Nun also doch! Ab 20. März, so die Planung, wird die Gemeinde dem Projekt Linzgau-Shuttle angehören, jenem sozialen und ehrenamtlichen Mobilitätsangebot, das besonders ältere und behinderte Menschen dabei unterstützt, ihre Ziele in der näheren Umgebung zu erreichen. Freilich war der Start des Shuttle-Projekts in Daisendorf zunächst eine Fehlzündung.

Wie sich während einer Gemeinderatssitzung Ende Dezember herausstellte, hatten Bürgermeisterin Jacqueline Alberti und die Gemeinderäte kurz zuvor aus der Presse erfahren, dass Meersburg, Hagnau, Stetten und Uhldingen-Mühlhofen sich dem Projekt angeschlossen hatten – eben jene Kommunen, mit denen Daisendorf im Gemeindeverwaltungsverband (GVV) verbunden ist. Daisendorf habe sich, so wurde in einer Ratssitzung in einer Nachbarkommune kommuniziert, gegen eine Mitwirkung entschieden.

Davon war im Rathaus nichts bekannt, wie in der Dezember-Sitzung in Daisendorf öffentlich erklärt wurde. Weder Bürgermeisterin noch Räte seien jemals mit dem Thema Linzgau-Shuttle befasst gewesen, hieß es. Offenbar hatten die anderen GVV-Gemeinden untereinander Fakten geschaffen, ohne Daisendorf einzubeziehen. Entsprechend fühlbar war die Verstimmung im Ratssaal. „Das ärgert mich“, bekannte Gemeinderat Heinrich Straub. Man ging auseinander, mit dem Vorsatz, vom Meersburger Bürgermeister Robert Scherer als GVV-Vorsitzendem Aufklärung zu verlangen.

Für Außenstehende überraschend dann die Szenerie in jüngster Ratssitzung in Daisendorf, als Meersburgs Hauptamtschef Maximilian Fetzer den bisherigen Verlauf des Verfahrens zur Beteiligung am Projekt rekapitulierte und die Mitwirkung Daisendorfs konstatierte, ohne auf jene früheren Irritationen näher einzugehen. In der Sitzungsvorlage zur Umlage der Shuttle-Kosten auf die GVV-Gemeinden tauchte Daisendorf freilich noch nicht auf. Einzig dem Gemeinderat Thomas Ritsche entfuhr in einem Nebensatz, da sei „im Vorfeld doch einiges schiefgelaufen“. Das neue Einvernehmen wurde offenbar in nichtöffentlicher Kommunikation erzielt.

Auf spätere Nachfrage teilt Bürgermeisterin Alberti schriftlich mit, es „haben sich in den vergangenen Wochen alle Beteiligten darum bemüht, das Projekt Linzgau-Shuttle ohne großes Aufsehen in geordnete Bahnen zu lenken“. Weiter heißt es: „Intern wird es zwischen allen politischen Beteiligten noch ein Gespräch geben, um die Zusammenarbeit weiter zu verbessern. Ein solches Gespräch hat aufgrund zeitlicher Kollisionen bisher nicht stattgefunden.“ Auch vertrat sie „die Auffassung, dass politische Themen nicht auf Kosten eines sozial wichtigen Angebotes ausdiskutiert werden sollten“. Als Kostenumlage für Daisendorf seien knapp 1700 Euro jährlich kalkuliert. Der nun benötigte dritte Bus werde ausschließlich von der Stadt Meersburg finanziert und dort stationiert sein. Der Fahrdienst soll am 8. März in der GVV-Versammlung im Rahmen einer Vereinbarung beschlossen werden.

Ingo Kitzmann bekam als Vorsitzender des Vereins Linzgau-Shuttle Gelegenheit, das Projekt vorzustellen. Mit zwei Bussen seien 2022 fast 2000 für die Fahrgäste kostenlose Fahrten absolviert worden. Die Finanzierung laufe im Wesentlichen über Umlagen der Kommunen, Zuschüsse von Kreis und Land sowie über Spenden und Zuwendungen der Aktion Mensch. Im Einzelfall können auch die Sozial- und Pflegekassen die Leistungen unterstützen. Linzgau-Shuttle versteht sich nicht als Konkurrenz zum ÖPNV, sondern als Ergänzung. Schwer sei es derzeit, genügend Fahrer oder Disponenten zu finden.

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