„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fisch gefangen, der letzte Fluss vergiftet ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ Im Rahmen des Klimastreiks, den Fridays for Future am Freitag in Friedrichshafen ausgerufen hatte, zitiert der pensionierte Grundschullehrer Martin Salat bei einer spontanen Rede den berühmten Satz. Diesen kenne er selbst von Greenpeace aus den Achtzigerjahren. „Ich dachte immer, das sei so logisch, dass es alle kapieren. Aber nun sind wir immer noch hier.“
Altersdurchschnitt wider erwarten recht hoch
Rund 250 Menschen sind zur Demo zusammengekommen, wider Erwarten ist der Altersdurchschnitt ziemlich hoch. Neben einigen jungen Erwachsenen sind vor allem Eltern mit ihren Kindern dabei sowie Senioren. Vom Franziskusplatz setzt sich der Demonstrationszug in Bewegung und läuft durch die Innenstadt zur Promenade. Auf verschiedenen Schilder, die von Teilnehmern mitgebracht wurden, kann man Sprüche wie „Ganz dünnes Eis“ oder „Kohle Stopp“ lesen. Auffällig sind menschengroßen Windräder aus Pappe, welche einige Demonstranten tragen. Es werden Forderungen nach Veränderung, Kohleausstieg und Klimagerechtigkeit ausgerufen. Insgesamt bahnt sich der Demonstrationszug aber eher leise seinen Weg Richtung Promenade.

Reden und Konzert an der Musikmuschel
Die Route endet an der Musikmuschel, wo die Menschenmenge bereits mit dem ersten Song der Punkband „Fraktion 161“ empfangen wird. Zusätzlich hat die Initiative „Friedrichshafen Zero“ einen Stand aufgebaut, an dem Passanten Infomaterial mitnehmen und unterschiedliche Petitionen unterschreiben können.

Die erste Rede hält der Versammlungsleiter Lilian Roller über Trinkwasserressourcen. Dabei erklärt der Aktivist, warum in Zukunft Dürren und Wasserknappheit drohen. „Ein hoher Wasserbedarf und die durch fehlende Niederschläge knappen Ressourcen belasten unsere Wasserversorgungssysteme“, sagt Lilian Roller. Das Problem sei jetzt schon zu beobachten und nicht mal mehr in naher Ferne.

Der Sänger der Band „Fraktion 161“, Jakob Schweizer, erinnert in seiner Rede an die Menschen, die durch den Klimawandel ihre Lebensgrundlage verlieren. „Laut der Welthungerhilfe könnte es bis zum Jahr 2050 über 140 Millionen Klimaflüchtlinge geben“, sagt der 20-Jährige. Schon jetzt müssten viele Menschen aufgrund des Klimawandels ihre Heimat verlassen: „Diese Menschen fliehen in der Regel innerhalb des eigenen Staats oder in Nachbarländer.“ Der Schüler fordert die Verantwortlichen zum Handeln auf – die Menschenmenge applaudiert zustimmend.
Orgateam sucht dringend Verstärkung
Lilian Roller sagt, dass das Protestieren schwieriger geworden sei: „Das Orgateam hier in Friedrichshafen besteht seit einiger Zeit nur noch aus drei Leuten.“ Der 27-jährige ist seit Ende 2019 bei Fridays for Future aktiv und hat auch während der Corona-Pandemie nicht mit seinem Engagement aufgehört. Für das Orgateam, neben Lilian Roller auch Sage Frankiewicz und Marian Riederle, ist Aufgeben keine Option. Sage Frankiewicz erzählt: „Ich habe auch einfach Angst davor, was in der Zukunft passieren wird, aber ich glaube dass wir immer noch etwas dagegen tun können.“ So bald würden die Demonstrationen der Gruppe in Friedrichshafen also nicht aufhören.
Stadt bietet Kooperation für Workshops an
Es gebe sogar ein Angebot der Stadtverwaltung, gemeinsam mit der „Fridays for Future“-Gruppe Workshops über Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu organisieren. „Wir würden sehr gern mehr machen und Angebote schaffen, aber das können wir zu dritt einfach nicht leisten“, bedauert Lilian Roller. „Ich wünsche mir sehr, dass sich engagierte Leute bei uns melden, die Lust haben, uns zu unterstützen.“
Rentner sieht „düstere Zukunft“ für Kinder und Enkel

„Ich stehe hier für meine Kinder und Enkel“, sagt Martin Salat. Der Rentner sei sauer – weil sich nichts geändert habe. „Die Zukunft, der wir entgegenblicken, sieht düster aus. Ich wünsche mir, dass wir das Ruder noch herumreißen.“ Der ehemalige Grundschullehrer beendet seinen Redebeitrag mit einem hoffnungsvollen Ton.
Redner und Sänger Jakob Schweizer sagt: „Ich will, dass die Menschen da draußen wissen, dass wir sauer sind. Es kann nicht so weitergehen wie jetzt. Ich versuche die Hoffnung nicht zu verlieren, aber das ist wirklich schwer, wenn man schon seit über vier Jahren auf die Straße geht, so viel Kraft da reinsteckt und wenig Ergebnisse sieht.“