„Regatta segeln ist wie Schachspielen auf dem Wasser“, sagt Amelie Elstner schmunzelnd, als sie auf der Terrasse des Vereinshauses der SGÜ von ihrer Zeit in Norwegen erzählt. Zwischen dem 6. und 13. August hat sie in Stavanger an der U21-Europameisterschaft der ILCA-Seglerinnen teilgenommen. Dort musste sie sich in insgesamt neun Rennen gegen 72 weitere Teilnehmerinnen aus Europa behaupten. Das Ergebnis: Platz 27 von 73.

EM war ein „kleines Auf und Ab der Gefühle“
Auch wenn nicht immer alles rund lief, sei sie mit dem Ergebnis zufrieden, schildert die 20-Jährige: „Es war ein kleines Auf und Ab der Gefühle. Es hat gut angefangen, aber in den mittleren Rennen sind mir ein paar Fehler passiert und ich hab nicht richtig reingefunden.“ Insgesamt sei es aber dennoch besser gelaufen als erwartet, findet Elstner.

In Barcelona weht der Wind gleichmäßig
„Die harte Arbeit hat sich ausgezahlt“, sagt die junge Seglerin. Gemeint ist damit ihre Zeit in Barcelona: Im November 2022 zog sie auf die Iberische Halbinsel, um sich dort ihrem Training zu widmen. „Der größte Unterschied zwischen dem Segeln in Spanien und dem Segeln in Norwegen sind die Wellen und der Wind. In Barcelona ist der Wind recht gleichmäßig und die Wellen sind höher. In Norwegen war es eher wie auf einem See, mit böigem Wind und flachen Wellen.“ Das sei aber an sich nicht besser oder schlechter, sondern einfach anders, schildert Elstner. „Mich hat es einfach gefreut, dass ich meinen Fortschritt der letzten Monate endlich mal schwarz auf weiß auf Papier gesehen habe. Das war bestärkend.“
Auf der Suche nach einer festen Trainingsgruppe
Kurz vor der Regatta in Stavanger ist Elstner aus Barcelona wieder an den Bodensee gezogen. Das hat auch einen Grund: „Ich bin jetzt wieder hier, weil ich auf der Suche nach einer festen Trainingsgruppe bin.“ In Barcelona habe sie fast nur Einzeltraining gehabt, erzählt sie. Dort gäbe es keine für sie geeignete Trainingsgruppe. Das sei aber für sie wichtig, um sich im direkten Vergleich mit anderen Seglerinnen messen zu können. „Wenn ich alleine segle, habe ich kein gutes Gefühl dafür, wie schnell ich tatsächlich bin.“
Aktuell wohne sie bei ihren Eltern in Frickingen, doch auch das sei nur ein Zwischenstopp: „Am Bodensee ist Segeln vor allem ein Breitensport. Ich kann hier nicht wirklich weiterkommen.“ Auf die Frage, ob sie den Sport gerne zu ihrem Hauptberuf machen würde, antwortet Elstner: „Bis ich auf diesem Level bin, dauert es noch ein paar Jahre. Aber ich pflastere mir gerade den Weg dahin.“
Segeln ist ein kostspieliger Sport
Vor wenigen Wochen ist sie auf eine Organisation aufmerksam geworden, die Seglerinnen wie sie trainiert. Das Segelsportunternehmen habe sie auch bei der Regatta in Norwegen unterstützt, erzählt sie. Elstners Ziel ist es, Teil des Vollzeitteams der Organisation zu werden. „Wenn ich diesen Vertrag abschließe, bekomme ich neben Training und der Teilnahme an Regatten auch noch einen Ernährungs- und Fitnesscoach.“
Finanzieren müsse sie das allerdings selber: „Es ist ein kostspieliger Sport. Ich bekomme Unterstützung von meiner Familie, bin aber nach wie vor auf der Suche nach Sponsoren.“ Auch dafür sei die Teilnahme an großen Rennen wie Europa- und Weltmeisterschaften wichtig, weil sie somit für potenzielle Sponsoren interessanter werde, erklärt Elstner. Im Oktober kann sie ihr Können bei der U21-Weltmeisterschaft vor Marokko unter Beweis stellen.

„Ich will weiter nach vorne kommen“
Mit zunehmender Professionalisierung habe sich auch ihr Verhältnis zum Sport geändert: „Das Leben richtet sich immer mehr danach und der Sport nimmt viel mehr Zeit in Anspruch. Es kommt eine gewisse Ernsthaftigkeit dazu. Man ist emotional auch viel involvierter.“ Um einen Ausgleich zu finden, spielt sie Klavier und unternimmt Dinge mit Familie und Freunden. Ihr Ziel hat sie dennoch immer klar vor Augen: „Ich wünsche mir für die Zukunft, weiter trainieren zu können und besser zu werden. Ich will weiter nach vorne kommen.“
Nächstes Jahr ist sie Seniorenseglerin
Ein weiterer wichtiger Schritt steht nächstes Jahr an: Elstner wird 21 Jahre alt und von da an bei den Seniorinnen mitsegeln. „Dieser Niveauwechsel ist heftig. Bei den Seniorinnen sind alle Profis dabei, bis zu den Olympiasiegern.“ Sie habe Respekt davor, erzählt sie, aber keine Angst. „Ich werde dann erst mal hinten segeln und es wird schwer, nach vorne zu kommen. Aber ich habe da richtig Lust drauf. Ich bin motiviert.“