Ja, diese Bürgermeisterwahl war demokratisch in Ordnung und ist als solche vorbehaltlos zu akzeptieren. Doch es war eine politische Wahl, eine politisch heikle noch dazu. Wie die Wählerschaft außerhalb des Rathauses den Wechsel des SPD-Fraktionschefs in die Verwaltungsspitze bewertet, wird sich in einem halben Jahr bei der Kommunalwahl zeigen.
Ja, die drei größten Fraktionen im Rat haben laut Gemeindeordnung das Vorschlagsrecht bei der Besetzung von Bürgermeister-Posten. Entscheiden sollte am Ende aber nicht das Parteibuch, sondern die fachliche Qualifikation. Darum ging es bei der Wahl von Dieter Stauber nur nachrangig. Er wurde von 25 seiner Ratskollegen gewählt, weil er sich politisch Respekt und Anerkennung verschafft hat.
Doch welches Signal geht nach außen? Die SPD-Fraktion bringt ihren Chef ins Rathaus. Da nutzt also ein Mann in politisch exponierter Stelle im Gemeinderat die Gunst der Stunde, um hoch dotierter Bürgermeister zu werden. Das ursprünglich geplante Besetzungsverfahren im Turbogang ist ein Indiz dafür, dass man diese Wahl am liebsten ohne starke Mitbewerber über die Bühne gebracht hätte. Das ist soweit alles legitim. Aber es ist politisch fragwürdig – und das in Zeiten, in denen Populisten nur nach Gelegenheiten gieren, die Volksparteien vorzuführen.