
Um 9 Uhr geht es los. Auf dem Parkplatz am Freibad Fischbach weist Teamleiter Felix von Kienlin seine Gruppe für das „Rhine clean up“ ein. Es gibt für alle Handschuhe und für manche Müllzangen, der Müll wird entweder schon beim Sammeln oder dann am Auto getrennt und die Corona-Abstandsregeln seien einzuhalten. Dann geht es los.

Familie Ellem ist zu dritt gekommen. „Es tut gut, einmal selbst etwas zu tun gegen den Plastikmüll. Ich möchte auch meinen Sohn in dieser Richtung bestärken“, sagt Cornelia Ellem. Ihr Mann Craig kommt aus Australien und erzählt, dort werde mit 200 Dollar bestraft, wer eine Zigarettenkippe wegwirft.
Vom Bonbonpapier bis zur Unterhose
„Ich komme oft hier nach Fischbach zum Laufen. Ich kann nicht verstehen, dass die Menschen hier einfach alles liegen lassen.“ Schon auf dem Weg zum Strand finden sie einen Badeschuh, Flaschen, Bierdosen, Bonbonpapiere und vier Unterhosen.

Der 12-jährige Sohn ist mit einem Freund unterwegs. „Wir haben schon einen Tampon, zwei Binden und eine Slipeinlage gefunden“, sagt er und schüttelt sich. Die volle Windel muss seine Mutter aufheben. Im Gebüsch liegen zahlreiche Papiertaschentücher. „Das ist wohl ein beliebter Pipiplatz“, vermutet sein Vater. Der Naturstrand sieht auf den ersten Blick gar nicht so schlecht aus. Aber bei genauerem Hinsehen ist der Sand übersät mit Zigarettenkippen, oft in Gesellschaft von Kron- oder Sektkorken.
Unentwegt bücken sich die Helfer nach den kleinen Stummeln. „Die verrotten auch nicht“, sagt von Kienlin. Eine weggeworfene Zigarettenkippe verseucht 40 Liter Wasser mit Nikotin, Blei, Arsen und anderen Giften – und das direkt am Trinkwasserspeicher Bodensee.
Manche Funde sorgen für Gelächter. Als sie nach einer Badehose auch noch ein Badetuch aus dem Gebüsch ziehen, sagt Craig Ellem: „Jetzt bin ich ausgestattet!“

Dass jemand seine Lesebrille nicht vermisst hat, wundert seine Frau besonders.

An zehn Orten sammeln die Teilnehmer des „Rhine clean ups“ in Friedrichshafen. Am Fallenbrunnen ist eine Gruppe von „Fridays for Future Bodensee„ unterwegs. „Wir können nicht immer nur maulen, wir müssen auch etwas tun“, sagt Leonie Fomicev. „Wir wollen der Umwelt helfen“, sagt Pascale Studtrucker.
Funde: MacBook, Socken, Pullis, ein kariertes Hemd
Auch hier dominierten Zigarettenkippen und Alkoholflaschen. Über manche Funde können sie nur den Kopf schütteln: ein MacBook, Socken, Pullis, ein kariertes Hemd.“Besonders eklig sind gefüllte Hundetüten“, sagt Fomicev. Teamleiterin Elgin Raupach erzählt, sie hätten auch ein Laken gefunden, in das Kissen und eine Tasche eingewickelt waren. „Das haben wir liegen lassen, wir wussten ja nicht, ob das jemandem gehört“, sagt sie.

Vor dem GZH waren Jana Hensinger, Lena Maute und Conny Semling mit einer Gruppe unterwegs. „Wenn man hier mitmacht, sieht man erst, was die Leute alles so wegwerfen“, sagt Semling.
„Man kann nicht mehr wegschauen, was der Müll für Folgen hat, auch für die Tiere“, ergänzt Hensinger. Sie haben vor allem im kleinen Wäldchen am GZH außer Zigaretten auch Einweggrills und Flaschen gesammelt. „Manche hatten da auch fertig gepackte Mülltüten abgestellt“, wundert sich Semling.

Das Seeufer am Hinteren Hafen haben Emilie und Andreas Haseneder und Jasmin Seif durchkämmt. Auch sie haben unzählige Scherben und Stummel aufgehoben. „Ich habe gar kein Verständnis für Leute, die hier feiern, alles zurücklassen und offensichtlich davon ausgehen, dass andere das für sie wegräumen“, sagt Seif. Sechs Spritzen haben sie noch gefunden und vorsichtig in einer alten Zigarettenpackung verstaut.

Ab 12 Uhr wird der gesammelte Müll zum Treffpunkt am hinteren Hafen gebracht.
Organisator Thomas Henne von den Grünen freut sich über die vielen Teilnehmer in diesem Jahr. Weniger zufrieden ist er mit dem Zustand vieler Orte in der Stadt: „Die Parkplätze zum Beispiel am Landratsamt, hier am Hinteren Hafen oder am Strandbad sind der faktisch Müllkippen.“ Das größte Problem sieht er in den vielen Kleinteilen wie Plastikfetzen oder Zigaretten. „Da sollte die Stadt energischer deutlich machen, dass sie das nicht will“, sagt er.

Den ankommenden Müll sortieren die Helfer noch einmal durch, in Papier/Pappe, Gelber Sack, Glas, Pfandflaschen und Restmüll.

Ein paar Kuriositäten sind auch dabei ein rostiges Fahrrad, ein Teppich oder ein Toilettensitz.
