Waren die Sitzungen des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben in jüngster Zeit von Demonstrationen begleitet gewesen, so lief die Verbandsversammlung im Sennhof in Heiligenberg umso ruhiger entlang der Tagesordnung ab. Die Polizeistreife vor der Tür musste nirgends einschreiten, während drinnen der neue Verbandsdirektor gewählt und der aktuelle, Wilfried Franke, verabschiedet wurde. „Wir haben theoretisch eine einfache Tagesordnung, aber für die Region ist sie bedeutsam“, sagte Thomas Kugler, Verbandsvorsitzender und Bürgermeister in Pfullendorf.
Entscheidung gleich im ersten Wahlgang
Gegen 11.20 Uhr stand schließlich Wolfgang Heine als Sieger der geheimen Wahl am Rednerpult. Heine ist bei der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben unter anderem für die Themen Öffentlicher Personennahverkehr, Schienenverkehr, Straßenverkehr, Verkehrsinfrastruktur und Verkehrspolitik zuständig. Der 55-Jährige konnte sich mit 31 von 48 Stimmen gleich im ersten Wahlgang gegen Michael Schlegel, Stadtbaumeister in Markdorf (eine Stimme), und Simone Strähle, Referatsleiterin im Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (16 Stimmen), durchsetzen.

Verbandsvorsitzender Kugler erklärte, sich auf ein gutes Miteinander und einen Interessensausgleich aller Akteure zu freuen. Damit bezog er sich auf die teils massive Kritik verschiedener Gruppen am Ende Juni beschlossenen neuen Regionalplan für die drei Landkreise Bodenseekreis, Ravensburg und Sigmaringen. Ihnen war es vor allem um den Klimaschutz und die Ausmaße des Flächenverbrauchs gegangen.

In seiner 15-minütigen Vorstellung hatte Wolfgang Heine Megathemen der Regionalplanung angesprochen: darunter die Energiewende und der Ausbau der Schienenstrecken. Heine: „Die Region ist mir ans Herz gewachsen. Ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, dass sie zukunftsfest ist.“ Er stellte in Aussicht, eine Mittlerrolle übernehmen zu wollen. Nach seiner Wahl erklärte er: „Ich freue mich sehr“, überlies dann aber Wilfried Franke und dessen Stellvertreter Harald Winkelhausen das Rampenlicht.
„Die Region ist mir ans Herz gewachsen. Ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, dass sie zukunftsfest ist.“Wolfgang Heine, neuer Direktor des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben
Beide wurden in der Sitzung der Verbandsversammlung verabschiedet. Thomas Kugler attestierte ihnen, maßgeblich für den neuen Regionalplan verantwortlich zu sein. Regierungspräsident Klaus Tappeser sprach gar vom Meisterstück der Planer. Verbandsvorsitzender Kugler erfreute die Mitglieder der Verbandsversammlung, die Mitarbeiter des Regionalverbands sowie die Gäste aus Politik, Verbänden, Gesellschaften und von Behörden mit einer launigen Rede. Er blickte auf den bisherigen Lebens- und Arbeitsweg Frankes zurück. Neben dem Regionalplan entstand das Regionale Kompensationsflächenmanagement. Zuletzt wurden die Oberleitungen der Südbahn unter Strom gesetzt. Für Thomas Kugler gehört der scheidende Verbandsdirektor „eigentlich geklont“.

Kugler erinnert an „Kritik teils unter der Gürtellinie“
Bei aller Fröhlichkeit erinnerte er aber auch an die Angriffe, denen Franke, der schon 2020 in den Ruhestand hatte gehen wollen, ausgesetzt war. Kugler ging auf die „unbegründete Dienstaufsichtsbeschwerde“ gegen Franke und „Kritik teils unter der Gürtellinie“ ein. Auch wurde das Verwaltungsgebäude des Regionalverbands beschädigt. „Das muss man erst mal aushalten“, sagte Kugler. Laut dem Redner hat sich Franke um den Regionalverband verdient gemacht: „Mit Wilfried Franke haben wir einen wahren Glücksgriff für die Region gemacht, von dem wir profitieren und noch lange profitieren werden. Wir werden als Verband anders wahrgenommen und benötigt als noch vor vielen Jahren.“
Regierungspräsident Klaus Tappeser sagte: „Wir hängen alle miteinander zusammen. Das ist der Regionalverband.“ In Richtung Franke und Winkelhausen erklärte er: „Das ist Ihr Lebenswerk.“ Für Tappeser war Verbandsdirektor Franke stets ein guter Kritiker. „Ich konnte mich immer auf Sie verlassen. Der Regionalverband ist gut aufgestellt, auch mit Ihrem Nachfolger.“ Seit 2008 hatte Franke den Posten des Direktors inne. Winkelhausen kam auf 29 Jahre.
„Ich konnte mich immer auf Sie verlassen. Der Regionalverband ist gut aufgestellt, auch mit Ihrem Nachfolger.“Klaus Tappeser, Regierungspräsident

Wilfried Franke sagte: „Ich habe gerne in der Region gearbeitet.“ Auch wenn er die vergangenen Monate als die heftigsten seiner 40 Arbeitsjahre beschrieb. Den Regionalplan, der viel Protest auslöste, hält er „für eine gute Basis“, um die Region weiterzuentwickeln. Harald Winkelhausen bezeichnete er als „kongenialen Partner“. Gemeinsam hätten sie den Regionalverband in die Mitte der Gesellschaft gebracht. Franke dankte den Mitarbeitern des Regionalverbands und nicht zuletzt seiner Frau und seinen Kindern. Seinem Nachfolger gab er mit auf den Weg: „Es ist ein toller Job, wenngleich er nicht immer vergnügungssteuerpflichtig ist.“
