Trotz des Feiertags herrscht in Tettnang auf den Parkplätzen zwischen TÜV und Einkaufszentrum reger Betrieb. Anlass für das Großaufgebot der Polizei ist der Beginn der Messe Tuning World Bodensee in Friedrichshafen. Für einen unfreiwilligen Stopp werden alle Autofahrer zu Kontrollstelle umgeleitet, die den Polizeibeamten auffallen. Mal liegt das an quietschenden Reifen, mal am aufheulenden Motor oder auch an der auffälligen Optik eines Autos.

Großes Polizeiaufgebot in Tettnang-Bürgermoos zum Start der Tuning World Bodensee.
Großes Polizeiaufgebot in Tettnang-Bürgermoos zum Start der Tuning World Bodensee. | Bild: Claudia Wörner

Die Tuning World mit ihrem internationalen Publikum sei eine ganz eigene Welt, sagt Polizeipräsident Uwe Stürmer vom Polizeipräsidium Ravensburg. „Unser Ziel ist, durch entsprechende Kontrollen zu gewährleisten, dass technische Veränderungen an den Autos eingetragen werden.“ So seien an den vier Messetagen an mehreren Kontrollpunkten rund 100 Polizeibeamte im Einsatz, die auf getunte und manipulierte Autos spezialisiert seien. Hinzu kämen Polizisten in Zivilfahrzeugen, die auf der Straße gefährliche Überholmanöver und Geschwindigkeitsüberschreitungen ahnden, und ein Drogensuchhund. Unterstützt werden die Ravensburger Beamten von Kräften aus Bayern, Köln, Österreich und der Schweiz.

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Fahrer überrascht von Polizeiaufgebot

Ein weißer Porsche GT4 mit Schweizer Kennzeichen rollt auf den Parkplatz. „Führerschein, Fahrzeugschein, irgendwelche Veränderungen am Fahrzeug?“, fragt ein Polizeibeamter. Die Sechs-Punkt-Sicherheitsgurte anstelle der Drei-Punkt-Gurte sind im Fahrzeugschein eingetragen und der Überrollkäfig, den die Beamten genau unter die Lupe nehmen, gehört bei diesem Modell zu den Spezialausstattungen.

Bei diesem Porsche ist alles im grünen Bereich: Sein Fahrer wundert sich über das große Polizeiaufgebot für die umfangreichen Kontrollen.
Bei diesem Porsche ist alles im grünen Bereich: Sein Fahrer wundert sich über das große Polizeiaufgebot für die umfangreichen Kontrollen. | Bild: Claudia Wörner

„Mich überrascht das Aufgebot. Es ist sehr krass und das habe ich so noch nie erlebt“, sagt Fahrer Fabian Schläpfer. Ansonsten sei die Kontrolle für ihn fast eine Ehre. „Ich habe einen Bürojob und für mich ist das Fahren ein Ausgleich und bedeutet einfach Freiheit“, sagt der Schweizer, der nach wenigen Minuten weiterfahren darf.

Für eine Gruppe aus Ulm zieht sich der unfreiwillige Aufenthalt dagegen fast eineinhalb Stunden. Das Autokennzeichnen ist nicht angeschraubt, sondern mit einem Magnet befestigt, die Lichter des BMWs sind eher blind als klar. Erst vor drei Wochen sei er mit dem Fahrzeug beim TÜV gewesen und der habe nichts zu den Lichtern gesagt, rechtfertigt sich der Fahrer.

Verbotene Substanzen im Auto? Drogensuchhund Ekki ist am Feiertag ebenfalls im Einsatz.
Verbotene Substanzen im Auto? Drogensuchhund Ekki ist am Feiertag ebenfalls im Einsatz. | Bild: Claudia Wörner

Mit einem Spiegel legt sich ein Spezialist unter das Auto und stellt fest, dass sich am Mittelschalldämpfer und am Katalysator Schweißnähte befinden. „Wir sind schon ein bisschen genervt. Man gibt eine Menge Geld für die Eintragungen aus und trotzdem wird alles angezweifelt“, sagt Beifahrerin Nadine Ertle. Auch sie habe zu Hause einen BMW und sich schon immer für Autos interessiert. „Ich finde es cool, wie man aus einem einfachen Auto voll viel rausholen kann“, schwärmt sie von ihrem Hobby.

Rückbau innerhalb von zwei Wochen

Bei der Lärmpegelmessung von 90 Dezibel zeigt sich, dass die erlaubten 79 bei dem BMW deutlich überschritten sind. „Jedes Dezibel mehr bedeutet ja eine Verdopplung der Lautstärke“, erläutert Polizeihauptmeister Matthias Messmer. Toleranz gebe es keine, wenn am Fahrzeug manipuliert worden sei. Da der BMW keine Gefährdung für den Verkehr darstelle, dürfe er trotz der Beanstandungen weiterfahren. „Innerhalb von zwei Wochen muss der Fahrer jedoch den Rückbau nachweisen, sonst kann das Fahrzeug vom Landratsamt stillgelegt werden“, so Messmer.

Die TÜV-Stelle gleich nebenan hat trotz des Feiertags geöffnet. Bei Bedarf wird hier ein Gutachten darüber erstellt, ob ein Fahrzeug weiterfahren darf oder ob der Messebesuch bereits auf dem Parkplatz endet.

Schluss ist am Vormittag des ersten Messetags für einen BMW mit manipulierter Software und manuell steuerbarer Auspuffanlage, die per Knopfdruck lauter oder leiser gestellt werden kann. „Mit Gebühren, TÜV, Abschleppkosten und Bußgeld wird sich das im vierstelligen Bereich bewegen“, rechnet Einsatzleiter Patric Osswald vor. Direkt vor Ort auf dem Supermarktparkplatz legt sich der Fahrer eines weiteren Autos auf den Boden, um die Klappensteuerung auszubauen. Auch bei ihm ist die Lärmpegelmessung deutlich zu hoch ausgefallen.

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Polizei will kein Spielverderber sein

Der Blick auf die Statistik des vergangenen Jahres spricht eine klare Sprache. „Wir hatten 170 Ordnungswidrigkeiten und haben 31 Fahrzeuge stillgelegt“, berichtet Polizeipräsident Stürmer. Dabei wolle die Polizei kein Spielverderber sein. „Aber manche glauben, sie sind auf der Rennstrecke, gehen an ihre Grenzen und auch darüber hinaus.“ Die Kontrollen würden trotz der ungewollten Unterbrechung entspannt verlaufen. „Die Szene kennt die Spielregeln. Wir gehen fair mit den Fahrern um und in der Regel gibt es keinen Stress“, sagt Uwe Stürmer.

Insgesamt 55 Fahrzeuge wurden an diesem Tag in Tettnang kontrolliert, teilt die Polizei später mit. In 25 Fällen gab es Beanstandungen. 17 Fahrern wurde die Weiterfahrt untersagt, neun Fahrzeuge wurden zur weiteren Prüfung stillgelegt.