Haustür: Falsche Polizisten und Co.

Gefahren, Opfer von Betrügern zu werden, lauern nicht nur am Telefon oder im Internet. Nadine Götz vom Referat Prävention im Polizeipräsidium Ravensburg erklärt, dass beispielsweise auch falsche Handwerker oder falsche Amtspersonen an der Wohnungs- oder Haustür auftauchen können. „Ich möchte nicht sagen, dass alles unseriös ist, aber vieles“, sagt die Polizeibeamtin. Sie rät dazu, niemanden hineinzulassen, höflich, aber bestimmt abzulehnen, das Kennzeichen zu notieren und den Sachverhalt zu melden „und so vielleicht eine andere Tat zu verhindern“.

Polizistin Nadine Götz bei einem Vortrag in einem Lokal in Sauldorf-Rast. Sie will Jung und Alt für die Maschen der Täter sensibilisieren.
Polizistin Nadine Götz bei einem Vortrag in einem Lokal in Sauldorf-Rast. Sie will Jung und Alt für die Maschen der Täter sensibilisieren. | Bild: Santini, Jenna

Wenn Sie tatsächlich ein Geschäft abschließen möchten, suchen Sie den Anbieter selbst aus, bestehen auf das Widerrufsrecht und einen Durchschlag des Auftrags. Kein Widerrufsrecht gibt es laut Götz bei Vereinsmitgliedschaften oder Bagatellgeschäften. Hier liegt die Grenze bei 40 Euro. Auch vor unseriösen Notdiensten warnt Nadine Götz. Ihre Tipps: Nicht den ersten Notdienst auswählen, der im Internet angezeigt wird, von Anfang an eine Rechnung verlangen und im Notfall Hilfe bei der Polizei suchen.

Ein Beispiel: Ein falscher Polizeibeamter klingelt und sagt: „Ich muss bei Ihnen das Bargeld überprüfen. Es könnte Falschgeld sein.“ Derlei Fälle kamen schon mal vor. Präventionsbeamtin Nadine Götz sagt: „Auch wenn Sie den Ausweis verlangen, können Sie ihn eventuell nicht von einem echten Ausweis unterscheiden.“ Das gilt ebenso bei anderen Amtspersonen oder Anbietern von Dienstleistungen. Nadine Götz rät daher, die Nummer der jeweiligen Stelle oder des Unternehmens selbst herauszusuchen und dort anzurufen. Die Wohnungs- oder Haustür bleibt dabei immer geschlossen. Zudem sollten Wertgegenstände niemals in dem Bereich aufbewahrt werden, den jeder Gast nutzt.

Telefon: Der fiese Enkeltrick

Die Tochter oder der Enkel, die finanzielle Hilfe benötigen. Diese Tricks haben traurige Berühmtheit erlangt. Wellen an sogenannten Schockanrufen rollen immer wieder über die Region. Im Jahr 2021 lag der Schaden durch solche Anrufe im Bereich des Polizeipräsidiums Ravensburg bei 310.000 Euro. Doch wie hoch ist die Dunkelziffer? Nadine Götz zufolge werden nicht alle Taten angezeigt. Die Polizeibeamtin appelliert: „Es ergibt Sinn, dass Sie Anzeige erstatten. So können Ermittlungen entstehen.“ Dass die Täter leichteres Spiel haben, als Betroffene es annehmen, verdeutlicht die Präventionsfachfrau anhand von Beispielen, die sich an realen Fällen orientieren.

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„‘Mama, ich hab‘ einen Unfall gehabt und jemanden tot gefahren.‘ Die Chance ist groß, dass ich eine Mutter erreiche, die eine Tochter hat. Die Tochter weint“, führt Nadine Götz aus. Meist kommen falsche Polizeibeamte, Staatsanwälte, Verwandte, Freunde oder Bekannte hinzu, die die Geschichte bestätigen sollen. Die gängige Masche: Die Täter verlangen eine Kaution. Ein Bote oder eine Botin holt das Geld. Treffpunkt ist meist ein belebter Platz. Die Betrüger können unauffällig mit dem Geld verschwinden. Damit das nicht passiert: keine Details über Familie und Finanzen verraten, Familienangehörige mit einbeziehen, den Enkel/die Tochter unter der bisher bekannten Telefonnummer anrufen, niemals Geld an Unbekannte übergeben, gar nicht erst rangehen oder auflegen.

Anrufer mit schlechten Absichten können auch falsche Polizeibeamte, angebliche Microsoft-Mitarbeiter oder sonstige Personenkreise sein. Eine Überlegung sei es wert, Namen und Adresse aus dem Telefonbuch rausnehmen oder zumindest den Vornamen abkürzen zu lassen. Die Täter knöpfen sich gerne Menschen vor, deren Vornamen älter klingen. „Waltraud ist ein älterer Name“, sagt Nadine Götz. Die Abkürzung W. Müller lasse nichts bezüglich Geschlecht oder Alter erkennen.

Ein weiteres Beispiel: Die Polizei warnt stets vor der „geschickten Gesprächsführung“ der Betrüger. So kann ein Dialog ablaufen, in dem die Betroffenen mehr von sich preisgeben, als sie dies wollen. Die Polizei spielt in ihrer Präventionsarbeit eine entsprechende Aufnahme ab. Täter: „Hallo, Oma.“ Angerufene: „Hallo, wer ist denn da?“ Täter: „Jetzt sag bloß, du weißt nicht, wer dran ist?“ Angerufene: „Markus?“ Täter: „Ja, ich bin es.“ Dann weist der Anrufer noch auf etwaige Netzprobleme als Grund dafür hin, dass er sich anders als sonst anhört. Bereitwillig verrät die Angerufene Details zu ihrem Sparbuch.

Ihre Tricks versuchen die Täter auch per Textnachricht, zum Beispiel per WhatsApp, anzuwenden. Dann melden sich Tochter oder Sohn beispielsweise unter einer vermeintlich neuen Handynummer.

Betrug per Textnachricht: Ein Täter spielt vor, die Tochter des Angeschriebenen zu sein. Es handelt sich um ein Beispiel, das so im ...
Betrug per Textnachricht: Ein Täter spielt vor, die Tochter des Angeschriebenen zu sein. Es handelt sich um ein Beispiel, das so im Internet kursiert. | Bild: Santini, Jenna

Online: Falsche Gewinnversprechen

Im Internet sind es oft falsche Gewinnversprechen, die Opfer anlocken. Diese sind in der Regel an Bedingungen geknüpft. Die Betroffenen müssen erst investieren, ehe sie den Gewinn erhalten. Nadine Götz stellt folgende Frage: „Haben Sie überhaupt an einem Gewinnspiel teilgenommen?“ Ferner betont die Polizeibeamtin: „Wenn man einen Gewinn erhält, muss man vorher nichts tun.“

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Unterwegs: Taschendiebstahl und mehr

Die Betrugsmaschen, die Sie unterwegs treffen können, sind vielfältig – von Taschendiebstahl bis manipulierte Kartenlesegeräte und Geldautomaten. Nadine Götz bittet darum, sich nicht von hilfsbereit oder -bedürftig auftretenden Personen ablenken zu lassen. Sie hat folgende Ratschläge: nur so viel Bargeld und Karten mitnehmen, wie benötigt werden, Wertgegenstände gerade auf Reisen nah verteilt am Körper tragen, Taschen immer mit der Verschlussseite zum Körper richten und die Pin beim Geldabheben schützen. „Wenn Ihnen etwas komisch vorkommt, informieren Sie die Polizei“, sagt Nadine Götz. Der zentrale Sperrnotruf hat die Nummer: 116 116.