Mit fast einem Jahr Verspätung passierte am Dienstagabend das, was üblicherweise beim Dienstantritt geschieht. Ole Münder wurde im Rahmen einer Feierstunde als Bürgermeister von Langenargen vereidigt und auf sein Amt verpflichtet. So schreibt es die Gemeindeordnung vor.

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Dass zwischen Beginn der Dienstzeit und offiziellem Amtsantritt fast zwölf Monate liegen, ist jedoch mehr als ungewöhnlich. Ursprünglich war die Vereidigung auch im Januar geplant, erklärt der 50-Jährige. Doch mitten in der zweiten Corona-Welle, als die Inzidenz im Bodenseekreis zeitweise über 200 lag, war daran nicht zu denken.

„Leben mit diesem Virus bedeutet ein Leben mit Handbremse. Daran wird sich so schnell nichts ändern, fürchte ich.“
Ole Münder, Bürgermeister in Langenargen

Also wurde auch dieser Akt, bei dem er mit vielen Bürgern in Kontakt treten wollte, sicherheitshalber ins zweite Halbjahr verschoben. „Leben mit diesem Virus bedeutet ein Leben mit Handbremse. Daran wird sich so schnell nichts ändern, fürchte ich“, sagte Münder, nachdem er auf sein Amt vereidigt war – unter Beachtung der Corona-Auflagen.

Den Rathausschlüssel hat Bürgermeister Ole Münder schon seit fast ein Jahr in der Tasche. Offiziell im Amt ist er aber erst mit der ...
Den Rathausschlüssel hat Bürgermeister Ole Münder schon seit fast ein Jahr in der Tasche. Offiziell im Amt ist er aber erst mit der feierlichen Vereidigung seit Dienstagabend. | Bild: Gemeinde Langenargen

Ex-Bürgermeister ist weg

Beim Rückblick hält sich Ole Münder nicht lange auf. Ja, der Wahlkampf vor einem Jahr war „ein bewegender und bewegter“, sagt er heute, was schlicht untertrieben ist, denn er wurde von den Einwohnern sehr emotional geführt. Letztlich kommt es nicht oft vor im „Ländle“, dass ein Kandidat, noch dazu von außen, den Amtsinhaber nach nur einer Amtszeit aus dem Rathaus drängt. Im ersten Wahlgang lagen der parteilose Verwaltungswirt Ole Münder und CDU-Bürgermeister Achim Krafft nur hauchdünn auseinander, ohne dass einer der beiden die absolute Mehrheit hinter sich hatte. Im zweiten Wahlgang scharte Münder 86 Wähler mehr als Krafft hinter sich und siegte mit 50,91 Prozent der Stimmen.

Das erste Amtsjahr ist schon fast geschafft

Bereits im Januar trat Ole Münder seinen Dienst in Langenargen an. Eine „Übergabe“ der Amtsgeschäfte habe es nicht gegeben, erklärt der neue Bürgermeister auf Nachfrage. Er habe das aber nicht als Manko empfunden. Das „großartige Team“ im Rathaus und viele Kolleginnen und Kollegen aus allen Bereichen der Gemeinde hätten ihm den Wechsel nach Langenargen sehr leicht gemacht.

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Achim Krafft ist inzwischen weggezogen, bestätigt das Rathaus. Eine „formelle Information“ dazu habe das Landratsamt noch nicht, erklärt Kreissprecher Robert Schwarz auf Nachfrage. Krafft ist Kreisrat der CDU-Fraktion und würde kraft Gesetz aus dem Gremium ausscheiden, wenn er den Bodenseekreis verlasse.

Herausforderndes erstes Jahr

Und wie war das erste Jahr an der Spitze im Rathaus? Durchaus „herausfordernd“, sagt Ole Münder. Manche Überraschung blieb nicht aus. So plant die Gemeinde seit Jahren den Bau des neuen Feuerwehrhauses, der so aber nicht funktioniert und quasi neu überlegt werden muss, um nur ein Beispiel zu nennen. Gemeindeentwicklungskonzept, Möglichkeiten für den Wohnungsbau, die Pächternachfolge im Schloss Montfort: „Alles große Baustellen“, sagt Ole Münder. Am 29. November will er bei der Einwohnerversammlung über Ziele und Perspektiven informieren.