Die Interessengemeinschaft Alpenchapter Bavaria und Austria startet zur Frühlingsausfahrt. Die Fahrer verbindet die Leidenschaft zum das Ford Model T. Für Fans historischer Automobile gibt es einiges zu gucken.
Der Organisator der Frühjahrsausfahrt, Gerhard Voggel (links) instruiert bei der Fahrerbesprechung die Teilnehmer über den Ablauf der Fahrt und die entsprechenden Verhaltensregeln auf dem Parkplatz des Höchsten. Bilder: Wolf-Dieter Guip
| Bild: Wolf-Dieter Guip
Wenn man es nicht gesehen hat, glaubt man es nicht: Mehr als 30 Oldtimer des Models Ford Model T, auch „Tin Lizzie“ genannt, drängeln sich auf dem Höchsten, um zu einer Ausfahrt zunächst nach Sipplingen und dann nach Mühlhofen zum Oldtimer- und Traktormuseum zu starten. Es handelt sich um die Frühjahrsausfahrt der Interessengemeinschaft Alpenchapter Bavaria und Austria, die eine Leidenschaft verbindet – das Ford Model T.
Aus Oberriet im Rheintal in der Schweiz kommt Helmut Kühnes, der mit seinem Model T aus dem Jahre 1919 die rund 90 Kilometer auf den Höchsten gefahren ist. Er hat ein Touring-Model mit fünf Sitzplätzen, das er seit sieben Jahren besitzt und anfänglich etwa ein halbes Jahr in der Werkstatt überarbeitet hat. „Es ist etwas kurios, Ich habe das Model T tatsächlich über Ebay aus dem US-Bundesstaat Michigan ersteigert. Zunächst sollte es 21.000 US-Dollar kosten und ich habe es schlussendlich für 17.000 Dollar erworben“, erzählt Kühnes; es hätte wohl nicht so viele Interessenten gegeben. Als gelernter Maschinenmechaniker beherrscht er die Technik und das Besondere: Er fährt täglich mit dem Auto, er hat gar kein anderes.
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„Ich bin selbst bei der Feuerwehr“, berichtet Karl Hartmann aus Hard in Vorarlberg in Österreich. Er hätte sich schon immer für Feuerwehrautos interessiert und ist mit einem zum Feuerwehrfahrzeug umgerüsteten Model T auf den Höchsten gekommen. Er hat das Automobil im Internet gefunden und restauriert. Jetzt ist es ein Schmuckstück. Und er verrät, dass er noch weitere sieben Oldtimer-Feuerwehrfahrzeuge besitzt. Er ist Mitglied im Feuerwehr-Oldtimer-Verein in Hard, der sich der Idee verschrieben hat, speziell die ehemaligen Feuerwehrfahrzeuge der Ortsfeuerwehr Hard zu restaurieren und vor allem funktionsfähig zu machen und zu erhalten.
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Diese Oldtimer waren auf dem HöchstenVideo: Wolf-Dieter Guip
Drei Ausfahrten pro Jahr
„Wir machen jedes Jahr eine Frühjahrs-, Sommer- und Herbstausfahrt“, erklärt Reiner Wilhelm aus dem Raum Stuttgart, der seit zwei Jahren Präsident des Vereins ist. Jede Ausfahrt würde von einem Mitglied jeweils in deren Heimatregion geplant und durchgeführt, sodass die Teilnehmer über die Jahre viele Regionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz kennenlernen.
Die Ausfahrt vom Höchsten haben Gerhard und Silvia Voggel organisiert. „Unser persönliches Highlight war 2022, als wir mit fünf Model T von New York nach San Francisco, knapp 7.000 km, gefahren sind“, erzählt Gerhard Voggel. Und er erinnert sich an eine Italienfahrt, bei der die Polizei den laufenden Verkehr gestoppt hat, damit man mit drei Model T gefahrenlos in die Gegenfahrbahn einer 4-spurigen Straße einfahren konnten.
„Ich war schon auf der Messe ´Classic World Bodensee´ in Friedrichshafen“, sagt Josef Rothner aus dem österreichischen Schärding in der Nähe von Passau und da sei es nicht mehr so weit bis auf den Höchsten zur Clubausfahrt. Sein Ford Motel T in viertüriger Touringversion, den er selbst restauriert hat, hat er schon viele Jahre. Und in den USA gebe es immer noch Ersatzteile, so hätte er einmal einen Zylinder in den USA bestellt und wenige Tage später schon erhalten. Er restauriert seit 46 Jahren Oldtimer und hat sein Hobby zum Beruf gemacht und macht es jetzt wieder als Hobby. „Ich fertige viele Teile selbst und habe gerade 30 spezielle Schrauben hergestellt“, sagt Rothner.
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„In Dingolfing gibt es einen kleinen Markt und da habe ich vor etwa 10 Jahren meinen Ford Motel T in der Speedster-Ausführung gekauft“, sagt Hans Süßmeier aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck. Er hätte einen Motorschaden gehabt, aber er sei selbst Kraftfahrzeugmeister und hat den Motor selbst repariert und das Fahrzeug restauriert. Sein Speedster mit dem Baujahr 1909 sei der älteste Oldtimer bei der Ausfahrt vom Höchsten. Er ist schon ein echte Oldtimer-Sammler, dann er besitzt vier Ford Model T-Automobile und auch noch einige andere Veteranen.
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Höchstgeschwindigkeit von 60 Kilometer pro Stunde
Viele der Oldtimer kommen mit eigener Kraft zu den Startpunkten und andere werden auf dem Anhänger transportiert, weil die Anfahrt sonst zu lange dauern würde, zumal die betagten Automobile eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 60 Kilometer die Stunde erreichen und auch die Technik hin und wieder mal Probleme bereiten könnte.
Franz Köppl aus Zorneding bei München sitzt mit seiner Frau Petra in einem Ford Model T aus dem Jahre 1917, der als Hill-Racer aufgebaut ist und wohl einst bei Bergrennen eingesetzt wurde. „Der Tank ist höher eingebaut, als der Motor, deshalb braucht es keine Benzinpumpe“, erklärt Köppl. Und für Strecken, auf denen es bergauf geht, gibt es eine Handpumpe, die betätigt werden muss, damit der Motor ausreichend Sprit bekommt. Ob es nun an mangelnder Spritzufuhr lag, dass der Motor zwar lief, aber nicht auf Touren kam oder ein anderes Problem vorlag, konnten selbst Kenner der Materie auf dem Höchsten nicht klären, deshalb musste der Hill-Racer auf dem Höchsten bleiben und konnte nicht an der Ausfahrt teilnehmen.
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Die Fahrt auf und um den Höchsten mit seiner maximalen Höhe von 842 Meter über Normalnull mache den Schnauferln jedoch keine Mühe. „Wir haben uns im Club ausschließlich auf die Pflege der Ford Model T konzentriert und haben mehr als 100 Mitglieder“, so der Präsident. Damit sei der Verein wohl einer der größten, der sich auf ein Vorkriegsmodell konzentriert hat.
Start erfolgt in zwei Etappen
Die Oldtimer starten zur RallyeVideo: Wolf-Dieter Guip
Nachdem alle Automobile auf dem Höchsten von Schutzplanen befreit und auf die Fahrt vorbereitet wurden, gab es eine Fahrerbesprechung mit Hinweisen zur Strecke und zu den Verhaltensweisen. Dann erfolgte in zwei Etappen der Start, damit die Fahrzeuge auf der Strecke nicht zu einer größeren Verkehrsbehinderung werden.
Der Organisator der Frühjahrsausfahrt, Gerhard Voggel (links) instruiert bei der Fahrerbesprechung die Teilnehmer über den Ablauf der Fahrt und die entsprechenden Verhaltensregeln auf dem Parkplatz des Höchsten. Bilder: Wolf-Dieter Guip
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Wobei viele Fahrer unisono betonen, dass die Oldtimer gemeinhin nicht als Hindernis betrachtet werden, sondern die meisten anderen Automobilisten sich an dem Anblick der großen Anzahl der schönen Autos erfreuen.