Sonne und Wärme waren dieses Frühjahr am Bodensee eher Mangelware. So war der April beispielsweise im Vergleich zum 30-jährigen Mittel 1,5 Grad Celsius zu kühl, die Durchschnittstemperatur lag bei nur 8,7 Grad. Außerdem war es im vierten Monat des Jahres deutlich zu nass: 104,2 Liter Regen sind pro Quadratmeter gefallen – 84 Prozent mehr als im 30-jährigen Mittel.
„Es war der nasseste April am Bodensee seit 2017“, fasst Meteorologe Jürgen Schmidt von Wetterkontor zusammen. Auch die Sonne hielt sich zurück. Sie schien nur 147,6 Stunden und war damit 21 Prozent weniger zu sehen als sonst in diesem Monat. Damit war der diesjährige April der trübste April seit 2013.

Erdbeeren mögen es nicht zu trocken
Während sich viele Menschen im Frühjahr wärmere Temperaturen und Sonne wünschen, sind die Bedingungen für das Obst am Bodensee dieses Jahr besonders gut. Gerade Erdbeeren als Halbschattengewächs kommt das Klima zugute. „Für die Erdbeeren war das Wetter bisher super“, bestätigt Erich Pfleghaar vom gleichnamigen Obst- und Gemüsehof in Reute in Markdorf. „Es war nicht zu nass, sondern endlich mal nicht zu trocken.“

Anders als viele seiner Kollegen baut Pfleghaar alle seine Beeren in Gewächshäusern mit Foliendächern an. So kann er die Luftfeuchtigkeit und Temperatur optimal regulieren. „Die Foliendächer sichern unseren Ertrag“, sagt der Obstbauer ehrlich. „Die Früchte sind vor Hagel geschützt, das ist viel wert.“
Aprikosen haben es schwer
Während die Erdbeeren bei Pfleghaar dieses Jahr gute Bedingungen vorfinden, haben es die Aprikosen schon etwas schwerer. Der Grund: Eisige Nächte mit viel Wind sorgten Ende März und Anfang April dafür, dass die Blüten erfroren. „Normalerweise ernten wir etwa vier Tonnen Aprikosen, dieses Jahr isst der Chef die Aprikosen wohl selbst“, sagt Pfleghaar und schmunzelt dabei.

Über den Ertrag bei den Äpfeln lässt sich aus Sicht von Pfleghaar aktuell noch wenig sagen. Bisher vermutet der Obstbauer aus Markdorf, dass er „mit einem blauen Auge“ davongekommen ist.
Zeitpunkt der Blüte wird im Winter mitbestimmt
Auch laut Manfred Büchele, Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Obstbau Bodensee, beeinträchtigt das nasse und kühle Wetter im Frühjahr das Wachstum der meisten Obstsorten nicht. Denn der Zeitpunkt der Blüte wird vom Witterungs- und Temperaturverlauf während des Winters mitbestimmt.
„Hier haben wir nach dem milden Januar zunächst eine frühe Blüte erwartet“, sagt er und fügt ergänzend hinzu: „Inzwischen liegen wir eher eine Woche nach dem frühen letzten Jahr.“ Was Büchele außerdem aufführt, ist der geringere Bienenflug bei kaltem Wetter – dieser führe tendenziell zu einer geringeren Befruchtung.

Der Experte betont: „Wir sind aber noch nicht durch und letztlich kann man frühestens Juni etwas Fundiertes sagen.“ Weil Landwirte das Wetter schlecht beeinflussen können, setzen viele von ihnen mittlerweile auf einen geschützten Anbau. Spargel beispielsweise wird unter einer Folie angebaut, da er dort gleichmäßigere und steuerbare Wachstumsbedingungen habe, erklärt Büchele.
Erste Erdbeeren sind „etwas teurer“
Auch Erdbeeren werden oft im Tunnel angebaut – oder wie Erich Pfleghaar im Gewächshaus unter einem Foliendach. „Dort kann ein eigenes Klima optimal reguliert werden“, sagt Büchele. Die ersten Erdbeeren gibt es bereits seit einigen Wochen zu kaufen. „Sie sind nicht so ertragreich und daher notwendig etwas teurer“, weiß Büchele. Die großen Mengen kommen dann vor Pfingsten.
Doch auch bei den Erdbeeren vom Feld muss der Verbraucher dieses Jahr etwas tiefer in die Tasche greifen. Als Ursache für den höheren Verkaufspreis nennt Büchele insbesondere den gestiegenen Mindestlohn. Der Obstbau-Experte erklärt: „Dieser ist auch in der Landwirtschaft für Saisonarbeitskräfte zu bezahlen und wurde zuletzt um mehr als 20 Prozent angehoben. Auch die übrigen Kosten sind deutlich gestiegen. Das muss der Landwirt an den Käufer weitergeben.“