2022 war ein extrem warmes Jahr am Bodensee: Mit einer Durchschnittstemperatur von 11,4 Grad Celsius an der Wetterstation in Konstanz war es im vergangenen Jahr mehr als 1 Grad Celsius wärmer als im 30-jährigen Mittelwert der Jahre 1991 bis 2020.

Bereits im März war es ausgesprochen warm, bei einer Höchsttemperatur von 20,6 Grad Celsius. Neben Sonnenschein brachten die kräftigen Hochdruckgebiete auch Saharastaub und zeitweise eine ausgeprägte Trockenheit. „Erst am Monatsende fiel der von der Natur dringend benötigte und von vielen herbeigesehnte Landregen“, blickt Meteorologe Roland Roth von der Wetterwarte Süd zurück.

Gelber Himmel über Überlingen: Saharastaub hat im Frühjahr für mystische Stimmung gesorgt.
Gelber Himmel über Überlingen: Saharastaub hat im Frühjahr für mystische Stimmung gesorgt. | Bild: Reiner Jäckle

Der April machte dann seinem Ruf als launischer Monat alle Ehre. „Von Schnee, Eis und klirrender Kälte, über Wüstenluft mit frühsommerlichen Temperaturen, Sturmböen und Föhn bis hin zu Platzregen, Hagel und einzelnen Gewittern war beinahe alles geboten“, sagt Roland Roth.

78 Sommertage und 19 Hitzetage am Bodensee

Ab Mai gab es dann Sonne satt. Der Sommer 2022 übertrumpfte mit einer Durchschnittstemperatur von 20,4 Grad Celsius zwar nicht den Jahrhundertsommer im Jahr 2003 (22,3 Grad Celsius), reiht sich aber trotzdem in die wärmsten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ein.

Ein Standup-Paddler auf dem Bodensee bei Überlingen an einem sommerlichen Tag im Mai.
Ein Standup-Paddler auf dem Bodensee bei Überlingen an einem sommerlichen Tag im Mai. | Bild: Stefan Hilser

Insgesamt gab es 78 Sommertage am Bodensee, an diesen Tagen zeigte das Thermometer Temperaturen von mehr als 25 Grad Celsius an. An 19 Tagen kletterte die Temperatur sogar auf Werte über 30 Grad Celsius, Experten sprechen hier von Hitzetagen. Laut Meteorologe Roland Roth von der Wetterwarte Süd war es am 19. und 20 Juli besonders heiß. In Friedrichshafen wurde an diesen Tagen in der Spitze bis zu 38 Grad Celsius gemessen.

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Insgesamt 78 Frosttage, nur drei Eistage

Ähnlich wie die Anzahl der Sommertage liegt die Zahl der Frosttage im Jahr 2022 bei 78. An diesen Tagen gab es Temperaturen unter 0 Grad Celsius. Eistage, an denen das Temperaturmaximum bei 0 Grad Celsius lag, wurden in Konstanz nur drei vermeldet. Meteorologe Roland Roth spricht deshalb von einem „Winter, der keiner war“. Es gab keine knackige Kälte und in den Niederungen nur wenig Schnee. „Selbst auf den Höhenzügen der Alb und des Allgäus herrschten äußerst bescheidene Schneeverhältnisse.“

Etwas Schnee gab es 2022 auch in Meersburg, hier an der Liegewiese neben der Therme.
Etwas Schnee gab es 2022 auch in Meersburg, hier an der Liegewiese neben der Therme. | Bild: Jenna Santini

Von der Dürre in weiten Teilen Deutschlands und in vielen Ländern Europas blieb der Bodensee weitgehend verschont. Während die Trockenheit dort ernsthafte Probleme bereitete und mancherorts sogar die Trinkwasserversorgung gefährdete, ragten die Regionen südlich der Donau wie eine grüne Insel aus dem ansonsten verdorrten, ockerbraunen Landschaftsbild hervor.

Mehr Regen als im langjährigen Mittel

Wie Roland Roth erklärt, sei das den Alpen zu verdanken, welche die meist schwachen Tiefausläufer wetterwirksam aktivierten und Schauer auslösten – „wobei örtlich auch zu viel des Guten in kürzester Zeit vom Himmel prasselte“. Ende Juni und am 18. und 19. August brachte Regentief Karin flächendeckend und ergiebig Wasser in die Region. Dadurch stieg auch der rekordverdächtig niedrige Sommerpegel des Bodensees sprunghaft um 30 Zentimeter an. Mit insgesamt 872 Litern Wasser pro Quadratmeter regnete es 2022 etwas mehr als im 30-jährigen Mittel.

Mit mehr als 2200 Sonnenstunden hat das Jahr 2022 das langjährige Mittel um fast 30 Prozent übertroffen.
Mit mehr als 2200 Sonnenstunden hat das Jahr 2022 das langjährige Mittel um fast 30 Prozent übertroffen. | Bild: Annette Meyerhoff (Leserreporterin)

Völlig „aus dem Rahmen“ gefallen sind die Sonnenscheinverhältnisse. Mit 2256,1 Stunden Sonnenschein übertraf 2022 das langjährige Mittel um fast 30 Prozent. Der fast unerreichbare Spitzenwert aus dem Jahrhundertsommer 2003 wurde damit übertroffen (2059,5 Stunden).

Spätsommerliches Wetter im Herbst

Jede Menge Sonnenstunden gab es auch noch im Herbst. Bis weit in den Oktober hinein war es spätsommerlich lau und es gab wenig Nebel. „Von einer empfindlich kalten Wetterphase in der zweiten Septemberhälfte abgesehen zeigte sich der Herbst häufig von seiner angenehmen Seite“, fasst Roland Roth zusammen.

Schönstes Herbstwetter in Heiligenberg.
Schönstes Herbstwetter in Heiligenberg. | Bild: Reinhold Köfer (Leserreporter)

Der Dezember zeigte dann zum Jahresende, wie verrückt das Wetter nicht nur im Monat April spielen kann. Auf der einen Seite gab es klirrende Kälte, Eis und Schnee. Pünktlich zum Weihnachtsfest kam dann das Tauwetter und es wurde der wärmste Heiligabend seit Messbeginn. Zum Jahreswechsel kletterten die Temperaturen nochmals und es gab frühlingshafte 15 bis 20 Grad Celsius – schönstes Frühlingswetter im Winter.

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