Diese Überfahrt wird Alex Meier nicht so schnell vergessen. Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern war er vergangenen Dienstag auf dem Rückweg von Konstanz nach Friedrichshafen. Um 14 Uhr ging er mit seiner Familie an Bord des Katamarans „Constanze“. Was dann geschah, hat er mit seinem Handy festgehalten.
„Die Sturmwarnung war an“, sagt Alex Meier zu den bestehenden Wetterverhältnissen zu diesem Zeitpunkt. Da Regen eingesetzt habe, „sind wir zwar an Bord gegangen, haben aber damit gerechnet, dass der Schiffsführer mit der Abfahrt wartet, bis sich die Wetterverhältnisse gebessert haben – der Katamaran also während des Unwetters zunächst im Hafen bleibt“. Allerding habe das Schnellschiff dann „fahrplangetreu abgelegt“.
Während der Überfahrt sei der Katamaran immer wieder mit der Spitze ins Wasser eingetaucht. „So ist sicherlich fünf bis sechs Mal ordentlich Wasser durch die Tür in den Katamaran eingedrungen“, erzählt der Familienvater. Das Wasser stand auf dem Boden des Fahrgastraums, im Bordbistro „sei alles rausgeflogen – das dürfte alles kaputt sein. Wir waren alle nass. Es war ein äußert beängstigendes Szenario. Wir hatten wirklich Angst, dass was Schlimmeres passiert“, sagt er und wundert sich über das Verhalten der Besatzung.
Zwar habe sich ein Besatzungsmitglied einmal im Fahrgastraum umgesehen, sei dann aber wieder nach oben an den Steuerstand verschwunden. „Der Kapitän äußerte sich die gesamte Fahrt über kein einziges Mal zur Situation“, erzählt Alex Meier, selbst langjähriger Motorbooteigner und eigenen Angaben zufolge mit den schnellen Wetterumschwüngen am Bodensee vertraut, und fügt hinzu: „Meiner Meinung nach hat der Kapitän nicht verantwortungsvoll gehandelt, indem er die Fahrt trotz Sturmwarnung antrat.“
Was sagt die Katamaran-Reederei zu dem Vorfall?
„In der Tat gab es vergangene Woche am Dienstag ein schnell aufziehendes Unwetter auf dem See – wie so oft in letzter Zeit“, erklärt Susi Mikulic von der Unternehmenskommunikation der Katamaran-Reederei und bestätigt, dass Seewasser in den Fahrgastraum schwappte und ungesichertes Geschirr zu Bruch ging.
Das sei sicherlich für Fahrgäste „eine ungewohnte und unangenehme Situation, aber vollkommen normal für einen Schiffsbetrieb. Wasser und Wind sind natürliche Elemente und lassen manchmal ihre ‚Muskeln‘ spielen“, so die Unternehmenssprecherin. Zu keiner Zeit habe allerdings Gefahr für das Schiff und die Fahrgäste bestanden.
Bis zu welcher Windstärke kann der Katamaran überhaupt ablegen?
„Es gibt keine fixen Größen, ab wann der Katamaran grundsätzlich im Hafen bleibt“, so Mikulic. Beeinflusst werde das neben der Windstärke von verschiedenen Parametern wie der Wellenhöhe, der Wind- und Wellenrichtung oder auch der Erfahrung des Kapitäns. „Am vergangenen Dienstag war der Katamaran ‚Fridolin‘ zur selben Zeit auf dem Weg von Friedrichshafen nach Konstanz und hatte aufgrund der Windrichtung keine Probleme“, betont die Unternehmenssprecherin.

Anders als in der privaten Schifffahrt habe die Sturmwarnung für die Fahrgastschiffe „nur hinweisenden Charakter“, erklärt sie weiter. „Am vergangenen Dienstag waren es bei dem Unwetter viele kleine, spitze Böen. Die anderen Katamarane konnten daher ihre Kurse zu Ende fahren.“
Dass sich der Kapitän an Bord während der Überfahrt und im Hafen nicht zur Situation geäußert haben soll, hält auch Susi Mikulic für unglücklich. Das Personal kenne solche Situationen, aber natürlich könnten solch hohe Wellen die Fahrgäste erschrecken. „Daher sollte natürlich auch an Bord kommuniziert werden, dass keine Gefahr besteht.“