flüge anbietet", sagt Martin Michael. Nur mit Unterstützung der FFG könne eine kleine Fluggesellschaft überhaupt eine Chance haben. Auch die Unternehmen sieht er in der Pflicht. "Die müssen verbindliche Kontingente abnehmen, sonst wird es schwierig", so Michael. Schließlich seien viele der großen Firman in Friedrichshafen auch Gesellschafter des FLughafens.

Konfrontiert mit diesen Aussagen reagiert Flughafen-Chef Claus-Dieter Wehr gelassen. "Es ist nicht richtig, dass die Unternehmen der Region keine Zusagen geben. Wir sind mit verschiedenen Großunternehmen im direkten Kontakt und haben bereits im Vorfeld Zusagen für Ticketabnahmen. Ebenfalls sind wir mit der IHK in Kontakt um diese einzubinden. Dies und auch der Kontakt zu den Reisebüro werden erfolgen, sobald eine Vereinbarung mit einer Fluggesellschaft getroffen wurde. Das ist hierfür auch das ganz normale und übliche Vorgehen." Dass die Firma Rheinjet nicht zum Zuge kam, begründet Wehr so: "Wir hatten aufgrund des Email-Verkehrs und der Vorstellungen keine Überzeugung, dass wir hier ein gutes und vor allem nachhaltiges Konzept vorliegen haben", erklärt der Geschäftsführer. Derzeit sei man mit zwei Fluggesellschaften in konkreten Verhandlungen, erklärt Wehr. Allerdings "ist es auch möglich, dass Verbindungen erst im kommenden Frühjahr realisiert werden können", erklärt der Geschäftsführer.

Rheinjet

Die Rheinjet GmbH besitzt keine eigenen Flugzeuge, sondern mietet im Bedarf an. Derzeit ist die Firma an keinem Flughafen mit Linienflügen aktiv, sondern bietet nur reine Charterflüge für Einzelaufträge an. Nach Angaben des Geschäftsführers Michael Martin hat die Firma in der Vergangenheit bereits Flüge von Friedrichshafen nach Toulouse angeboten, allerdings wurde diese Verbindung nach 5 Umläufen bereits eingestellt. (mom)