ZMB Braun ist wieder in ruhigem Fahrwasser. Zwei Mal geriet das Unternehmen in Kluftern in den vergangenen Jahren in die Schlagzeilen, 2013 wegen drohenden Konkurses und 2015 wegen Entlassungen. Damals standen nach der Übernahme durch Händle und Neugründung Restrukturierungsmaßnahmen auf dem Plan. "Seitdem haben wir uns wieder auf die Kernprodukte fokussiert, das heißt Extrusionswerkzeuge in der Grobkeramik und der technischen Keramik, und wir haben die Lohnfertigung stark reduziert", sagt Timo Mader. Er ist seit April 2017 Geschäftsführer von ZMB Braun für den operativen Bereich. Früher gab es in letzterem Bereich Bearbeitungszentren in mehreren Hallen. "Heute konzentrieren wir uns bei der Lohnfertigung auf unsere Kernprozesse Fräsen, Schleifen, Glühen und Härten", so Mader. Momentan hat ZMB Braun über 70 Mitarbeiter. "Wir haben aktuell wieder Leute eingestellt und sind stabil seit den Restrukturierungsmaßnahmen. Definitiv sind wir immer noch der führende Hersteller von Mundstücken weltweit", sagt Mader. Gerhard Fischer, als Geschäftsführer bei Braun für den Bereich Finanzen und Controlling zuständig, handelte 2013 die Übernahme aus.

Schweißer Matthias Dongowski aus Markdorf wurde erst vor rund zwei Wochen bei Braun eingestellt.
Schweißer Matthias Dongowski aus Markdorf wurde erst vor rund zwei Wochen bei Braun eingestellt. | Bild: Georg Wex

Es gebe eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern und dem Betriebsrat sowie hohes Engagement der Mitarbeiter, was zu dem Erfolg beigetragen habe, berichtet Mader. Gezahlt werde nach dem Tarif der Metall- und Elektroindustrie. ZMB Braun habe sich wirtschaftlich konsolidiert. Dazu trage ein für das Unternehmen sehr guter Markt in der Dach-Region bei, weil die Baubranche boome. Auch im Bereich der technischen Keramik sei ZMB Braun gewachsen. Insgesamt liefere Braun in etwa 35 Länder, von Europa und Afrika über Saudi-Arabien und Bangladesh bis China, die USA und Mexiko. Die geschrumpfte Lohnfertigung sei sehr stabil. Seit der Zugehörigkeit zu Händle werde so viel wie möglich Cross-Selling betrieben. So sei beispielsweise bei einer Presse von Händle ein Braun-Mundstück dabei. Händle wiederum profitiere vom Kundenstamm von Braun. Gemeinsam mit dem ebenfalls von Händle 2014 übernommenen Unternehmen Kampen in Bad Salzuflen würden weitere Synergien genutzt, so der Einsatz der Galvanik von Braun bei Produkten von Kampen und im gemeinsamen koordinierten Verkauf. Die drei Händle-Unternehmen haben zusammen etwa 240 Mitarbeiter.

Rudolf Meister, hier mit einem Mundstück für Fliesen, arbeitet seit rund 35 Jahren bei Braun in Kluftern. Der Immenstaader hat hier ...
Rudolf Meister, hier mit einem Mundstück für Fliesen, arbeitet seit rund 35 Jahren bei Braun in Kluftern. Der Immenstaader hat hier schon seine Lehre gemacht. | Bild: Georg Wex

2016 wurde ein ERP-System (Enterprise Ressource Planing) eingeführt, dasselbe wie bei Händle. "Dadurch hatten wir die Möglichkeit, bestimmte Bereiche outzusourcen, wie die Finanzbuchhaltung und das Controlling", erklärt der Geschäftsführer: "Momentan sind wir dabei, ein komplett neues CAD-System (computer-aided design = rechnerunterstütztes Konstruieren) aufzusetzen. Damit werden wir bis zum Ende des ersten Quartals auch fertig werden." Ziel sei es, mit der Koppelung von ERP-System mit CAD und CAM (computer-aided manufacturing = rechnerunterstützte Fertigung) die Prozesse zu verbessern. "Wir investieren sehr viel in die Firma, nicht nur bei der Software, sondern auch in den Maschinenpark", berichtet Timo Mader. Gerade werde erarbeitet, wie wirtschaftlich neue Technologien seien, und dann entschieden, welche Maschinen in den neuen Prozessablauf passen und angeschafft werden. Auch an einem Konzept für die Anschaffung neuer Härteöfen werde gearbeitet. Gestartet werden soll die Umsetzung noch in diesem Jahr.

Teilweise schon umgesetzt ist der ZMB-Braun-Gewerbepark durch Konzentration der für ZMB notwendigen Produktionsfläche auf eine Halle im Anschluss an das Verwaltungsgebäude. Zwei weitere Produktionshallen, im hinteren Teil auf dem Gelände, sind bereits an die Logistikunternehmen Pro-Logistik Kögl und Frimotec vermietet, 1300 und 1800 Quadratmeter groß. In diesem Jahr soll eine weitere Halle mit 2000 Quadratmetern vermietet werden.

 

Das Unternehmen ZMB Braun und seine Entwicklung

  • Die Ziegelmundstücksbau Braun in Kluftern wurde 1926 gegründet und stellt Extrusionswerkzeuge für die keramische Industrie her. In der Grobkeramik sind dies Mundstücke, hydraulische Wechselvorrichtungen, Mundstück-Reinigungsgeräte und weiteres Zubehör, vor allem zur Herstellung von Mauerziegeln, Pflasterklinker, Dachziegeln und Fassadenplatten. In der technischen Keramik werden Extrusionswerkzeuge mit sehr hohen Qualitätsanforderungen zum Beispiel für Fahrzeug-Katalysatoren, Wasserfilter und für die Petrochemie hergestellt. Angeboten werden alle Schritte von der Entwicklung bis zum Einbau mit Justage vor Ort. Dazu gibt es eine Lohnfertigung.
  • Im Juli 2013 geriet die Ziegelmundstückbau in die Krise und wurde zum 1. Januar 2014 von der Händle Grundbesitz und Verwaltungs GmbH aus Mühlacker übernommen. Mehrheitsgesellschafter bei Händle ist seit 2001 der US-amerikanische Familien-Konzern J.C. Steele & Sons aus Statesville in North Carolina mit rund 76 Prozent. Dazu kommen zwei Gesellschafter aus der Familie Händle mit je zwölf Prozent. Die Ziegelmundstücksbau in Kluftern wurde von Händle als ZMB Braun 2014 neu gegründet. Rund 45 Arbeitsplätze wurden zuvor in der Insolvenz abgebaut. Im September 2015 fielen im Zuge der Neustrukturierung zwölf Stellen in der Lohnfertigung und eine in der Logistik weg.
  • Händle übernahm in Deutschland 2014 auch das kleinere Unternehmen August Kampen in Bad Salzuflen. Alle genannten Unternehmen plus weitere Unternehmen in USA, Brasilien, China, Russland und Polen sind als J.C. Steele-Gruppe im selben Branchenbereich weltweit tätig, von der Planung ganzer Ziegelei-Fabriken mit Fertigungsstraßen über Maschinen bis zur Fertigung von Einzelteilen. Die Unternehmen treten zusammen bei der Leitmesse der Keramikindustrie Ceramitec im April in München auf. (wex)