Eigentlich müsste er schon weg sein. Und eigentlich war auch schon alles vorbereitet. "Der Traktor stand bereit", sagt Jens Eloas Lachenmayr. Am 31. August endete die Frist, die ihm das Landratsamt gewährt hatte, um die Rosenwies, eine Waldlichtung bei Frickingen-Birkenweiler, zu verlassen. An diesem idyllischen Ort hat der Barde im Frühjahr sein Lager aufgeschlagen und wohnt dort seitdem mit seiner Familie in zwei Zirkuswagen und einer mongolischen Jurte. Nebenan grasen ein Pony und ein paar Schafen. Das Problem: Auf dem Grundstück besteht kein Wohnrecht.

"Ich werde bis morgen früh um 8 Uhr die Rosenwies in jedem Falle verlassen haben", schrieb Lachenmayer noch am Mittwoch vergangener Woche – dem letzten Tag der Duldung auf Flurstück 1446. Er hatte sogar einen Vertrag mit dem Landratsamt unterschrieben, die Lichtung bis Ende August zu verlassen. Doch heute, 10 Tage später, ist er noch immer nicht weitergezogen. Was ist passiert? "Ich saß einfach nur da und habe die Zeit verstreichen lassen", erzählt Lachenmayr und lässt seinen Blick über die Waldlichtung streifen. "Und dann wurde mir klar: Ich kann das nicht machen. Ich hatte trotz Deadline nicht den Mumm, mit meiner Familie und den Wagen und Tieren ins Nichts zu fahren."

Jens Eloas Lachenmayr weiß nicht wohin. In den vergangenen Wochen habe er intensiv nach Alternativen gesucht, wo er mit seinen Wagen und Tieren hinziehen könnte – ohne Erfolg. Kurz habe er überlegt, sich auf dem Gelände des ehemaligen Campingplatzes in Überlingen niederzulassen, erzählt er mit einem Lächeln. Angesichts der angespannten Situation bezüglich der Landesgartenschau habe er es aber doch lieber sein lassen. Auch die andere Idee, jeden Tag mit einem der Zirkuswagen in ein anderes Dorf zu fahren, dort Musik zu machen und zu schauen, ob jemand einen Platz für ihn hat, hat der 43-Jährige schnell wieder verworfen. "Der Aufwand wäre einfach zu groß", sagt er. Außerdem bekomme er die Wagen wegen der kaputten Wege nicht so schnell von der Lichtung.

In seiner Verzweiflung sucht Lachenmayr das Frickinger Rathaus auf. Sein Ziel: Bürgermeister Jürgen Stuckle. Dem erzählt er von seiner Zwangslage und singt ihm ein Ständchen. In seinem neuen Lied "Die blaue Blume" geht es um das Leben auf Wanderschaft und die Suche nach einem Zuhause. Und tatsächtlich: Auch wenn Stuckle Lachenmayr kein geeignetes Grundstück anbieten kann, sichert er ihm zumindest zu, beim Landratsamt um eine Verlängerung der Frist zu bitten. "Für mich ist es kein Problem, dort nachzufragen", sagt der Bürgermeister. "Seine Aufgabe ist es aber nun, möglichst bald eine passende Bleibe zu finden."

Das sieht auch Robert Schwarz so. Der Pressesprecher des Landratsamts hört es nicht gerne, dass Lachenmayr noch immer auf der Frickinger Waldlichtung haust: "Wir wollen ihn ja nicht mit der Brechstange vertreiben, aber wir lassen uns auch nicht ewig hinhalten." Irgendwann müsse man auch die Androhungen umsetzen. Welche Konsequenzen dem Barden nun drohen, könne Schwarz erst sagen, wenn der zuständige Sachbearbeiter aus dem Urlaub zurück ist. Auch ob Lachenmayr die angedrohte Strafe von 3000 Euro nun zahlen muss, sei noch nicht klar. "Es geht uns nicht darum, Geld einzutreiben, sondern darum, ein ordentliches Ergebnis herbeizuführen", sagt Schwarz. Dabei sei man sehr dankbar, dass sich der Barde kooperativ zeige.

Dass Lachenmayr nicht dort wohnen bleiben könne, sei jedoch entschiedene Sache, "schon aus Gründen der Gleichbehandlung", wie Schwarz sagt. Das hat auch der Barde mittlerweile akzeptiert: "In dem Moment, in dem meine Familie leidet, will ich nicht mehr kämpfen", sagt er und schaut zu seiner Frau und den Kindern. "Hier zu bleiben, haben wir aufgegeben", betont auch seine Frau Satya, die sehr mit der unsicheren Situation zu kämpfen hatte. "Immer wenn man darüber nachdenkt, kommt sofort das Damoklesschwert." Das positive Signal von Bürgermeister Stuckle habe ihr aber wieder Mut gegeben. Das Paar hofft nun, ausreichend Zeit zu bekommen, ein neues Zuhause zu finden. Dass die Suche nicht einfach wird, ist beiden klar. Zu viele Voraussetzungen müssen erfüllt sein: mindestens 2500 Quadratmeter Land, Wohnrecht, Abgeschiedenheit und in Reichweite der Schule ihrer Kinder in Überlingen. Beim letzten Mal hat es ein Jahr gedauert, bis sie die Waldlichtung in Frickingen entdeckt haben.

Grundstück gesucht

Familie Lachenmayer sucht intensiv nach einem Grundstück, auf dem sie sich mit ihren Tieren und Wagen niederlassen kann. Am liebsten wäre ihnen ein Stück Land mit einer Ruine, das etwas abseits liegt. "Viele wissen vielleicht gar nicht, dass ihr Grundstück noch einen Wert hat", sagt Lachenmayr, der am liebsten kaufen möchte. "Ich habe mich lange gegen Besitz gesperrt", sagt er. "Aber nur so kann man etwas aufbauen und zieht niemanden mit rein." Der Barde wäre auch bereit, das Grundstück landwirtschaftlich zu bewirtschaften. Vorschläge nimmt er unter Telefon 0 75 54/2 14 92 76 oder per Mail an musik@eloasminbarden.de entgegen.

 

Video: So musiziert der Barde