Die Temperatur liegt Anfang April knapp über 0 Grad, dazu kommt der Wind, durch den der Aufenthalt im Außenbereich der Autofähre Lodi kaum auszuhalten ist. Die meisten Pendler tummeln sich also in dem recht kleinen, aber warmen Innenraum auf dem Oberdeck, oder bleiben in den Autos und Bussen auf dem Unterdeck sitzen. Bis Ende März bot das Fähre Bistro zusätzlichen Platz, Frühstück und vor allem Heißgetränke, die die Kälte erträglicher machten.

Vertrag mit Pächter gekündigt

Der Vertrag zwischen den Stadtwerken Konstanz und der Catering Bodensee GmbH wurde allerdings vorzeitig gekündigt. Die Bistros auf den Autofähren zwischen Konstanz und Meersburg sind aktuell also nicht in Betrieb – zum Verdruss viele Pendler, die teilweise überrascht an den verschlossen Schwingtüren zum Bistro rütteln. „Die haben immer ein super Frühstücksangebot gehabt“, sagt Brigitte Müller aus Uhldingen-Mühlhofen dem SÜDKURIER. Sie fahre seit 43 Jahren mit der Fähre und habe das Bistro jeden Morgen gerne genutzt. Nun werde sie wohl auf Bäckereien in der Stadt ausweichen müssen.

Blick in das verwaiste Bistro auf der Autofähre Lodi.
Blick in das verwaiste Bistro auf der Autofähre Lodi. | Bild: Simon Conrads

„Ja, das Bistro fehlt total“, bestätigt Wolfgang Entringer, der ebenfalls aus Uhldingen-Mühlhofen kommt. Er pendele mit seinem Fahrrad seit über 20 Jahren mit der Fähre über den See. Er habe sich nicht bei jeder Überfahrt etwas im Bistro gekauft. „Aber im Winter, zum Aufwärmen, trinke ich ab und zu einen Kaffee“, sagt er. Außerdem verweist er auf die zusätzlichen Sitzplätze, die die Bistros geboten haben. Wie eng es auf der Fähre an kalten Tagen ohne diesen Raum werden könne, habe er gemerkt, als die Bistros Pandemie-bedingt geschlossen hatten.

Wolfgang Entring seit über 20 Jahren mit der Autofähre über den See: „Das Bistro fehlt total.“
Wolfgang Entring seit über 20 Jahren mit der Autofähre über den See: „Das Bistro fehlt total.“ | Bild: Simon Conrads
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„Ich nehme hier normalerweise nie was, aber es gibt viele Leute, denen das sehr wichtig ist“, berichtet Barbara Spannagel. Sie kommt aus Ittendorf und ist mit der Buslinie 700 auf der Fähre. Der Busfahrer beispielsweise habe in der Zeit auf der Fähre üblicherweise einen Kaffee getrunken. „Es ist einfach furchtbar, dass das so tot aussieht“, sagt Spannagel über den verwaisten Essensbereich.

„Ich nehme hier normalerweise nie was, aber es gibt viele Leute, denen das sehr wichtig ist“, sagt Barbara Spannagel. Sie ...
„Ich nehme hier normalerweise nie was, aber es gibt viele Leute, denen das sehr wichtig ist“, sagt Barbara Spannagel. Sie setzt als Fahrgästin der Buslinie 700 auf der Fähre zwischen Meersburg und Konstanz über. | Bild: Simon Conrads

Nico Zentner studiert in Ravensburg und pendelt von Konstanz aus ebenfalls mit dem Bus und der Fähre über den See. Kaffee trinken und frühstücken im Fähre-Bistro gehörte in der Vergangenheit dazu, auch als Zeitvertreib. Er werde sich zukünftig wohl schon in Konstanz oder erst in Ravensburg versorgen. „Die Zeit auf der Fähre ist in dem Fall dann verschwendet“, sagt er und lacht.

Nico Zentner ist Student in Ravensburg. Er hat die Fährtfahrt in der Vergangenheit mit Kaffee und Frühstück verbracht. Jetzt wo das ...
Nico Zentner ist Student in Ravensburg. Er hat die Fährtfahrt in der Vergangenheit mit Kaffee und Frühstück verbracht. Jetzt wo das Bistro geschlossen hat sagt er: „Die Zeit auf der Fähre ist in dem Fall dann verschwendet.“ | Bild: Simon Conrads

Die Brezel, der Kaffee – das fehlt schon

Max Steiner hat das Bistro zwar nicht ganz so regelmäßig frequentiert wie andere Pendler. „Aber ab und zu was zum Vespern, eine Brezel und einen Kaffee“ habe er sich schon gekauft. Insofern werde auch ihm das Bistro fehlen, solange es geschlossen ist.

Max Steiner hat das Bistro nur gelegentlich genutzt. „Aber ab und zu was zum Vespern, eine Brezel und einen Kaffee“ habe er ...
Max Steiner hat das Bistro nur gelegentlich genutzt. „Aber ab und zu was zum Vespern, eine Brezel und einen Kaffee“ habe er sich schon gekauft. | Bild: Simon Conrads

Theo Kraus ist kein regelmäßiger Pendler, er steht aber ebenfalls vor den verschlossenen Türen der Gastronomie. Auf die Frage, ob ihm das Angebot fehlen werde, antwortetet er am kalten, windigen Morgen: „Ja, klar, ich hätte jetzt schon gerne ein warmes Getränk.“

Theo Kraus steht ebenfalls vor den verschlossenen Türen des Bistros. Ob ihm das Angebot fehlt? „Ja, klar, ich hätte jetzt schon ...
Theo Kraus steht ebenfalls vor den verschlossenen Türen des Bistros. Ob ihm das Angebot fehlt? „Ja, klar, ich hätte jetzt schon gerne ein warmes Getränk.“ | Bild: Simon Conrads

Wann und ob die Bistros ihre Türen wieder öffnen, ist bislang unklar. Laut der Pressestelle der Stadtwerke Konstanz habe es mehrere Bewerber auf eine Ausschreibung nach neuen Pächtern gegeben. Frühestens ginge es ab dem 15. April weiter. Mitarbeiter des Bistros zeigten sich gegenüber dem SÜDKURIER Ende März eher pessimistisch. Es gebe zu wenig Personal für die von den Stadtwerken anvisierten, an den Fährbetrieb angepassten Öffnungszeiten.

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