Wie kann man im Kleinen wie im Großen dafür sorgen, dass der ländliche Raum für die Zukunft gut aufgestellt ist? Im Bodenseekreis wie auch im Landkreis Konstanz gibt es dazu viele Ideen für Projekte, die Menschen, Wirtschaft und Region weiterbringen sollen. 26 Gemeinden zwischen Konstanz und Deggenhausertal sind im Verein Leader Westlicher Bodensee bereits Mitglied.

Als mögliche Projekte zum Start hat der Verein die digitale Versorgungsleistung einer Landarztpraxis, altersgerechtes Wohnen sowie ein Innovationsforum Landwirtschaft aufgenommen. Hier soll es etwa um Hofnachfolge oder das Anwerben von Fachkräften gehen. Auch Frickingens Lagerhäusle steht unter der Rubrik des nachhaltigen Wirtschaftens als integratives Dorfgasthaus auf der Agenda.

Zwei Bürgermeister stehen dem Verein vor

Die Projektideen sind bei Bürgerbeteiligungsprozessen entstanden. Frickingens Bürgermeister Jürgen Stukle steht als Stellvertreter neben seinem Hilzinger Kollegen Holger Mayer dem Verein Leader Westlicher Bodensee vor. Zusammen mit Marguerite Danegger vom Landratsamt Konstanz, die den Prozess begleitet, informieren die beiden Bürgermeister über Zeitrahmen, Ideen und Fristen.

Danegger arbeitet in Konstanz im Amt für Klimaschutz und Kreisentwicklung, Referat Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung. Sie begleitet den Prozess Leader Westlicher Bodensee, bis ein Geschäftsführer und das Regionalmanagement die Aufgabe übernehmen.

Geschäftsstelle eröffnet am 1. Mai in Stockach

Noch im Aufbau ist die Geschäftsstelle des Vereins, die am 1. Mai im Stockacher Landwirtschaftsamt eröffnet werden soll. Derzeit laufen die Bewerbungsgespräche für die Stelle des Geschäftsführers. Die Geschäftsstelle wird Menschen unterstützen, die Projekte aus den drei Handlungsfeldern resiliente Gemeinde, nachhaltiges Wirtschaften und Gesundregion umsetzen wollen. Der offizielle Förderaufruf soll noch vor den Sommerferien kommen.

Beratung und Begleitung beim Antrag auf Fördermittel

Frickingens Bürgermeister Jürgen Stukle erklärt: „Die Ideen laufen beim Geschäftsführer zusammen.“ Wer einen Antrag auf Fördermittel stellen wolle, werde hier beraten und begleitet. Holger Mayer, Bürgermeister von Hilzingen, erklärt: „Gefördert werden können griffige kleine Projekte ebenso wie der große Wurf.“ Als mögliche Projekte aus seiner Gemeinde nennt Mayer einen Grillplatz, wie ihn sich die Jugend im Ort gewünscht habe. Einen Verkaufsautomaten für Eier aufzustellen, gehöre schon zu den größeren Projekten.

Auch die Jugend ist mit Ideen gefragt

Jürgen Stukle hat in Frickingen ebenfalls Projektvorschläge in der Pipeline. Nach zweijähriger Bürgerbeteiligung im Rahmen der Pflegekonferenz gebe es schon den einen oder anderen Vorstoß von Bürgern. Auch Jugendliche könnten Wünsche einreichen, beispielsweise für einen besseren Jugendraum oder einen Mountainbike-Trail.

Auch Unternehmen sind aufgerufen, ihre Projekte voranzubringen: „Wenn eine Firma eine pfiffige Idee hat, wird das eher ein größeres Förderprojekt sein“, sagt Jürgen Stukle. Projekte, die Gemeindegrenzen überschreiten, wie Themenradwege oder ein Klimaerlebnispfad, gehörten ebenfalls zu den größeren Projekten.

Projekte sollen Gemeinden und Kreise verbinden

Ein wichtiger Ansatz bei der Leader-Projektarbeit sei das interkommunale Moment: „Wir wollen akribisch darauf achten, dass wir landkreisübergreifend vorgehen“, unterstreicht Holger Mayer. Als Beispiel führt er die Idee der Nahwärmegewinnung aus dem Bodensee an. Beide Landkreise könnten sich auf verschiedenen Ebenen vernetzen, ihr Potenzial bündeln und dem demografischen und digitalen Wandel gemeinsam begegnen.

Das sind die Voraussetzungen für Förderanträge

Das Gebiet des Vereins umfasst 26 ländlich geprägte Kommunen in den Landkreisen Konstanz und Bodenseekreis. Bei Leader können Privatpersonen, kleine Unternehmen, Vereine und Kommunen gefördert werden. 40 bis 95 Prozent Zuschuss gibt es zum Projekt. Wer eine innovative Idee hat und von Landes- oder EU-Fördermitteln profitieren möchte, kann sich nach dem Start im Mai zunächst an die Geschäftsstelle in Stockach wenden. Vom dortigen Regionalmanagement gibt es Tipps. Der Antrag plus Projektskizze und Kostenaufstellung kann dann in der Geschäftsstelle eingereicht werden.

Bei der Auswahl der Projekte wird darauf geachtet, dass diese termingerecht eingereicht worden sind, dass das jeweilige Projekt im Aktionsgebiet stattfindet oder zumindest in sehr hohem Maße dem Aktionsgebiet zugutekommt. Das Projekt sollte mindestens als klimaneutral zu bewerten sein. Auch die Wirkung auf Gleichstellung und Inklusion sind zu begründen.

Das Vorhaben muss innerhalb des laufenden Jahres umsetzbar sein. Geprüft wird auch, ob das Projekt dazu beiträgt, dass zwei oder mehr Teilziele des regionalen Entwicklungskonzepts umgesetzt werden: Werden Arbeitsplätze gesichert oder geschaffen und die Reorganisation regionaler Wertschöpfungsketten gestärkt? Weitere Bewertungskriterien sind das Einsparen von CO2 sowie die Stärkung der Biodiversität.

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