Nach zwei Jahren Corona-Abstinenz waren am Muttertag zahlreiche Reitergruppen mit mehr als 190 Reitern sowie acht Musikkapellen und viele Pilger und Zuschauer nach Limpach gekommen. Trotz des in erster Linie kirchlichen Hintergrundes der Prozession ist das Ereignis durchaus ein ganz besonderes Schauspiel. Schon der Aufritt der Reitergruppen auf dem Kirchplatz ist beeindruckend. Das Schnauben der Pferde, gelegentliches Wiehern und das eine oder andere Ross, das etwas nervös hin und her trappelt sowie der typische Pferdeduft vermitteln eine besondere Atmosphäre.
Nach einer Begrüßung und einem kurzen Gebet segnete Pfarrer Jürgen Schmidt Pferde, Reiter und Pilger. Dann formierte sich die eindrucksvolle Prozession. Seit mehr als zehn Jahren in Folge bildete Ingo Jehle aus Limpach als Vorreiter an die Spitze des bunten Prozessionszuges. Schon seit Jehle neun Jahre alt ist, reitet er beim Georgiritt mit und hat die Aufgabe als Vorreiter von seinem Vater übernommen.
Danach folgten die Ministranten, die Erstkommunionskinder sowie schließlich die Pfarr- und Gemeinderäte mit Bürgermeister Fabian Meschenmoser und einer Fahnenabordnung des Deutschen Roten Kreuzes Deggenhausertal. Hinter diese Gruppe reihten sich jeweils im Wechsel die Reitergruppen und Musikkapellen ein.

Das erste Mal bei der Prozession dabei war eine Abordnung des Tempelritterordens. „Als von der Kirche anerkannt versuchen wir den Menschen zu helfen, ob Ahrtal oder Bibelaktion, bei der wir 1000 Bibeln an Abiturienten verschenken“, sagt Freiherr von Rothkirch. Da Sonntag sei, sei Kirchgangspflicht und so verbinden sie das eine mit dem anderen.

Seit 1996 betreut Julia Janssen als Tierärztin den Georgiritt. „Ich bin hier in der Gegend aufgewachsen, war in Salem angestellt und habe in Buggensegel eine Praxis für Großtiere aufgebaut. Ich liebe den Georgiritt und habe ein sehr gutes Verhältnis mit der Kirchengemeinde und dem Deggenhausertal.“ Sie lebt mittlerweile in Niedersachsen und ist extra für den Georgiritt nach Limpach gereist. Seit sie den Ritt betreut, hatte es noch nie größeren Probleme mit den Tieren gegeben, so Janssen.

Sie betont, dass die Versorgung für Mensch und Tier beim Georgiritt hervorragend sei, man sei ein gut eingespieltes Team – „das ist in der heutigen Zeit fast ein Luxus“. Konrad Kretzdorn, Mitglied im Festausschuss des Georgiritts, ergänzt: „Es ist für alle eine Riesenfreude, dass der Ritt nun wieder stattfinden kann und das alle Mitwirkenden spontan zugesagt haben, wieder teilzunehmen.“

Die Treue der Reiter wurde durch Ehrungen bestätigt. So haben Stefan Gindele, Otto Moosmann und Longinus Lang bereits 25 Mal am Ritt teilgenommen und Hugo Haag aus Schmalegg bereits 50 Mal.


Georgitritt
Seit mehr als 300 Jahren ist die Georgs-Verehrung in Limpach belegt. Und schon im 13. Jahrhundert wurde die Georgskirche erwähnt und auch damals waren Menschen nach Limpach gekommen, um ihre Sorgen und Nöte dem Heiligen anzuvertrauen. Bei einer Reliquie geht man normalerweise davon aus, dass es sich um ein kleines Stück Stoff handelt, das der Heilige getragen hatte oder ein kleines Detail der Gebeine des Schutzpatrons. Beim Heiligen Georg sei dies allerdings recht schwierig nachzuvollziehen, da dessen Grab in Lydda in Palästina bereits seit dem 4. Jahrhundert bekannt ist. Bisher war man davon ausgegangen, dass sich die Limpacher Reliquie vermutlich bereits mindestens seit dem 17. Jahrhundert im Ort befindet.