Die Puzzleteile der Tat beginnen sich zusammenzufügen – zwei Tage, nachdem ein 47-Jähriger seine getrennt von ihm lebende Ehefrau in dem Ladengeschäft Megamix in Markdorf erschossen hat. Die 14.000-Einwohner-Stadt im Hinterland des Bodensees ist aufgewühlt. Das Verbrechen ist am Montag das alles beherrschende Thema auf den Straßen und in den Geschäften der Stadt.
Der Mann hatte in betrunkenem Zustand die 44-jährige Frau an ihrem Arbeitsplatz getötet, am Schalter der Postfiliale in dem Laden, am Samstag gegen 13 Uhr, kurz vor Ladenschluss. Das Geschäft war zu diesem Zeitpunkt rege besucht, es muss etliche Augenzeugen der Bluttat gegeben haben.
Was am Montag feststeht: Der Tatverdächtige hatte sich zuvor von seinem Wohnort im Raum Pfullendorf mit einem Taxi nach Markdorf bringen lassen, wohin seine Frau mit ihrem zehnjährigen Sohn nach der Trennung vor einigen Monaten offenbar gezogen war und eine neue Arbeit in dem Schnäppchenmarkt gefunden hatte. Ihr Sohn besuchte die fünfte Klasse der Realschule des Markdorfer Bildungszentrums. Dort erfuhren seine Mitschüler am Montagmorgen die erschütternde Nachricht, Seelsorger hatten sich noch am Vormittag in der Klasse um die Kinder gekümmert.
Nachdem der 47-Jährige aus dem Laden gestürmt und wieder in das Taxi gestiegen war, verlor sich seine Spur zunächst. Offenbar hatte der Taxifahrer aber einen Notruf abgesetzt. Jedenfalls konnte die Polizei das Taxi im Stadtgebiet von Pfullendorf stoppen und den Mann festnehmen. Diesen Sachverhalt bestätigte die Polizei am Montag auf Nachfrage des SÜDKURIER.
Bericht eines Augenzeugen
In Markdorf sind die Menschen erschüttert. Ein Markdorfer berichtet im Gespräch mit uns, wie sein erwachsener Sohn Augenzeuge der Tat wurde. Der Sohn sei am Wochenende auf Besuch zuhause am Bodensee gewesen, sagt der Vater. Er hatte gerade den Laden betreten, als er drei kurz aufeinander folgende Schüsse gehört habe. „Er hat dann gesehen, wie eine Frau im rückwärtigen Bereich in der Nähe des Postschalters auf dem Boden lag und von einer anderen Person im Arm gehalten wurde“, berichtet der Mann. Bange und gefühlt lange Minuten seien vergangen, bis die Rettungskräfte eingetroffen seien. Alarmiert von seinem Sohn habe er selbst dann auch den Notruf gewählt. Der Polizei habe sein Sohn noch das Kennzeichen des Taxis geben können. Inzwischen sei er wieder zurück in Bayern, sprechen wolle er über das Erlebte nicht, zu tief sitze der Schock. Aus diesem Grund wollen beide auch anonym bleiben.
An diesem windigen und kalten Montagmorgen liegen etliche Blumengebinde und Kerzen vor der verschlossenen Türe des Megamix – und auch mehrere handgeschriebene Botschaften. Auf einem Blatt in einer Klarsichtfolie steht in geschwungenen Lettern und mit Herzen versehen: „Unser tiefstes Mitgefühl den wunderbaren Frauen der Markdorfer Post“.
Kommentar: Diese Taten nehmen uns alle in die Pflicht
Erst Stockach, dann Markdorf. Die Bluttaten in der Bodenseeregion sind erschütternd. Wer sie als Eifersuchtsdramen abtut, sieht das wahre Problem nicht: Gewalt gegen Frauen, in jeglicher Art. Ein Kommentar von Dominik Dose.