Eine lange Warteschlange, die am Wochenende bis zur Straße reicht: vor dem Klinikum in Friedrichshafen stehen die Besucher in einer Reihe und halten Impf- oder Genesenen-Nachweis sowie einen aktuellen, negativen Corona-Test bereit.
Denn in beiden Häusern des Medizin-Campus Bodensee, zu dem neben dem Häfler Klinikum auch die Klinik Tettnang gehört, gilt seit 17. November eine abermals verschärfte Regelung für Besuche: Pro Patient und Tag ist nun eine Besuchsperson gestattet. Dabei gilt die 2G-Plus-Regel. Am 25. November wurde das Zeitfenster um eine Stunde verkürzt. Ab Samstag, 27. November, sind Besuche ausschließlich zwischen 14 und 17 Uhr möglich. Der letzte Einlass ist um 16 Uhr. Besucher dürfen maximal eine Stunde bleiben.
„Diese Entscheidungen fallen uns nicht leicht, dienen aber der Eindämmung der Pandemie und dem Schutz unserer Patienten und Mitarbeitenden.“Susann Ganzert, Pressesprecherin Medizin-Campus Bodensee
Zutritt haben also nur geimpfte und genesene Besucher, die zusätzlich einen aktuellen Nachweis über einen negativen Corona-Test mitbringen. Kinder dürfen Angehörige aktuell nicht besuchen. Ausnahmeregelungen – etwa für den Besuch sterbender Patienten oder die Begleitung hilfsbedürftiger Patienten – bestehen weiterhin, aber auch hier greift die 2G-Plus-Regel.
Wie schildern Besucher die Situation?
Mauritz Baumann hat für den Besuch seiner Frau zum ersten Mal einen Test gemacht. „Meine Frau hat gestern Abend unser Mädchen auf die Welt gebracht“, sagt er. Für die Aufnahme mussten sich beide nicht testen lassen, da es eine akute Situation war, erklärt der frischgebackene Vater. „Ich befürworte die Maßnahmen. Angesichts der angespannten Lage ist das auch sinnvoll.“

Die Geschwister Carlina und Jakob Voosen sind mit dem Ablauf vertraut, sie waren schon ein paar Mal zu Besuch. „Wir haben bisher nicht länger als zehn Minuten anstehen müssen“, sagt Jakob Voosen. Allerdings reichte die Warteschlange am Wochenende bis zur Straße, sagt Carlina Voosen. Am Eingang werden die entsprechenden Nachweise überprüft. „Das wird alles am Computer erfasst, damit die Mitarbeiter einen Überblick haben, welche Patienten Besuch empfangen“, erklärt Carlina Voosen. Es gebe einen getrennten Ein- und Ausgang. Streitereien, wer wann zu Besuch kommt, gebe es keine. „Wir wechseln uns ab“, sagt Jacob Voosen.

„Diese Entscheidungen fallen uns nicht leicht, dienen aber der Eindämmung der Pandemie und dem Schutz unserer Patienten und Mitarbeitenden“, erklärt Susann Ganzert, Sprecherin des Medizin-Campus Bodensee. Der Ausbruch im vergangenen Jahr in der Tettnanger Klinik habe dem Klinikverbund gezeigt, wie wichtig es ist, auch bei Besuchern sehr vorsichtig zu sein. Denn hier waren, so Ganzert, unter anderem auch Besucher Infektionsquellen.

„Die Besucher müssen geimpft oder genesen sein und sich testen bevor sie kommen“, erklärt die Sprecherin. Das Testzertifikat muss also woanders ausgestellt werden. Vor Ort werden lediglich Patienten und Mitarbeiter getestet, dafür gibt es eine eigene Schleuse. „Kinder dürfen nicht mehr ins Haus, da sie – ungeimpft und daher schutzlos – nicht gefährdet werden sollen und nicht gefährden sollen“, erklärt Susann Ganzert.
Es gibt auch Ausnahmen
Wer ungeimpft ist, hat also keine Chance mehr, einen Angehörigen zu besuchen. Ausnahmen gelten allerdings für Eltern im Mutter-Kind-Zentrum. „Wenn ein kleiner Patient stationär aufgenommen werden muss, darf ein Elternteil mit – auch wenn es nicht geimpft ist“, sagt die Kliniksprecherin. Das Elternteil muss sich dann jedoch regelmäßig testen, um andere kleine Patienten nicht zu gefährden.

Auch Väter, die Mütter im Kreissaal begleiten, dürfen mit, wenn sie nicht geimpft sind. Susann Ganzert: „Wir raten den Vätern allerdings dann, im Zeitraum der Geburt täglich in ein Testzentrum zu gehen, denn sie brauchen ein Zertifikat, um in den Kreissaal zu kommen.“